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Eine empirische Analyse der Marktdisziplinierung deutscher Sparkassen

AutorDaniel Thiry
VerlagGabler Verlag
Erscheinungsjahr2009
Seitenanzahl353 Seiten
ISBN9783834983688
FormatPDF
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis62,99 EUR
Anhand der bis 2005 mit staatlichen Garantien ausgestatteten deutschen Sparkassen untersucht Daniel Thiry, ob geschützte Gläubiger auf die Ausübung von Marktdisziplin verzichten. Im Zuge einer umfangreichen empirischen Analyse werden bemerkenswerte Anzeichen dafür gefunden, dass Sparkassen bei einer erhöhten Risikoübernahme durch unterschiedliche Gläubigerkollektive bestraft werden.

Dr. Daniel Thiry promovierte bei Prof. Dr. Andreas Pfingsten am Institut für Kreditwesen der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster.

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Leseprobe
Kapitel 1 Einleitung (S. 1)

Kreditinstitute erbringen volkswirtschaftlich wünschenswerte Leistungen, wobei sie sich der Gefahr eines panikartigen Einlagenabzugs (Bank Run) durch ihre Gläubiger ausgesetzt sehen. Da aus dem Eintritt eines Bank Runs gesamtwirtschaftlich unerwünschte Konsequenzen resultieren, wurden auf der ganzen Welt Einlagensicherungssysteme als Instrument der staatlichen Bankenregulierung implementiert.

Diese stabilisieren das Bankensystem und schützen Gläubiger vor Vermögensverlusten. Gleichzeitig reduzieren Einlagensicherungssysteme aber auch die Anreize abgesicherter Fremdkapitalgeber, Bankaktivitäten zu überwachen und Banken im Falle einer erhöhten Risikoübernahme zu bestrafen.

Die Theorie geht überwiegend davon aus, dass insbesondere vollständig geschützten Fremdkapitalgebern die Motivation fehlt, um Banken aus Eigeninteresse selbst zu kontrollieren und für das Eingehen vermehrter Risiken über die Forderung höherer Risikoprämien oder über Kapitalabzüge (Volumenbeschränkungen) marktseitig zu disziplinieren.

Dadurch werden Banken Möglichkeiten eröffnet, unbemerkt höhere Risiken einzugehen. Vor allem seit den negativen Erfahrungen aus der US-amerikanischen Krise der Savings and Loan Associations (S&L) in den 1980er Jahren wird in der Regulierungsforschung und -praxis mehrheitlich die Einschätzung vertreten, dass eine stabilitätsorientierte Verhaltensbeeinflussung der Banken nicht nur auf staatlichen, sondern auch auf marktlichen Elementen beruhen sollte.

Deshalb sind wegen des Gläubigerschutzes ausbleibende Überwachungs- und Sanktionierungsbemühungen seitens der Fremdkapitalgeber im Hinblick auf ein stabiles Bankensystem durchaus kritisch zu hinterfragen.

Aber trifft es tatsächlich zu, dass geschützte Fremdkapitalgeber auf die Ausübung von Marktdisziplin verzichten? Während die empirische Analyse des Sanktionierungsverhaltens ungesicherter Fremdkapitalgeber bereits häufig Gegenstand empirischer Untersuchungen war, ist den abgesicherten Gläubigern bislang kaum Bedeutung beigemessen worden.

Gleichwohl liefern vereinzelte Studien für andere Länder erste Anzeichen dafür, dass geschützte Gläubiger ebenfalls höhere Renditen von Banken mit überhöhten Risiken verlangen oder Kapitalabzüge bei diesen Instituten vornehmen. Diese überraschende und teils den theoretischen Überlegungen widersprechende Erkenntnis lässt beispielsweise vermuten, dass der Gläubigerschutz als nicht hinreichend glaubhaft empfunden wird.

Der öffentlich-rechtliche Sektor der deutschen Sparkassen und Landesbanken verfügt über einen solidarischen Haftungsverbund, der die Existenz bestandsgefährdeter Institute explizit sicherstellt. Zudem waren sämtliche Gläubigerforderungen bis in das Jahr 2005 hinein ebenfalls durch explizite staatliche Garantien des öffentlichen Trägers (Anstaltslast und Gewährträgerhaftung) vollständig abgesichert.

Folglich kann zumindest bis zum Wegfall der staatlichen Garantien davon ausgegangen werden, dass sich alle Gläubiger dieses Sektors praktisch keinem Verlustpotenzial ausgesetzt sahen. Die seltene Möglichkeit, mit den deutschen Sparkassen eine Gruppe mehrerer hundert vergleichbarer Institute mit einem unbeschränkten Gläubigerschutz vorzufinden, wurde als Anlass einer eigenen empirischen Untersuchung zur direkten Marktdisziplinierung durch Fremdkapitalgeber genommen.

Vor diesem Hintergrund ist es das Ziel der vorliegenden Ausarbeitung, erstmals zu analysieren, ob deutsche Sparkassen für eine erhöhte Risikoübernahme durch verschiedene Gruppen der Fremdkapitalgeber über höhere Risikoprämien oder über Volumenbeschränkungen sanktioniert werden. Zur Beantwortung der Fragestellung wird unter Einsatz statistischer Verfahren (analog zu vergleichbaren Studien für andere Länder) überprüft, ob signifikante Zusammenhänge zwischen Indikatoren der wirtschaftlichen Lage der Sparkassen und (1) den Durchschnittsrenditen oder (2) den Wachstumsraten verschiedener Fremdkapitalgattungen bestehen.

