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E-Book

Der Teufel

AutorPaul Metzger
Verlagmarixverlag
Erscheinungsjahr2012
Seitenanzahl222 Seiten
ISBN9783843802802
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis7,99 EUR
Teufel - Fiktion oder Wirklichkeit? Symbol oder Person? Der gefallene Engel oder der Geist, der stets verneint? Vergangenheit oder Gegenwart? Beides! In diesem Buch werden die Spuren des Teufels in der Antike, seine Vorfahren, seine Entstehung und seine Entwicklung vorgeführt und die wesentlichen Funktionen des Teufels beschrieben. Gleichzeitig richtet sich der Blick auf die Gegenwart des Teufels. Welchen Stellenwert nimmt er in den Religionen ein: Muss man an den Teufel glauben? Auch seine Funktionen in der Pop-Kultur werden betrachtet, in Musik, Literatur und Film. Am Ende steht eine Auseinandersetzung mit dem Bösen und wie heute mit dem Teufel umgegangen werden kann.

Dr. theol. Paul Metzger, Studium der Evangelischen Theologie in Bethel/Bielefeld, Marburg, Rom und Heidelberg. Promotion im Neuen Testament an der Johannes-Gutenberg Universität Mainz 2004. Wissenschaftlicher Referent am Konfessionskundlichen Institut des Evangelischen Bundes in Bensheim. Lehrbeauftragter für Neues Testament und Bibeldidaktik an der Universität Koblenz-Landau. Lehrveranstaltungen (in verschiedenen Funktionen) an den Universitäten Mainz, Saarbrücken, Leipzig, Koblenz-Landau.

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Leseprobe

II. DIE GEGENWART DES TEUFELS


DER TEUFEL IN DEN CHRISTLICHEN KIRCHEN


Römisch-katholisch

„Tatsächlich, das Böse, das sich in [der Welt] findet, die Unordnung in der Gesellschaft, die Widersprüchlichkeit des Menschen, die innere Zerbrochenheit, deren Opfer er ist, sind nicht nur Folgen der Erbsünde, sondern auch des verheerenden und dunklen Wirkens Satans, dieses hinterlistigen Feindes des moralischen Gleichgewichtes des Menschen, den der heilige Paulus entschieden als den ‚Gott dieser Weltzeit’ bezeichnet, da er sich als gerissener Betörer kundtut, der es versteht, sich ins Spiel unseres Handelns einzuschleichen, um dort Abweichungen zu bewirken, die ebenso schädlich wie unseren instinktiven Wünschen scheinbar gemäß sind.“90

Laut Papst Johannes Paul II. lebt der Teufel und ist in der Welt aktiv. Deshalb warnt der Papst bei einer Generalaudienz 1986 davor, „die Bedeutung des Teufels [zu] übertreiben, [oder] die Existenz des Teufels [zu] leugnen oder seine schädliche Macht und Tätigkeit [zu] verharmlosen“.91 Der Teufel sei kein reines Symbol, sondern existiere wirklich. Ihm stimmt sein Nachfolger im Amt, Benedikt XVI., zu, wenn er formuliert, dass der Teufel „eine rätselhafte, aber reale, eine gestalthafte und keine symbolische Präsenz“ ist.92

Damit kennzeichnet der Papst die amtliche Überzeugung der römisch-katholischen Kirche. Zwar wird im 2010 erschienenen Youcat, dem Jugendkatechismus der katholischen Kirche, nur selten von Teufel und Satan gesprochen (etwa in Frage 54, wo von gefallenen Engeln die Rede ist, oder in Frage 91, wo Satan als der Herrscher dieser Welt benannt wird), doch zeigt ein Blick in den grundlegenden Katechismus der katholischen Kirche (KKK; 1993), der allen Katholiken zum gläubigen Gehorsam vorgelegt wird, dass der Teufel bereits im Paradies am Werk war. Hier wird deutlich mehr über den Teufel gelehrt.

