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E-Book

Information Mirages an experimentellen Wertpapiermärkten

AutorPatrick L. Kugler
VerlagDUV Deutscher Universitäts-Verlag
Erscheinungsjahr2006
Seitenanzahl258 Seiten
ISBN9783835057111
FormatPDF
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis54,99 EUR
Patrick L. Kugler untersucht mittels experimenteller Methodik die Wirkung des affektiven Framings auf Kapitalmärkten und zeigt, dass Marktteilnehmer extreme non-affektive Informationen systematisch untergewichten. Da zu Beginn einer Information Mirage eine erhöhte Unsicherheit herrscht, folgen die Marktteilnehmer massenpsychologischen Verhaltensmustern. Auf Marktebene erklärt das Zusammenspiel von Unsicherheit und Herdenverhalten Unterschiede in der Marktliquidität und -volatilität.

Dr. Patrick L. Kugler ist wissenschaftlicher Mitarbeiter von Prof. Dr. Wolfgang Gerke am Lehrstuhl für Bank- und Börsenwesen der Universität Erlangen-Nürnberg.

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Leseprobe

3 Ausgewählte empirische Untersuchungen zur Erklärung von Information Mirages (S. 57-58)

In diesem Kapitel werden empirische Ergebnisse zu Information Mirages diskutiert. Dabei liegt der Fokus auf Untersuchungen, die sich durch eine relativ hohe Robustheit auszeichnen und auf begrenzt rationales Verhalten zurückgeführt werden können. Da insbesondere spekulative Bubbles eine geringe Robustheit aufweisen wird auf diese nicht näher eingegangen. Infolgedessen werden ausschließlich PAD-Reaktionen sowie Momentum- und Reversal- Strategien betrachtet.

3.1 PAD-Reaktionen

Eine Vielzahl empirischer Untersuchungen kann ein systematisches Muster in den Renditen in Form einer PAD-Reaktion nachweisen. Der PAD wird durch eine öffentliche Nachricht ausgelöst und kann entweder zu einer PADUnterreaktion oder einer PAD-Überreaktion führen. FAMA (1998) spricht in diesem Zusammenhang auch von einer Anomalie „above suspicion".

BALL / BROWN (1968) erwähnen erstmals für den US-amerikanischen Aktienmarkt im Zeitraum von 1946 bis 1966 eine PAD-Unterreaktion nach der öffentlichen Ankündigung der Dividenden. Unterschiede zwischen positiven und negativen Nachrichten können im PAD nicht identifiziert werden. GERKE / OERKE / SENTNER (1997) replizieren die Studie für den deutschen Aktienmarkt. Dazu werden 600 Ankündigungen von 89 deutschen Unternehmen für den Zeitraum von 1987 bis 1994 betrachtet. Die PAD-Unterreaktion kann nur für Dividendensenkungen und Dividendenausfälle bestätigt werden. Nach Dividendenerhöhungen kann dagegen keine PAD-Unterreaktion identifiziert werden. Das asymmetrische abnormale kumulierte Renditemuster nach der Ankündigung der Dividendenveränderung führen die Autoren auf den geringen Stichprobenumfang zurück.157 Für den Fall von Dividendensenkungen treten in den beiden Tagen nach der Ankündigung signifikante negative Renditen auf. Bei Dividendenausfällen kann dagegen nur an dem Tag nach der Ankündigung eine systematisch negative Rendite nachgewiesen werden. Ein Zusammenhang zwischen der Höhe der Reaktion und der kumulierten abnormalen Rendite kann nicht nachgewiesen werden.

ZHANG (forthcoming) untersucht die Wirkung von Unsicherheit bei der Einarbeitung neuer Nachrichten. Nach ZHANG (forthcoming) ist die PADUnterreaktion umso ausgeprägter, desto höher die Unsicherheit unter den Marktteilnehmern ist. Um die Unsicherheit zu messen, werden die folgenden Parameter verwendet: Unternehmensgröße, Unternehmensalter, Analysten Coverage, Renditevolatilität und Cash Flow Volatilität. Für sämtliche Parameter kann nachgewiesen werden, dass die durch eine gute (schlechte) Nachricht verursachte Unsicherheit zu höheren (niedrigeren) Renditen führt.