Mit öffentlichen Informationen aus den HGB-Jahresabschlüssen und privaten Informationen aus den Betriebsvergleichen der Sparkassen steht hierfür eine hochwertige Datenbasis zur Verfügung, die die Unterscheidung von 15 Fremdkapitalkategorien zulässt.
Inhaltsverzeichnis
Geleitwort6
Vorwort8
Inhaltsübersicht10
Inhaltsverzeichnis13
Abbildungsverzeichnis19
Tabellenverzeichnis23
Symbolverzeichnis28
Abkürzungsverzeichnis29
Kapitel 1 Einleitung33
Kapitel 2 Notwendigkeit und Formen der Bankenregulierung37
2.1 Notwendigkeit einer Bankenregulierung37
2.1.1 Volkswirtschaftliche Bedeutung von Banken37
2.1.2 Vermeidung von Marktversagen als Begründung einer Regulierungsnotwendigkeit von Banken39
2.2 Formen der Bankenregulierung48
2.2.1 Überblick und Begriffsabgrenzungen48
2.2.2 Staatliche Bankenregulierung51
2.2.3 Marktliche Bankenregulierung55
2.2.4 Nebeneinander von staatlicher und marktlicher Bankenregulierung59
2.3 Zwischenfazit63
Kapitel 3 Theoretische Erkenntnisse zur Marktdisziplinierung von Banken durch Fremdkapitalgeber64
3.1 Typologie der Fremdkapitaltitel von Banken64
3.1.1 Unterscheidungsmerkmale von Fremdkapitaltiteln64
3.1.2 Vorstellung ausgewählter Fremdkapitaltitel67
3.2 Voraussetzungen für die Ausübung von Marktdisziplin durch Fremdkapitalgeber72
3.3 Überprüfung der Voraussetzungen für ungesicherte Fremdkapitalgeber77
3.3.1 Informationen77
3.3.2 Fähigkeiten82
3.3.3 Anreize88
3.3.4 Einflussnahme90
3.3.5 Zwischenfazit93
3.4 Abweichende Anreize gesicherter Fremdkapitalgeber95
3.4.1 Wirkung expliziter protektiver Maßnahmen95
3.4.2 Wirkung impliziter protektiver Maßnahmen104
3.4.3 Zwischenfazit105
3.5 Implikationen für die vorliegende empirische Untersuchung106
Kapitel 4 Empirische Befunde zur Marktdisziplinierung von Banken durch Fremdkapitalgeber108
4.1 Systematisierung empirischer Arbeiten zur Marktdisziplinierung von Banken108
4.2 Vorstellung empirischer Arbeiten zur Marktdisziplinierung europäischer Banken116
4.3 Zusammenstellung empirischer Resultate zur Marktdisziplinierung europäischer und außereuropäischer Banken128
4.4 Implikationen für die vorliegende empirische Untersuchung133
Kapitel 5 Disziplinieren gesicherte Fremdkapitalgeber deutsche Sparkassen?137
5.1 Vorbemerkungen zur empirischen Untersuchung137
5.2 Charakteristische Merkmale der Sparkassen vor dem Hintergrund der Problemstellung139
5.2.1 Sparkassen als wesentlicher Bestandteil des deutschen Bankensystems139
5.2.2 Kapitalstrukturen deutscher Banken143
5.2.3 Explizite Institutssicherung145
5.2.4 Gläubigerschutzorientierte Rechnungslegung149
5.2.5 Zwischenfazit154
5.3 Ökonometrisches Untersuchungsdesign155
5.3.1 Notwendigkeit einer reduzierten Form155
5.3.2 Schätzverfahren und allgemeine Modellspezifikation159
5.3.3 Hypothesentests164
5.3.4 Robustheitsüberprüfungen170
5.3.5 Zwischenfazit172
5.4 Analyse I: Die Überprüfung von Marktdisziplin unter Verwendung öffentlicher Informationen173
5.4.1 Datenmaterial173
5.4.2 Marktdisziplinierung durch Fremdkapitalgeber über höhere Risikoprämien180
5.4.3 Marktdisziplinierung durch Fremdkapitalgeber über Volumenbeschränkungen204
5.4.4 Zwischenfazit222
5.5 Analyse II: Die Überprüfung von Marktdisziplin unter Verwendung einer Kombination öffentlicher und privater Informationen223
5.5.1 Datenmaterial223
5.5.2 Marktdisziplinierung durch Fremdkapitalgeber über höhere Risikoprämien229
5.5.3 Marktdisziplinierung durch Fremdkapitalgeber über Volumenbeschränkungen243
5.5.4 Zwischenfazit258
5.6 Analyse III: Die Überprüfung von Marktdisziplin unter Verwendung privater Informationen259
5.6.1 Datenmaterial259
5.6.2 Marktdisziplinierung durch Fremdkapitalgeber über höhere Risikoprämien262
5.6.3 Marktdisziplinierung durch Fremdkapitalgeber über Volumenbeschränkungen284
5.6.4 Zwischenfazit299
5.7 Zusammenfassung der empirischen Untersuchung, Einordnung der Resultate in den internationalen Stand der Forschung und Ansatzpunkte weiterer Forschungsarbeit300
Kapitel 6 Schlussbetrachtung307
Anhang313
A.1 Formblätter der RechKredV und ROI- Grundschema313
A.2 Ergänzende Resultate zur empirischen Analyse I323
A.3 Ergänzende Resultate zur empirischen Analyse II328
A.4 Ergänzende Resultate zur empirischen Analyse III339
Literaturverzeichnis355

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