Laut dem KKK verführte der Teufel die ersten Menschen, Adam und Eva, zum Ungehorsam gegenüber Gott. Er sei auf die Menschen neidisch gewesen und habe ihnen deshalb in Aussicht gestellt, dass sie wie Gott sein könnten, wenn sie das Gebot Gottes übertreten und vom Baum der Erkenntnis essen würden. Dieses Versprechen ist die grundsätzliche Lüge des Teufels und wird von nun an als ein wesentliches Merkmal des Teufels gelten: Der Teufel lügt. Der Mensch verliert das Vertrauen in Gott und gibt der Versuchung des Teufels nach. Die Sünde, zu der der Teufel den Menschen gebracht hat, liegt demnach im Ungehorsam gegenüber Gott und dem mangelnden Vertrauen in ihn. Laut katholischer Doktrin hat der Teufel den Menschen letztlich den Tod gebracht, da dieser die Folge der Vertreibung Adams und Evas aus dem Paradies ist.

Bevor der Teufel aber diese grundlegende, weil für den Menschen schicksalhafte Verführung beging, war er ein Engel. Am Anfang war der Teufel also ein gutes Geschöpf Gottes, das von sich aus böse wurde. Diese Lehre des Vierten Laterankonzils von 1215 wird noch immer gelehrt und basiert auf einer Kombination von biblischen Motiven. Vor allem die Paradiesgeschichte (Gen 2–3), in der vom Teufel allerdings keine Rede ist, wird mithilfe von aus dem Kontext gerissenen neutestamentlichen Aussagen über den Teufel interpretiert (1 Joh 3,8: „Der Teufel sündigt von Anfang an.“), und damit wird der Teufel in den Anfang der Welt eingetragen. Den Teufel gab es demnach bereits vor der Erschaffung der Welt und des Menschen. Er gilt als Anführer von Dämonen, die ehemals genau wie er Engel waren und mit ihm von Gott abgefallen sind. Deutlich stehen hier nicht nur biblische Belege hinter der Lehre, sondern auch außerkanonische Texte wie z.B. das äthHen.

Der KKK erklärt, dass Teufel und Dämonen Gott aus freien Stücken und aufgrund eigener Entscheidung zurückwiesen. Ein Motiv dieser Zurückweisung kennt die offizielle katholische Lehre nicht, sodass das Wissen um die Motivation des Teufels ein Geheimnis bleibt. Klar ist hingegen, dass seine Entscheidung unwiderruflich ist und ihm deshalb niemals vergeben werden kann. Weil der Teufel nicht bereut, kann ihm auch keine Gnade zuteil werden. Seit seiner Abwendung von Gott versucht der Teufel gegen Gott zu arbeiten und erdreistet sich sogar, Jesus Christus selbst zu verführen. Dieser erliegt der Verführung aber nicht und bricht letztlich durch seine Sendung die Macht des Teufels.

Die zentrale Verführung des Teufels besteht in dem Versuch, Menschen davon abzubringen, Gott zu gehorchen. Der Glaube des Menschen wird also durch den Teufel bedroht. Allerdings weiß der KKK, dass der Teufel nur eine begrenzte Macht hat. Er ist Gott bei Weitem nicht ebenbürtig, weil er letztlich nur ein Geschöpf ist. Zwar existiert er – wie die Engel und die Dämonen – als reiner Geist, doch kann er letztlich gegen den Willen Gottes nichts ausrichten. Der Teufel unterliegt der göttlichen Gnade. Unbegreiflicherweise lässt Gott das Wirken des Teufels manchmal zu, doch ist die katholische Kirche davon überzeugt, dass Gott grundsätzlich die Geschicke der Welt mit Güte lenkt. Dass er das Tun des Teufels toleriert, gehört zum unbegreiflichen Geheimnis Gottes. Der Hass des Teufels gegen Gott und seine Welt wird deshalb die Aufrichtung des göttlichen Reiches nicht verhindern können.

