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E-Book

Ethno-Comedy im deutschen Fernsehen

AutorKarin Keding
VerlagFrank & Timme
Erscheinungsjahr2006
Seitenanzahl208 Seiten
ISBN9783865960849
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis24,99 EUR
Comedy-Shows zählen zu den populärsten Formen von Fernsehunterhaltung. In den letzten Jahren etablierte sich eine neue Art der Comedy im deutschen Fernsehen: die so genannte Ethno-Comedy-Show.

Dieses Buch präsentiert die Ergebnisse einer ersten explorativen kommunikationswissenschaftlichen Studie, die den Inhalt der Comedy-Show "Was guckst du?!" sowie ihr Wirkungspotential auf die Zuschauer untersucht. Unterhaltungs- und Humortheorien bilden den Rahmen für die Untersuchung ethnischer Witze in der Sendung. Eine Rezipientenbefragung revidiert das bestehende Vorurteil, die Sendung fördere rassistische Einstellungen und vertiefe bestehende Stereotype bei den Zuschauern.

Die Autorin

Karin Keding und Anika Struppert studierten Kommunikationswissenschaft und Linguistik an der Universität Erfurt. Bereits seit mehreren Jahren befassen sie sich mit Phänomenen der interkulturellen Kommunikation sowie mit Mediennutzung und Medienwandel.  

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Leseprobe
2. Humor im Fernsehen (S. 13-14)

Die für unsere Studie relevanten Humorangebote befinden sich in einem speziellen Kontext, nämlich in einer Fernsehsendung, genauer gesagt in einer Comedy-Show. Dieser Kontext des Fernsehhumors soll hier in seiner Entwicklung kurz umrissen werden, damit das Phänomen der Ethno-Comedy-Show „Was guckst du?!", welches im Anschluss erklärt wird, besser eingeordnet werden kann. „Humor ist ein unverzichtbarer Programmfaktor des Fernsehens, der nicht nur der Unterhaltung dient, sondern auch kritische Funktionen im Rahmen der medialen Kommunikation erfüllt." Die Geschichte des Witzes im Fernsehen geht zurück auf die 1950er Jahre, in denen die Programmverantwortlichen Humor als etablierten Faktor der Unterhaltungskultur nutzten, um das Fernsehen als Massenmedium durchzusetzen. Verkleidet als Spaßhaftes wurden im Fernsehen verschiedene ernsthafte Botschaften untergebracht, welche in der gesellschaftlichen Kommunikation tabuisiert waren. In den 1950er Jahren wurde versucht, Komik in möglichst viele Programmformate zu integrieren, wie zum Beispiel auch in Sendeformate aus dem Ratgeberbereich, zu denen z.B. die Kochsendung von Clemens Wilmenrod gehörte.

In ihr präsentierte der Moderator seinem Publikum Kochrezepte mit einer Prise Humor. Zu den bekanntesten Komikern der 1950er Jahre zählt Heinz Ehrhardt, den man auch als Vorläufer der heutigen Comedy-Stars bezeichnen könnte. In den 1960er Jahren wurde das Fernsehpublikum mit dem spezifisch amerikanischen Humor vertraut gemacht. Beliebt war unter anderem die Vorabendserie „Dick und Doof" mit Stan Laurel und Oliver Hardy. Die nun folgenden Jahre waren geprägt von der Entwicklung neuer Humorformen im deutschen Fernsehen. In Anlehnung an die amerikanische Sitcom „All in the family", die einen Angriff auf etablierte Ideale der Familienidylle wagte, wurde die deutsche Serie „Ein Herz und eine Seele" ausgestrahlt. In den 1970er Jahren wurden die ersten deutschen Serien in fernsehgerechter Komik verpackt.Es entwickelte sich hier eine Form von Humor im Fernsehen, wie sie auch heute noch gern verwendet wird: Man lacht über das eigene Medium. Die aktuelle Comedy-Show „TV total" ist stellvertretend für solche Sendungen zu sehen. Der Moderator Stefan Raab zeigt in dieser Sendung Pleiten und Pannen, die sich auf dem Fernsehbildschirm in anderen Sendungen abgespielt haben, und in denen dem Moderator der Sendung oder einem Gast etwas Komisches passiert, wodurch beim Publikum Gelächter ausgelöst wird.

