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E-Book

Ich und die anderen

Als Selbst-Entwickler zu gelingenden Beziehungen

AutorChristiane Tramitz, Jens Corssen
VerlagVerlagsgruppe Droemer Knaur
Erscheinungsjahr2014
Seitenanzahl288 Seiten
ISBN9783426424599
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis9,99 EUR
»Wenn wir gelingende Beziehungen zu anderen Menschen aufbauen wollen, müssen wir bei uns selbst anfangen.« Jens Corssen Jens Corssen, Diplompsychologe und laut Manager Magazin der »Guru der deutschen Top-Manager«, ist einer der erfolgreichsten Coaches für Zielerreichung. Sein Markenzeichen ist die von ihm entwickelte Philosophie und Praxis des Selbst-Entwicklers®. Christiane Tramitz, promovierte Verhaltensforscherin, beschäftigt sich seit mehr als zwanzig Jahren mit den biologischen Grundlagen des menschlichen Verhaltens. Die Autoren präsentieren in ihrem Buch ihre Erfahrungen und Erkenntnisse aus jahrzehntelanger Beratungspraxis und wissenschaftlicher Forschungstätigkeit. Jens Corssen und Christiane Tramitz zeigen Wege auf, um zu stabilen, gelingenden und respektvollen Beziehungen zu gelangen. Im Fokus stehen dabei nicht nur die Beziehungen zwischen Mann und Frau, sondern ebenso die Beziehungen zwischen Eltern und Kindern, Beziehungen innerhalb der Verwandtschaft, zwischen Chef und Untergebenem sowie die Beziehungen zwischen Kollegen. Erzählerisch und mit Augenzwinkern werden alle Stadien einer Beziehung unter die Lupe genommen, und es werden konkrete Methoden zu Verbesserung der eigenen Beziehungsfähigkeit vorgestellt.

Jens Corssen, Diplompsychologe, Verhaltenstherapeut, Berater und Autor, gilt als einer der erfolgreichsten Trainer für Persönlichkeitsentwicklung und Zielerreichung. Zu seinen Klienten zählen Vorstandsmitglieder deutscher DAX-Unternehmer ebenso wie Spitzensportler. Jens Corssens Markenzeichen ist die von ihm entwickelte Philosophie und Praxis des Selbst-Entwicklers®, die zu einem der erfolgreichsten Coachingkonzepte im deutschsprachigen Raum avanciert ist. 2004 ist sein Longseller 'Der Selbst-Entwickler. Das Corssen Seminar' erschienen. Jens Corssen lebt und arbeitet in München.

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Leseprobe

Ab in die Schublade!


Es ist 17.00 Uhr. Sie verlassen das Büro, sind müde und angeschlagen. Den Tag würden Sie am liebsten abhaken. Ihr Chef hat Sie angemault, weil Ihnen angeblich ein dummer Fehler unterlaufen ist. Angeblich. Und wennschon, kann ja mal passieren, bei diesem Arbeitspensum. Trottel, fluchen Sie in Gedanken. Dennoch, die Beförderung steht auf der Kippe. Und Herr Müller, Ihr Kontrahent, hat heute den ganzen Tag schadenfreudig gegrinst und schlecht hinter Ihrem Rücken über Sie geredet. Es beginnt leise zu nieseln, Sie haben den Schirm im Büro liegenlassen. Misttag! Ausnahmsweise beschließen Sie, mit dem Taxi nach Hause zu fahren.

Sie stehen am Straßenrand und warten, dass eines kommt. Der Regen wird stärker, Sie winken mehreren Taxis zu, doch keines hält. Was für Deppen die Taxifahrer doch sind, haben keine Augen im Kopf! Kein Wunder, dass die andauernd übers Geld jammern! Taxifahrer sind eben »durzig«, schießt es Ihnen durch den Kopf. »Durzig« ist ein Phantasiewort, das Sie, liebe Leser, durch Ihre eigene Bewertung ersetzen können. Sie befinden sich nun als Amodist im Abwehr-Modus, jenem Zustand, in dem Sie gegen etwas sind. Gegen das Wetter, gegen den Kollegen Müller, gegen die Taxifahrer. Der Rest des Tages hält nichts Besseres für Sie bereit, um Sie herum sind lauter Deppen, Trottel, Vollidioten. Im Supermarkt, in der Schlange an der Kasse, kramt ein Rentner umständlich in seinem Geldbeutel. Das dauert! Und dauert! Meine Güte, denken Sie sich, da haben die Rentner den ganzen Tag nichts zu tun und müssen immer ausgerechnet dann einkaufen, wenn ich Büroschluss habe. Das machen die doch absichtlich, diese »galdigen« Rentner! Mann, Mann, Mann!, würden Sie am liebsten brüllen. Der Selbst-Entwickler in Ihnen weiß: Oha, jetzt bin ich aber ordentlich in den Kampf-Modus geschlittert, ich alter Kamodist.