Das heißt aber wiederum nicht, dass der Teufel nicht real in das Leben der Menschen eingreifen könnte. Den göttlichen Heilsplan kann der Teufel zwar nicht verhindern, doch ist er dazu fähig, den einzelnen Menschen zu schädigen. Sein böses Wirken betrifft sogar ganze Gesellschaften: „Die besondere Gewandtheit des Teufels in dieser Welt besteht darin, die Menschen dazu zu verführen, seine Existenz zu leugnen, und zwar im Namen des Rationalismus und eines jeden derartigen Denksystems, das alle möglichen Ausflüchte sucht, um ja nicht das Wirken des Teufels zugeben zu müssen.“93 Ihnen kann er geistig wie körperlich zusetzen. Letztlich versucht er die Menschen sogar zu einem Aufstand gegen Gott zu verführen.

Außerdem übt der Teufel seit dem Sündenfall des Menschen über diesen eine gewisse Form der Herrschaft aus. Wie durch die Sünde des Menschen der Tod in die Welt kam, so steht der Mensch – und mit ihm die ganze Welt – durch die Erbsünde unter der Knechtschaft des Teufels. Deshalb ist auch die Natur des Menschen grundsätzlich zum Bösen hingeneigt, obwohl der Mensch ein Geschöpf Gottes ist. Trotzdem lehrt die katholische Kirche, dass der Mensch in seinem Willen frei bleibt, das Gute zu wählen. Allerdings richtet der Teufel sein Tun darauf, den Menschen von Gott zu entfernen. „Die Tätigkeit Satans besteht vor allem darin, die Menschen zum Bösen zu verführen, indem er ihr Vorstellungsvermögen und ihre höheren Fähigkeiten beeinflusst, um sie in die dem Gesetz Gottes entgegengesetzte Richtung zu lenken.“94

Durch den Tod Jesu am Kreuz ist dem Teufel aber endgültig die Macht genommen. Allerdings treibt er bis zum Jüngsten Tag weiter sein Unwesen auf der Erde. Da Christus aber in das Reich des Todes und des Teufels hinabgestiegen ist, hat er den Teufel, den Herrscher der Hölle, entmachtet.

In der Taufe bekommt jeder Täufling diesen Sieg Jesu zugeeignet. Der Täufling wird dem Reich des Teufels entrissen und in den Leib Christi inkorporiert. Als Glied am Leib Christi, als getaufter Katholik, ist der Mensch grundsätzlich der Herrschaft des Teufels entzogen, und seine Sünde ist getilgt. Deshalb ist eine ausdrückliche Absage an den Teufel ein Teil des Taufrituals der katholischen Kirche.

Vor allem das Gebet – so lehrt die katholische Kirche – hilft, um im Alltag der Macht des Teufels zu entkommen. Insbesondere beziehe sich die Bitte des Vaterunsers („... erlöse uns von dem Bösen“) nicht auf eine abstrakte Idee des „Bösen“, sondern sei im Hinblick auf den Teufel formuliert. Das „Böse“ bezeichne eine Person, die sich Gott widersetze; es sei der Teufel, der sich „dem göttlichen Ratschluss und dem in Christus gewirkten Heilswerk entgegen[stellt]“ (KKK 2851). Nur Gott könne den Menschen vor dem Teufel schützen, der gegen ihn kämpfe und Sünde und Tod in die Welt gebracht habe. Nur wer sich Gott anvertraut, der ist vor dem Teufel geschützt.

Ein besonderer Fall des Kampfes zwischen der Kirche und dem Teufel bzw. einem beliebigen Dämon ist der Exorzismus. Als Exorzismus definiert die katholische Kirche: „Wenn die Kirche öffentlich und autoritativ im Namen Jesu Christi darum betet, dass eine Person oder ein Gegenstand vor der Macht des bösen Feindes beschützt und seiner Herrschaft entrissen wird, spricht man von einem Exorzismus.“ (KKK 1673) Der Youcat sagt abschwächend: „Der Exorzismus ist ein Gebet, kraft dessen ein Mensch vor dem Bösen beschützt oder vom Bösen befreit wird.“ In der Frage 273 wird zudem klargestellt, dass die Kirche heute noch den Exorzismus durchführt, als „Abwehr eines...

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