3. Die häufigsten Marketing-Denkfehler von Coaches
In unseren Marketing-Coachings stoßen wir immer wieder auf „undienliche“ Überzeugungen rund um das Thema Marketing. Diese stehen dem Erfolg oft unnötig im Wege. Obwohl jeder Coach seine eigenen Überzeugungen hat, gibt es doch ein paar Gedanken, die immer wieder so oder ähnlich geäußert werden.
Unsere Hitparade der häufigsten Denkfehler von Coaches zum Thema Marketing:
- Marketing kann ich selbst machen!
- Marketing mache ich nur, wenn ich Kunden brauche.
- Ich brauche als Coach keine Spezialisierung.
- Marketing darf nichts kosten.
- Es wird sich schon rumsprechen, dass ich ein guter Coach bin.
- Ich sollte mein Ego nicht so nach vorne stellen.
- Vom Coaching alleine kann ich nicht leben.
- Das Universum wird mir schon genügend Kunden schicken.
Ruth: Ganz sicher werden Ihnen einige dieser Gedanken bekannt vorkommen. Aus diesem Gedankengut erwachsen nicht nur viele falsche Entscheidungen rund um das Thema Marketing, sondern auch viele Unsicherheiten für Ihre alltägliche Coaching-Arbeit.
Allein aus ihrem beruflichen Selbstverständnis heraus sind Coaches nicht die geborenen Selbstvermarkter. Sie wollen für andere da sein und müssen sich im Prozess selbst zurücknehmen ... und würden am liebsten die Verantwortung für ihre Neukundengewinnung abgeben.
Tanja: Ich persönlich finde es sehr schade, dass oft die besten Coaches kaum für den Kunden auffindbar sind. Sie nehmen sich so weit zurück, dass Kunden statt eines Fernglases oft ein Teleskop benötigen, um den passenden Coach aufzuspüren.
Warum sind diese Gedanken aus unserer Sicht Denkfehler? Sehen wir uns diese Punkte mal der Reihe nach an:
1. Marketing kann ich selbst machen ... Und ich habe einen Cousin, der kann Internetseiten programmieren
Warum ist das ein Denkfehler? Bei einigen wenigen Coaches funktioniert das wirklich und sie sparen so einige Tausend Euro. Doch anders als beim Kuchenbacken steigt die Qualität nicht unbedingt dadurch, dass man alles „aus eigener Hand“ herstellt.
Tanja: Ich habe dies am eigenen Leib erfahren. Und das, obwohl ich mich aufgrund meiner Ausbildung mit Marketing vielleicht schon besser auskenne als viele andere Coaches. Glauben Sie mir: Mit dem neuen Flyer kamen plötzlich ganz andere Klienten zu mir. Menschen, die meine Arbeit auch bezahlen konnten und mit denen ich nicht mehr über meine Preise diskutieren musste. Das war vorher nicht immer so.
Flyervergleich:
Ruth: Die Kunden schließen von der Qualität Ihres Werbemittels auf die Qualität Ihrer Arbeit. Deshalb unsere Empfehlung: Lieber mit weniger Marketing- und Werbemitteln anfangen und diese von Profis gestalten lassen. Eine Beschreibung des Minimalpakets finden Sie im Kapitel 8.1.
2. Marketing mache ich nur, wenn ich Kunden brauche ... Wenn es gut läuft, kann ich damit aufhören.
Tanja: Auch dieser Gedanke war einmal Teil meines Glaubenssystems, bis ich durch meine Erfahrungen eines Besseren belehrt wurde. Als guter Coach sind Sie, je nach Thema, in wenigen Sitzungen mit einer Klientin bzw. deren Anliegen „fertig“. Das heißt, dass Sie für eine gute Auslastung permanent neue Klienten benötigen.
Wenn Sie also im Januar etwas Marketing betreiben und im März wieder damit aufhören, weil genug Klienten Termine fixiert haben, laufen diese Prozesse bis etwa Juni wieder aus und Sie benötigen erneut Klienten. Wenn Sie jetzt erst wieder mit dem Marketing starten, dauert es Wochen, bis die potenziellen Neukunden davon etwas merken und sich trauen, Sie anzurufen. Nicht selten vergehen vom Moment der Flyer-Mitnahme bis zum Anruf sogar Monate! Für einen gut gefüllten Terminkalender macht es also Sinn, das ganze Jahr über kontinuierlich authentisches Marketing zu betreiben.
3. Ich brauche als Coach keine Spezialisierung ... Es ist schließlich egal, ob ich eine Entscheidung zwischen zwei Männern oder zwei Joboptionen aufstelle.
Tanja: Aus Coach-Sicht gebe ich Ihnen da absolut recht.
Ruth: Ja, wenn der Kunde nicht wäre: Der hat nämlich eine andere Sicht und kann sich ganz bestimmt nicht vorstellen, dass Ihre Methoden so gut sind, dass Sie ihm bei der Berufsauswahl und bei seinen Beziehungsproblemen gleichzeitig helfen können. Stellen Sie sich mal vor: Eine Autorin ist auf dem Gebiet Kinderbuch sehr erfolgreich. Und nun soll sie den NLP-Kanon für das 21. Jahrhunderts schreiben. Trauen Sie ihr das zu? Schreiben kann sie doch ...