Der erfahrene und fortgeschrittene Selbst-Entwickler beißt sich in solchen Fällen auf die Zunge und denkt: Willkommen, Situation, du bist mein Coach. Der weniger geübte Selbst-Entwickler würde irgendwann den vollen Einkaufswagen in die Ecke schieben und kommentarlos den Laden verlassen.

 

Wenn Ihr Bewerter bewertet, schiebt er seine Eindrücke in die Schubladen, die Sie ihm zur Verfügung stellen.

 

Taxifahrer sind durzig, Rentner sind galdig. Wie auch immer Sie Ihre Schubladen beschriften, in die Ihr Bewerter die anderen einordnet – ohne sein eifriges Einordnen entstünde in unserem Kopf ein riesiges Chaos. Stereotypen sind Ordnungsleistungen des Gehirns.

Was alles prasselt da täglich auf uns ein! Wie viele Synapsen muss unser Gehirn täglich verschalten, damit wir uns angesichts der Vielzahl von Reizen zurechtfinden und angemessen reagieren können? Um diese Leistung vollbringen zu können, ordnet das Gehirn alles Wahrgenommene, überaus ökonomisch, in Kategorien: in schwarz oder weiß, gut oder schlecht, vertraut oder unvertraut, wichtig oder unwichtig. Und in Freund oder Feind.

Sie können sich vorstellen, wie sehr der Bewerter den Beginn einer Beziehung beeinflusst, weil er bestimmt, was beziehungsweise welche Menschen wir überhaupt wahrnehmen und in welchen Schubladen sie dann landen. Plumpsen sie in jene mit einem großen Minus, besteht wohl kaum Aussicht auf ein Kennenlernen, schon gar nicht auf eine Beziehung. Vorurteile sind die negative Folge dieses Schubladendenkens. Sie sind die stärksten Hindernisse auf dem Weg in den L-Modus.

 

Werden Sie zum zeitweiligen Stammtischhocker, um sich Ihrer Vorurteile bewusst zu werden.

 

Damit wir gegen den vorurteilsbelasteten Bewerter in uns antreten können, müssen wir uns zunächst darüber klarwerden, wie genau dieser heimliche Begleiter in uns wirkt. Selbstbeobachtungen sind hier zunächst nicht ganz einfach. Wer möchte schon von sich behaupten beziehungsweise bei sich beobachten, mit welchen Vorurteilen er Menschen bewertet? Selbstkritik üben ist ein Vorgang, den die meisten bekanntlich scheuen.

Also, erst mal keine Selbstbeobachtung, sondern ab ins Wirtshaus. Gehen Sie einen trinken! Setzen Sie sich neben einen Stammtisch und hören Sie zu, was und wie dort über Unbeteiligte gesprochen wird.

Wieder zu Hause, wenden Sie sich Ihren eigenen Vorurteilen zu. Notieren Sie Ihre eigenen automatischen Abwertungen anderer Menschen.

Wenn Sie sich dann in den nächsten Tagen, besser Wochen, kritisch bei Ihrer Eindrucksbildung beobachten, kommen Sie dem Wirken Ihres heimlichen Begleiters langsam, aber sicher auf die Schliche. Das ist eine wichtige Voraussetzung, um ihm bestimmt und wirkungsvoll entgegentreten zu können.

Kehren wir in Gedanken zurück zu Ihrem Weg von der Arbeit nach Hause. Wieder ist es 17.00 Uhr. Dieses Mal scheint die Sonne. Ihre Strahlen passen zu Ihrem Strahlen, denn Sie denken weder an den Kollegen Müller, der nun den Posten hat, den Sie eigentlich haben wollten. Sie schwelgen in Erinnerungen an die letzten 14 Tage, denken an Ihren Urlaub, den Sie am Meer verbracht haben. Vor allem aber umkreisen Ihre Gedanken einen Menschen, den Sie vor zwei Tagen auf einer Party kennengelernt haben. Wundervoll. Sie sind verliebt! An der Kasse im Supermarkt bemerken Sie die Schlange nicht, dem Rentner helfen Sie, das Geld abzuzählen. An diesem Tag begegnen Sie weit und breit keinen Deppen, keinen Trotteln und keinen Vollidioten. Was für ein Tag! Der Selbst-Entwickler in Ihnen weiß: Herrlich, ich befinde mich im L-Modus, in dem ich mich liebe. Mich und die anderen. Ich bin ein Elmodist!

