2
Persönliche Faktoren: Bestandsaufnahme
Analyse der persönlichen Voraussetzungen
Die Suche nach einem Praktikumsplatz verläuft in den Grundzügen genauso wie die Suche nach einer festen Arbeitsstelle, doch ist diese Entscheidung natürlich nicht von derselben Tragweite – weder für den Praktikanten noch für das Unternehmen. Wie bei der Stellensuche im Allgemeinen steht auch hier die Analyse der persönlichen Voraussetzungen am Anfang der Suche. Ähnliche Gedanken haben Sie sich vermutlich bereits bei der Entscheidung für Ihr Studium gemacht, nun ist es an der Zeit, diese persönliche Bestandsaufnahme zu intensivieren. Vielleicht haben Sie Ihren Studiengang aber auch nur deshalb gewählt, weil Sie schon immer gerne gelesen haben und Germanistik daher einfach nahe lag. Dann ist es nun allerhöchste Zeit, dass Sie sich Gedanken machen, zu welchem Berufsziel dieses Studium einmal führen soll. Diese Überlegungen sind nicht nur für ein freiwilliges Praktikum nötig, denn auch bei einem Pflichtpraktikum haben Sie einen gewissen Spielraum, so dass Sie persönliche Interessen und Neigungen berücksichtigen können.
2.1. Wer bin ich?
Vermutlich haben Sie im bisherigen Verlauf Ihres Studiums schon einen guten Eindruck gewonnen, was Sie an Ihrem Studienfach interessiert und welche Gebiete Ihnen weniger liegen. Vielleicht haben Sie auch festgestellt, dass Sie eigentlich gar kein akademischer Typ sind, sondern viel lieber praktisch arbeiten. Spätestens bei der Suche nach einem Praktikumsplatz gilt es nun, noch einmal in sich hinein zu horchen und sich die folgenden Fragen zu stellen (und auch ehrlich zu beantworten):
- Was will ich in meinem Leben erreichen?
|
- Welche Wünsche und Träume habe ich?
|
- Wo liegen meine Schwächen?
|
- Welche Qualifikationen habe ich schon?
|
- Hatte ich in meinem Leben schon Erfolge oder Misserfolge?
|
- Welche Umstände trugen zum Erfolg bei bzw. führten zum Scheitern?
|
- Wie wirke ich auf andere?
|
Die ersten beiden Fragen sind für die Wahl eines Praktikumsplatzes noch nicht so wesentlich, denn schließlich verpflichten Sie sich hier ja nur für kurze Zeit, doch können diese Überlegungen Sie durchaus in die richtige Richtung führen. Größeres Augenmerk sollten Sie auf Ihre Stärken und Schwächen und auf die Erfolge und Misserfolge, zu denen diese vielleicht geführt haben, legen. In diesem Bereich ist es besonders wichtig, ehrlich zu sich selbst zu sein. Eine Karriere im Management mag auf Sie zwar durchaus anziehend wirken, doch wenn es Ihnen an Durchsetzungsvermögen und Selbstbewusstsein fehlt, ist dieser Berufsweg vielleicht doch nicht ganz das Richtige für Sie. Nehmen Sie daher Ihre Stärken und Schwächen gründlich unter die Lupe und überprüfen Sie, ob sich Ihre Berufswünsche damit auch wirklich vereinbaren lassen.
Stärken- und Schwächenanalyse
In der folgenden Liste finden Sie 35 Eigenschaften. Gehen Sie in sich und erforschen Sie, welche Eigenschaften bei Ihnen stark oder schwach ausgeprägt sind:
Anpassungsfähigkeit | Kritikfähigkeit |
Auffassungsgabe | Leistungswille |
Aufgeschlossenheit | Motivationsfähigkeit |
Begeisterungsfähigkeit | Organisationstalent |
Belastbarkeit | Risikobereitschaft |
Beobachtungsgabe | Selbstbewusstsein |
Durchsetzungsvermögen | Sorgfalt |
Eigeninitiative | Sprachliche Ausdrucksfähigkeit |
Entscheidungsfreudigkeit | Toleranz |
Flexibilität | Urteilsfähigkeit |
Führungsqualitäten | Verantwortungsbereitschaft |
Idealismus | Verhandlungsgeschick |
Kommunikationsfähigkeit | Willensstärke |
Konzentrationsfähigkeit | Zielstrebigkeit |
Die Beschäftigung mit Ihren Stärken und Schwächen dient übrigens nicht nur der Selbstanalyse, sie hat auch einen praktischen Zweck: In Vorstellungsgesprächen werden Sie nämlich häufig genau danach gefragt und sollten dann auch eine Antwort parat haben, ohne erst lange überlegen zu müssen.