Ein neuer Trend zeichnete sich in den 1980er Jahren ab: Der Bereich der Komik differenzierte sich weiter aus, und es entstanden Sendungsformate, die zunehmend auch an die niederen Instinkte des Fernsehpublikums gerichtet waren. Beispielhaft für derartige Sendungen ist die Fernseh-Show „Pleiten, Pech und Pannen", bei der die Schadenfreude über die Missgeschicke anderer die Hauptrolle spielt. Die Zuschauer empfinden bei solchen Sendungen nicht nur wegen des Missgeschicks Schadenfreude; sie sind gleichzeitig erleichtert, dass es ein anderer ist, dem das Unglück widerfährt.

Seit den 1990er Jahren hat sich der Begriff der „Spaßgesellschaft" eingebürgert – vor allem in Bezug auf das Fernsehprogramm. Mit der Einführung der Comedy- Show „RTL Samstag Nacht" fand eine deutliche Verschiebung des bisherigen Spektrums an Komik im deutschen Fernsehen statt. Das Neue dieser Show bestand darin, dass „[...] statt der traditionsbewährten Witzstruktur, die auf eine Endpointe setzt, […] nun bewusst sinnentleerte Blödeleien und Witze mit einer Reihe von Pointen, aber ohne den Höhepunkt einer Pointe gefragt [...]" waren. Schließlich entstand im Jahr 2001 eine Comedy-Show, wie es sie in derartiger Form im deutschen Fernsehen bis dato noch nicht gegeben hatte: „Was guckst du?!" Diese Ethno-Comedy-Show genannte Sendung wurde in kommunikationswissenschaftlichen Untersuchungen bislang kaum berücksichtigt, so dass über die Wirkung der Show und ihre Akzeptanz beim Publikum wenig bekannt ist. Doch der Erfolg der Sendung in Form von Einschaltquoten und Auszeichnungen für den Moderator, Kaya Yanar, spricht für sich: „Was guckst du?!" läuft mittlerweile in der sechsten Staffel mit gleich bleibendem Erfolg, und der Moderator wurde bereits mit zahlreichen Preisen geehrt.
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis8
1. Einleitung12
2. Humor im Fernsehen14
2.1. Ethno-Comedy-Shows17
2.1.1. Das Beispiel „Was guckst du?!“20
Rahmen der Sendung21
Moderator22
Sponsorentrailer23
Titel-Vorspann23
Eröffnung24
Klassischer Show-Teil24
Feste Rubriken und Charaktere25
Besondere Kommunikationsformen26
Publikum26
Zusammenfassung27
3. Theoretischer Hintergrund28
3.1. Grundlegende Begriffe28
3.1.1. Kultur29
3.1.2. Ethnizität32
3.1.3. Identitätskonstruktion – Selbst- und Fremdbilder33
3.1.3.1. Stereotype35
3.1.3.2. Der Framing-Ansatz41
3.2. Unterhaltungstheorien44
3.2.1. Unterhaltung aus anthropologischer Perspektive46
3.2.2. Unterhaltung aus emotionspsychologischer Perspektive47
3.2.3. Unterhaltung aus motivationaler Perspektive: Der Uses-and-Gratifications-Approach48
3.2.4. Eskapismus50
3.2.5. Parasoziale Interaktion51
3.2.6. Das Problem des Unterhaltungsbegriffs56
3.3. Humor und Witz60
Exkurs – Einige Witzarten67
3.3.1. Ethnische Witze71
3.4. Zusammenfassung/ Modell78
4. Forschungsfragen und Hypothesen79
5. Empirische Studien81
5.1. Qualitative Inhaltsanalyse82
5.1.1. Methodenbeschreibung82
5.1.2. Vorgehensweise87
5.1.3. Ergebnisse88
5.1.3.1. Charaktere in „Was guckst du?!“ – Häufigkeit und Darstellung89
5.1.3.2. Zusätzliche Informationen über ethnische Gruppen120
5.1.3.3. Kaya Yanar121
5.1.3.4. Humor und Witze in „Was guckst du?!“123
5.1.3.4.1. Arten von Humor124
5.1.3.4.2. Funktionsweise der Witze130
5.2. Fokusgruppeninterview135
5.2.1. Methodenbeschreibung136
5.2.2. Vorgehensweise138
5.2.3. Ergebnisse143
5.2.3.1. Darstellung von Ausländern145
5.2.3.2 Überprüfung der Hypothesen170
6. Zusammenfassung184
Literaturverzeichnis:192
Anhang204

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