Unsicherheit hemmt folglich den Informationsverarbeitungsprozess. Möglicherweise lässt sich die PAD-Unterreaktion mit dem Größeneffekt erklären, da kleinere Firmen ein höheres Risiko aufweisen. Daher integriert ZHANG (forthcoming) die PAD-Unterreaktion als zusätzliche unabhängige Variable in das APTModell von FAMA / FRENCH (1996). Die Ergebnisse zeigen, dass sich die PADUnterreaktion durch den Größeneffekt erklären lässt. Somit wirken sich das erhöhte Geschäfts- und Finanzierungsrisiko kleinerer Firmen negativ auf die Marktliquidität aus. Die Risiken führen zu höheren Transaktionskosten, die eine Ausnutzung von Arbitragegewinnen einschränken. BHUSHAN (1994) bestätigt im Wesentlichen die Ergebnisse.

Inhaltsverzeichnis
Geleitwort6
Vorwort8
Inhaltsverzeichnis10
Abbildungsverzeichnis14
Tabellenverzeichnis16
Abkürzungsverzeichnis20
Variablenverzeichnis24
1 Einleitung26
1.1 Untersuchungsgegenstand und Zielsetzung26
1.2 Aufbau der Arbeit29
2 Preisbildung an Aktienmärkten32
2.1 Fundamentalwert32
2.1.1 Markteffizienzhypothese32
2.1.1.1 Rationale Erwartungen32
2.1.1.2 Partikulärer Lösungsraum34
2.1.1.2.1 Effizienzstufen34
2.1.1.2.2 Bewertungsmodell36
2.1.1.3 No-Trade-Theorem40
2.1.2 Noise-Trader-Hypothese41
2.1.2.1 Lösung des Informationsparadoxons41
2.1.2.2 Effizienz des Arbitrageprozesses43
2.2 Rationale Information Mirages48
2.2.1 Informationskaskaden – Informational Bubbles48
2.2.2 Rationale Bubbles54
2.2.2.1 Universaler Lösungsraum54
2.2.2.2 Ausprägungsformen57
2.2.2.2.2 Agency-Bubbles63
2.2.2.2.3 Intrinsische Bubbles64
2.2.2.3 Evaluation66
2.3 Begrenzt rationale Information Mirages68
2.3.1 Sunspots68
2.3.2 PAD-Reaktionen70
2.3.2.1 Informationsasymmetrien70
2.3.2.2 Extreme Ereignisse71
2.3.3 Momentum und Reversal76
2.4 Zusammenfassung der modelltheoretischen Ansätze79
3 Ausgewählte empirische Untersuchungen zur Erklärung von Information Mirages82
3.1 PAD-Reaktionen82
3.2 Momentum und Reversal87
a) Momentum-Strategie87
b) Reversal-Strategie88
3.3 Zusammenfassung bestehender empirischer Studien89
4 Information Mirages an experimentellen Wertpapierbörsen92
4.1 Informationskaskaden92
4.2 PAD-Reaktionen, Momentum und Reversal93
a) PAD-Reaktionen93
b) Momentum und Reversal95
4.3 Spekulative Bubbles96
4.3.1 Basisdesign96
4.3.2 Prognosemodelle99
4.3.3 Robustheit102
a) Leerverkäufe102
b) Kreditaufnahme103
c) Liquidität104
d) Future-Märkte104
e) Orderbuchtransparenz105
f) Preiskorridor und Curcuit Breaker105
g) Tobin Steuer106
h) Handelsmodell106
i) Identische Anfangsausstattung107
j) Dividendenprozess107
4.3.4 Bewertung: Rationalität oder Irrationalität108
4.4 Zusammenfassung bestehender experimenteller Studien112
5 Methodik zur Analyse von Information Mirages an der Computerbörse CAT114
5.1 Die experimentelle Computerbörse CAT114
5.1.1 Marktorganisation114
a) Anlageobjekte115
b) Kontinuierliche zweiseitige Auktion117
c) Markt- und Handelsinformationen (endogene Informationen)118
5.1.2 Informationen120