Ebenso wichtig wie diese charakterlichen Eigenschaften sind Qualifikationen, die Sie bereits erworben haben. Dazu zählt natürlich in erster Linie alles, was Sie während Schule und Studium gelernt haben, aber auch zusätzliche Kenntnisse, wie zum Beispiel Textverarbeitung oder Fremdsprachen (Englisch gilt übrigens heutzutage schon fast nicht mehr als Fremdsprache, sondern ist praktisch eine Grundvoraussetzung für qualifizierte Tätigkeiten).
fachliche Kenntnisse
An erster Stelle stehen dabei Ihre fachlichen Kenntnisse. Im Laufe Ihres Studiums werden Sie sich vermutlich bereits einen Überblick verschafft haben, welche Schwerpunkte innerhalb Ihres Studienfaches Ihnen liegen und welche Sie nicht so interessant finden. Vielleicht können Sie sich wichtige Kenntnisse, die Sie noch nicht so ganz im Griff haben, durch ein Praktikum aneignen oder spezielle Fähigkeiten noch vertiefen. Überlegen Sie sich vor einem Praktikum gründlich, was es Ihnen bringen soll, so dass Sie den optimalen Nutzen für ihr Studium daraus ziehen können.
fächerübergreifende Qualifikationenen
Neben diesen rein fachlichen Qualifikationen, die Sie in Vorlesungen und Seminaren erwerben, eignen Sie sich im Laufe Ihres Studiums noch eine ganze Reihe weiterer Fähigkeiten an, auch wenn Ihnen dieser Vorgang gar nicht bewusst ist. Dazu gehören zum Beispiel Literaturrecherche, das Vertreten von Meinungen oder das Erstellen eines Referates. Diese Fähigkeiten hängen nicht speziell mit Ihrem Studienfach zusammen, man nennt sie daher fächerübergreifende Qualifikationen. Auch hier wird es wieder Dinge geben, die Ihnen mehr Spaß machen und besser liegen als andere. Bei der Entscheidung für ein Praktikum sollten Sie sie daher in Ihre Überlegungen miteinbeziehen.
Fächerübergreifende Qualifikationen Recherche
- Literaturrecherche oder Materialsammlung
- Internetnutzung
- Bibliotheksarbeit
Referate und Hausarbeiten
- Konzeption
- Entwicklung von Fragestellungen
- Fachwissen für Laien aufbereiten
- Vorträge halten
- Anschauungsmaterial (z.B. Folien) gestalten
- Textausarbeitung und Korrektur
Diskussionen und Seminare
- an Diskussionen aktiv teilnehmen
- Diskussionsleitung
- Protokoll führen
- Meinungen vertreten und verteidigen
- Kritik üben und annehmen
Inhalte erarbeiten
- Auswertung von Sekundärliteratur
- Zusammenfassungen erstellen
- Argumente gliedern
- Zitate einbauen
- aktuelle „Aufhänger“ suchen
Arbeitsmethoden
- Beobachten
- Fragebögen entwickeln
- Interviews führen
- Daten auswerten
- Laborversuche
Soziale Kompetenz
- Fähigkeit zur Motivation
- Fähigkeit zur Teamarbeit
- Umgang mit Dozenten
Organisation
- Terminplanung
- Gruppenarbeit
- Arbeitsschritte planen
Welche dieser Fähigkeiten beherrschen Sie, welche liegen Ihnen weniger? Berücksichtigen Sie bei Ihrer Selbstanalyse zudem auch Dinge, die Sie in Ihrer Freizeit machen. Wenn Sie zum Beispiel Betreuer einer Jugendgruppe sind, können Sie vermutlich gut mit Menschen umgehen und haben gelernt, Konflikte zu schlichten und unterschiedliche Meinungen und Interessen unter einen Hut zu bringen. Auch dies sind Qualifikationen, an die Sie bei der Suche nach einem Praktikumsplatz denken sollten.
Der erste Schritt bei der Entscheidung für ein Praktikum führt also nach Innen: Sie...