 

So, wie Sie sich fühlen, Ihrer Einstellung zu sich selbst entsprechend, so nehmen Sie auch die Menschen um sich herum wahr.

 

Sie sollen sich nun selbst beobachten. Lassen Sie die Menschen um sich herum auf sich wirken und schätzen Sie ein, in welchem Modus Sie selbst sich gerade befinden. Im A-, K- oder L-Modus?

Schnell werden Sie bemerken, dass Sie, egal ob Sie als Amodist, Kamodist oder Elmodist unterwegs sind, stets einer Person begegnen. Es ist die Schlüsselperson für das Erlebte: Sie selbst.

Sind Sie der Ansicht, der einzig Normale unter lauter Widerlingen zu sein, der einzig Attraktive, geschmackvoll Gekleidete, nicht griesgrämig Dreinblickende, der einzige Sympath – dann ist es nicht gut bestellt um Sie und Ihr Sozialleben. Sie sind dann gegen die anderen, befinden sich folglich im A-Modus. Solchermaßen gestimmt können Sie nicht offen sein für Ihre Mitmenschen. Und es ist umso schlechter um Sie bestellt, je häufiger Sie in diesem Modus agieren und je länger Sie in ihm verharren. Die mentale Geringschätzung anderer hat zur Folge, dass Sie sich ihnen gegenüber auch arrogant verhalten. Keine Frage, eine solche Haltung verringert automatisch die Sozialkontakte.

Noch schlimmer wird es, wenn Sie sich selbst zu den liebensunwürdigen Menschen zählen. Das kann durchaus vorkommen. Wer von uns kennt sie nicht, diese Tage, an denen wir morgens aufwachen und bereits beim Öffnen der Augen mit uns selbst im Clinch liegen, so sehr, dass wir geneigt sind, so schnell wie möglich wieder unter die Bettdecke zu kriechen, die Augen zu schließen und uns selbst, die Welt und all die Menschen, die auf ihr leben, zu beklagen und zu bejammern. Als ein solcher Amodist werden Sie zu einem Misanthropen, einem Rundum-Menschenhasser.

Nichts bist du, nichts ohne die anderen! Selbst der verbissenste Misanthrop braucht die Menschen, wenn auch nur, um sie zu verachten, schrieb einst die Dichterin Marie Freifrau von Ebner-Eschenbach. An solchen blöden Tagen verachten wir, lehnen wir ab und meiden Blicke, die zu den anderen und die von den anderen. Blöde Menschen, was schauen die mich so dämlich an? Passt ihnen irgendwas an mir nicht? Sie blicken dann kurz in das spiegelnde Schaufenster, sehen sich selbst, blöde sind auch Sie, finden Sie dann womöglich. Nein, an diesem Tag können Sie sich selbst nicht leiden und die anderen auch nicht. Ihr heimlicher Begleiter, der Bewerter, hat an solchen Tagen ein leichtes Spiel. Da geht es dann ab in die Schubladen: durzig, galdig, basta.

 

Aber worauf achten wir nun beim ersten Eindruck?

»Also, der hier ist ein Student, fährt Rad und geht in seiner Freizeit in die Berge. Ist ein Naturbursche.«

»Meinst du? Bei dem Haarschnitt? Student könnte sein, ich glaube eher, das ist ein angehender Jurist, der in seiner Freizeit segelt.«

»Ach nee, wieso segelt der?«

»Schau dir mal die Schuhe an, sind Segelschuhe.«

»Aber das Hemd, das karierte, das passt nicht dazu.«

»Hm, doch kein Student, der könnte sich solche Schuhe nicht leisten.«

»Scheint aber aus einem reichen Elternhaus zu kommen, schau mal, was der für eine Tasche trägt, sieht teuer aus.«

Wer ist was und was macht er ist ein lustiges Ratespiel, wenn man irgendwo sitzt und von Menschen umgeben ist. Man kann raten, was sie wohl für einen Beruf haben, wie sie leben, wie sie sich fortbewegen, überwiegend mit dem eigenen Auto (wenn ja, welche Marke) oder mit dem Rad. Man kann sich ihre Hobbys, ihre Wohnungseinrichtung, ihre Lebenssituation vorstellen.

Dieses Spiel ist nicht nur kurzweilig, es gibt auch Auskunft über die eigenen Einstellungen, über die eigenen Wahrnehmungsmuster und die Ihres Spielpartners.

Worauf achten Sie bevorzugt, wenn Sie Menschen einschätzen? Auf die Frisur? Die Kleidung? Die Haltung? Den Gang? Die Palette der äußeren Merkmale und Botschaften ist breit.

Äußerlichkeiten sind meist die ersten Informationen, die unser heimlicher Bewerter beim Gegenüber aufschnappt. Dabei bewertet er von Mensch...

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