a) Entwicklung des Unternehmensgewinns120
b) Symmetrisch heterogene Informationen (Informationspartitionen)121
c) Bewertung der privaten Informationspartition122
5.1.3 Ablauforganisation123
a) Teilnehmerauswahl und zeitlicher Rahmen123
b) Motivationsüberwachung124
5.2 Datenbasis125
5.2.1 Marktdesign125
5.2.2 Selektionsprozess der Marktklassifikationen128
a) Asset128
b) Markt129
c) Unabhängigkeit der Faktoren130
d) Reduktion Sekundärvarianz131
5.2.3 Stichprobe132
5.3 Definitionen142
5.4 Hypothesen144
Hypothese 1: Das experimentelle Design sollte Aggregationsineffizienzen im Sinne einer Unterreaktion fördern.146
Hypothese 2: Im Vergleich zu einem beinahe rationalen Markt besteht unter den Marktteilnehmern während einer Information Mirage zum Zeitpunkt der Ankündigung der Informationspartition eine erhöhte Unsicherheit.147
Hypothese 3: Die erhöhte Unsicherheit während einer Information Mirage ist auf Conservatism zurückzuführen.147
Hypothese 4: Im Vergleich zu einem beinahe rationalen Markt ist der Herdentrieb zwischen den Informationsgruppen während einer Information Mirage stärker ausgeprägt.148
Hypothese 5: Herdenverhalten kompensiert die erhöhte Unsicherheit während einer Information Mirage. Hypothese 6: Die Marktliquidität und die Überschussvolatilität unterscheiden sich während einer Information Mirage von der während einer beinahe rationale148
Hypothese 7: Die anfängliche Fehlbewertung einer Information Mirage reduziert sich im Zeitverlauf.149
5.5 Statistische Methodik149
5.5.1 Lagetests149
5.5.1.1 Beschreibung149
5.5.1.2 Visualisierung der Ergebnisse153
5.5.2 Binäre logistische Regression156
6 Spezifikation der Information Mirages an der Computerbörse CAT160
6.1 Dividendenveränderung als Determinante einer Information Mirage160
6.1.1 Berechnung der Dividendenveränderung und methodisches Vorgehen160
6.1.2 Prognose einer Information Mirage auf Experimentebene164
6.1.2.1 Richtung der Dividendenveränderung164
6.1.2.2 Extreme Dividendenveränderung167
6.1.3 Prognose einer Information Mirage auf Rundenebene171
6.2 Zusammenfassung der Ergebnisse177
7 Die Wirkung von Information Mirages an der Computerbörse CAT178
7.1 Individualverhalten179
7.1.1 Order- und Transaktionsaktivität179
7.1.2 Unsicherheit180
7.1.3 Conservatism184
7.2 Herdenverhalten189
7.2.1 Vorgehensweise189
7.2.2 Hauptphase190
7.2.2.1 Orderaktivität190
7.2.2.2 Transaktionsaktivität194
7.2.3 Strategiedispersion199
7.3 Marktwirkung204
7.3.1 Marktliquidität und Preisvolatilität204
7.3.2 Aggregationseffizienz214
7.4 Zusammenfassung der Ergebnisse225
8 Schlussbetrachtung228
8.1 Zusammenfassung228
8.2 Ausblick231
Anhang232
1. Ablauf233
2. Technische Handhabung234
3. Handel mit Aktien235
4. Festgeldanlage237
5. Dividendenentwicklung237
6. Unternehmenswert auf Basis der privaten Dividendenerwartung238
7. Abrufbare Informationen238
8. Endvermögensberechnung239
Literaturverzeichnis246

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