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E-Book

Formulieren ohne Floskeln

Geschäftskorrespondenz mit Pep und Persönlichkeit

AutorJörg Neumann
VerlagRedline Verlag
Erscheinungsjahr2006
Seitenanzahl208 Seiten
ISBN9783864143236
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis8,99 EUR
Die meisten Briefe enden 'Mit freundlichen Grüßen'. Diese Standard-Formulierung ist wenig originell und auch keine persönliche Ansprache des Lesers. Viele solcher Floskeln finden sich in Geschäftsbriefen - sie wirken ermüdend und sind zeitraubend. Sie können die Form wahren und gleichzeitig Briefe mit persönlichem Stil schreiben. Je nach Anlass beenden Sie Ihren Brief individuell, beispielsweise mit 'Wir freuen uns auf Ihre Produkt-Präsentation!' In diesem Buch erfahren Sie: - wie Sie einfach, klar und präzise formulieren, - wie Sie Floskeln in Ihren Geschäftsbriefen erkennen, - wie Sie mehr Aufmerksamkeit bei Kunden und Lieferanten erreichen.

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Leseprobe

Briefperspektiven

Für jeden Brief stellt sich eine Grundsatzfrage:

Wer soll im Mittelpunkt des Briefes stehen? Soll es der Verfasser selbst mit seinen Fragen, Wünschen oder Problemen sein? Oder rückt der Verfasser den Adressaten in den Vordergrund?

Die Welt im Allgemeinen lässt sich in drei verschiedene Blickwinkel einteilen:

• So, wie wir die Welt sehen

• So, wie sie unser Empfänger sieht

• So, wie sie tatsächlich ist

Folgende drei Perspektiven finden Sie in Briefen:

• Wir-Perspektive: charakterisiert die Eigenschaften und Interessen des Schreibers

• Sie-Perspektive: zeigt Nutzen, Vor- und Nachteile des Lesers

• Es-Perspektive: schildert, was geschieht

Wenn Sie die Leser Ihrer Briefe erreichen wollen, wenn Sie Kundenorientierung umsetzen wollen, beantwortet sich die Frage nach der richtigen Perspektive von selbst. Die Sie-Perspektive sollte dominieren.

Was steht übrigens im Leitbild Ihres Unternehmens? Heißt es dort, dass Ihre Kunden im Mittelpunkt stehen? So weit, so gut. Doch wie wenden Sie dies im Brief an?

• Sprechen Sie den Leser an.

• Zeigen Sie ihm, dass Sie ihn verstehen.

• Betonen Sie, dass Sie auf seine Wünsche eingehen.

• Zeigen Sie ihm auf, wie Sie ihm nutzen.

• Nennen Sie ihm konkrete Ansprechpartner und Vorgehensweisen.

Perspektiventest

In diesem Kapitel stellen wir Ihnen einen Test vor, mit dem Sie die wahre Perspektive von Briefen erkennen können – unmissverständlich, klar und einfach. Der Test läuft in zwei Stufen ab:

Aufgabe

Stufe 1: Zählen Sie zunächst nur die Personalpronomen „Sie“ respektive „Wir“. Führen Sie also ganz einfach beim Lesen des Briefes eine Strichliste. Welches Ergebnis erhalten Sie? Welches Verhältnis liegt vor?

Stufe 2: Zählen Sie alle weiteren Possessivpronomen „Ihre/Ihnen …“ sowie „unsere/unser usw.“. Addieren Sie dieses Ergebnis zu den Zahlen von Stufe 1.

• Achtung! Reflexiv-Pronomen (sich, mich, dich, Euch, uns) zählen nicht.

• Bei Briefen in Du-Form entsprechend die Du/ich zählen (Stufe 1).