4. Marketing darf nichts kosten ... Ich muss eh so viel Geld ausgeben für meine Selbstständigkeit.
Es wäre schön, wenn dieser Satz wahr wäre – auch wenn es dann noch mehr arbeitslose Webdesigner und Mediengestalter geben würde. Leider wachsen weder professionell gemachte Visitenkarten noch suchmaschinen-optimierte Internetseiten auf Ihrer Fensterbank. All das kostet Sie Geld. Jetzt die gute Nachricht: Sie können trotzdem einiges sparen, indem Sie die für sich passenden Werbemittel auswählen und das Kapitel 8.1 „Was Sie sich sparen können“ gut durchlesen J.
5. Es wird sich schon herumsprechen, dass ich ein guter Coach bin ... Und dann werde ich über Weiterempfehlungen bald genügend Klienten bekommen.
Diese Aussage stimmt – bis auf das Wort „genügend“. Je länger Sie als Coach arbeiten, umso mehr neue Klienten werden den Weg über Empfehlungen zu Ihnen finden. Einige Klienten wollen aus persönlichen Gründen aber gar nicht weitererzählen, dass sie bei Ihnen waren. Und um wirklich vom Coaching leben zu können, reicht (diese) Hoffnung alleine nicht aus.
6. Ich sollte mein Ego nicht so nach vorne stellen ... Das überlasse ich lieber den Blendern, die das nötig haben.
Viele Coaches meinen, dass schon ein Foto auf ihrer Internetseite oder im Flyer zu viel Selbstdarstellung ist. Dabei findet der erste „Chemie-Check“ meist über das Foto und die persönlichen Informationen statt. Mehr dazu finden Sie im Kapitel 4.
Tanja: Ich konnte durch meine Internetstatistik bei Google Analytics nachvollziehen, dass sich meine Besucher oft mehr für mein soziales Engagement als für meine Coaching-Methoden interessieren. Das hat mich am Anfang wirklich sehr überrascht.
7. Vom Coaching alleine kann ich nicht leben ... Es ist unmöglich, den benötigten Preis für meine Arbeit zu verlangen.
Ruth: Doch, das geht. Laut der DBVC-Coaching-Marktanalyse 2011 leben 11 % aller Coaches allein vom Coaching. Tanja ist hier nur eine von vielen Coaches, die das schaffen. Es ist unser Ziel, dass Sie mit unserem Buch alle Hilfsmittel in die Hand bekommen, damit auch Sie in Kürze gut vom Coaching leben können.
Tanja: Die Frage ist aus unserer Sicht eher die, ob Sie sich selbst den Erfolg auch erlauben. Wissen Sie, wo Sie die stärkste Erfolgsbremse für Ihren Umsatz sehen können? Jeden Morgen, in Ihrem Spiegel. Ich sage immer gerne: Die Zielgruppe „da draußen“ ist 100 %, denn alle können von der Arbeit eines guten Coaches profitieren. Das heißt aber auch: Zu diesen 100 % gehöre auch ich als Coach! Deshalb: Erst lösen wir diese Blockade in uns – und dann bei anderen. Mehr dazu finden Sie im Kapitel 5.3 zum Thema „Eigene Sabotagemuster erkennen“.
8. Das Universum wird mir schon genügend Kunden schicken ... wenn ich nur richtig bestelle!
Ruth: Anfangs musste ich über diesen Satz lachen und konnte kaum glauben, dass er so weit verbreitet ist. Mittlerweile bleibt mir das Lachen oft im Halse stecken.
Daher fällt unsere Antwort hier etwas länger aus. Eine kleine Geschichte für alle spirituellen Coaches, die gerne die Verantwortung für ihre Neukundenakquise in Gottes[1] – oder in die Hände einer anderen höheren Gewalt – legen wollen.
Drei Boote[2]
Ein Priester saß an seinem Schreibtisch am Fenster und bereitete eine Predigt über die Vorsehung vor, als er plötzlich eine Explosion zu hören glaubte. Bald sah er auch Menschen in Panik hin und her laufen und erfuhr, dass ein Damm gebrochen war, der Fluss Hochwasser führte und die Bevölkerung evakuiert wurde. Der Priester sah, wie das Wasser auf der Straße stieg. Es fiel ihm schwer, aufsteigende Panik zu unterdrücken, aber er sagte sich: „Ausgerechnet jetzt arbeite ich an einer Predigt über die Vorsehung, da erhalte ich Gelegenheit zu praktizieren, was ich predige. Ich werde nicht fliehen. Ich werde hierbleiben und auf Gottes Vorsehung, mich zu retten, vertrauen.“
Als das Wasser bis zu seinem Fenster stand, fuhr ein Boot vorbei und die Menschen darin riefen ihm zu: „Steigen Sie ein, Herr Pfarrer.“ „Oh nein, Kinder“, sagte der Priester zuversichtlich, „ich vertraue auf die Vorsehung. Gott wird mich retten.“ Er kletterte jedoch auf das Dach und als das Wasser auch bis dorthin stieg, kam ein weiteres Boot voller Menschen vorbei und sie drängten den Pfarrer einzusteigen. Wiederum lehnte er ab. Dieses Mal stieg er bis in die Glockenstube.
Als ihm das Wasser bis zu den Knien reichte, schickte man einen Polizeioffizier mit einem Motorboot, um ihn zu retten. „Nein, danke, Herr Offizier“, sagte der Priester ruhig lächelnd. „Sehen Sie, ich vertraue auf Gott. Er wird mich...