Abbildung 5

Notieren Sie hier bitte Ihre Ergebnisse:

Stufe 1:

 Sie : wir

   : 

Stufe 2:

 Sie & Ihre : wir & unsere

   : 

Bewertung Stufe 1

Als Faustregel, ob ein Brief die Sicht des Lesers in den Mittelpunkt rückt oder nicht, gilt: Optimal ist ein Verhältnis von 2:1 zugunsten der Sie-Perspektive. Wie bei einem Fußball-Resultat hätte somit also der Leser gewonnen, wenn er mehr Punkte erzielt.

• Resultate, die im Verhältnis 3:1 oder höher ausfallen, sind auf den ersten Blick wünschenswert. Doch eine Gefahr droht: nämlich die des Überredens. Dauerhaftes Ansprechen und Anreden des Lesers wirkt leicht zu aufdringlich und macht den Verfasser „verdächtig“ (siehe Briefbeispiel in Abb. 6 und 7).

• Briefe, bei denen die Wir-Perspektive gewinnt, bedürfen auf jeden Fall einer Optimierung. Denn allzu offensichtlich geht es überwiegend um die Interessen des Verfassers. Warum also sollte dies den Leser überzeugen und bewegen?

• Lautet das Ergebnis zu null, spricht der Verfasser also in einem gesamten Brieftext nicht von sich selbst, ist er als Werbetexter überführt.

Bewertung Stufe 2

Die Faustregel lautet hier: Ein Unentschieden oder ein knapper Sieg der Sie-Perspektive wirken sehr kundenorientiert.

Gesamtresultat

Verliert die Sie-Perspektive in beiden Stufen, verstärkt dies den Eindruck einer mangelhaften Kundenorientierung.

Gemischte Ergebnisse können durchaus einem guten Brief entspringen. Besonders wichtig ist das Achten auf die richtige Perspektive in Stufe 1.

In Briefen, in denen die wenig dynamische Es-Perspektive vorherrscht, fallen die Zählergebnisse besonders niedrig aus. Selbst ein 0:0 kann es geben. Der Nachteil der Es-Perspektive ist, dass handelnde Personen fehlen und dass der Inhalt aus zu distanzierter Sicht (ähnlich einem Schriftsteller oder Erzähler) geschildert wird.

Vergleichen Sie nun noch Ihr Ergebnis zu Abbildung 5:

Stufe 1:

 Sie : wir

 2 : 3

Stufe 2:

 Sie & Ihre/… : wir & unsere/…

 6 : 4

Übungsbriefe

Auf den nächsten Seiten finden Sie fünf weitere Briefbeispiele, um die Zählweise des Perspektiventests zu trainieren und so die Wirkung zu hinterfragen. Notieren Sie auf dieser Seite die Ergebnisse zu den Briefen:

Übungsbrief 1 a und b

Stufe 1:

 Sie : wir

   : 

Stufe 2:

 Sie & Ihre/… : wir & unsere/…

   : 

Übungsbrief 2

Stufe 1:

 Sie : wir

   : 

Stufe 2:

 Sie & Ihre/… : wir & unsere/…

   : 

Übungsbrief 3

Stufe 1:

 Sie : wir

   : 

Stufe 2:

 Sie & Ihre/… : wir & unsere/…

   : 

Übungsbrief 4

Stufe 1:

 Sie : wir

   : 

Stufe 2:

 Sie & Ihre/… : wir & unsere/…

   : 

Übungsbrief 5

Stufe 1:

 Sie : wir

   : 

Stufe 2:

 Sie & Ihre/… : wir & unsere/…

   : 

Abbildung 6 – Übungsbrief 1a

Abbildung 7 – Übungsbrief 1b

Ergebnis:

Stufe 1:

 Sie : wir

 20 : 8 !!!

Stufe 2:

 Sie & Ihre : wir & unsere

 40 : 11 !!!

Abbildung 8 – Übungsbrief 2

Ergebnis:

Stufe 1:

 Sie : wir

 6 : 3

Stufe 2:

 Sie & Ihre : wir & unsere

 11 : 8

...
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