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E-Book

Investieren in Asien

Der große Leitfaden für Investitionen in Fernost

AutorRainer Hahn
VerlagFinanzBuch Verlag
Erscheinungsjahr2013
Seitenanzahl264 Seiten
ISBN9783862488124
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis24,99 EUR
Die US-Wirtschaft befindet sich auf Wachstumskurs«, heißt es. Die Autoren dieses Buches, Rainer Hahn und Andreas Lambrou, gehen mit diesem folgenschweren Vorurteil hart ins Gericht und belegen, dass die Grundlage für die wachsende Konsumnachfrage in den USA tatsächlich auf die wachsende Produktion in Asien zurückzuführen ist. Dennoch investieren Anleger lieber in den USA. Dieser Umstand wird sich in den nächsten Jahren jedoch deutlich zugunsten Asiens ändern. Denn gemessen an der weltweiten Marktkapitalisierung beträgt der Anteil Asiens (ohne Japan) trotz einer fulminanten Aufwärtsbewegung seit Anfang 2003 gerade einmal rund drei Prozent - und dies, obwohl in Asien etwa die Hälfte der Weltbevölkerung zu Hause ist. Dieses Buch gibt Anlegern einen praktikablen Leitfaden an die Hand, wie man profitable Investitionsmöglichkeiten in Asien findet, und richtet sich gleichzeitig an alle, die sich für Asien und seine wachsende Wirtschaftskraft generell interessieren.

Rainer Hahn, Jahrgang 1977, Handelsmanager und Wirtschaftswissenschaftler, ist Gründer von asia economy, eines Informationsdienstes für asiatische Börseninformationen. Gleichzeitig ist er Herausgeber von Tiger&Dragon. Rainer Hahn machte sich vor allem mit der Entwicklung einer Handelsplattform für asiatische Aktien einen Namen, bevor er sich ganz auf das Informationsgeschäft konzentrierte.

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Leseprobe

Vorwort


»Die US-Wirtschaft befindet sich auf Wachstumskurs«. Das hört man jeden Tag in verschiedenen Medien und kann es in zahlreichen Publikationen nachlesen. Dabei wird allzu gerne übersehen, dass dieses Wachstum vor allem aus höherem Staatsdefizit, wachsender Verschuldung und sicherlich auch einigen statistischen Gimmicks, Zaubereien beziehungsweise Täuschungen, wenn nicht gar Betrügereien, generiert wird.

Das neue Millennium hat deutlich gemacht, dass wir höchstwahrscheinlich an bedeutenden Wendepunkten stehen. Die Kapitalmärkte sind in erster Instanz davon betroffen, aber wir haben keinerlei Zweifel daran, dass wir parallel hierzu gesellschaftliche und geopolitische Änderungen erfahren werden. Vor allem ein Wohlstandstransfer nach Asien wird den Beginn des neuen Jahrtausends prägen. Die Jahre des Tigers und des Drachens haben nach zwischenzeitlichen Ermüdungserscheinungen im Zuge der Asien-Krise begonnen. Diese Krise hat die Basis für ein gesundes und nachhaltiges Wachstum in Asien geschaffen und war für die Entwicklung trotz aller negativen Aspekte wichtig.

Gleichzeitig schlägt sich die japanische Volkswirtschaft mit Problemen herum, die sich nicht mehr mit herkömmlichen volkswirtschaftlichen Lösungsmodellen wie Nachfragebelebung durch niedrige Zinsen und höhere Staatsausgaben lösen lassen. Dabei ist es sehr wichtig zu erkennen, dass in diesem Falle nicht die Marktkräfte versagt haben, sondern die Politik der Zentralbanken.

Unser heutiges Zentralbanksystem wurde von zwei bedeutenden Ökonomen geprägt: John Meynard Keynes und Milton Friedmann. Beide haben in ihrer Zeit sicherlich einen wichtigen Beitrag zum Verständnis der wirtschaftlichen Zusammenhänge geliefert. Allerdings möchten wir einige Entwicklungen aufgreifen und in Frage stellen. Während die Zeit nach der großen Weltwirtschaftskrise (1929–1940) von Keynes (»Keynesianismus«) geprägt wurde, hat Anfang der achtziger Jahre der Monetarismus Einzug gehalten. Beide Theorien haben möglicherweise mit dazu beigetragen, dass die damaligen Stagnationsphasen überwunden wurden und eine neue Wachstumsphase begann. Es ist hinreichend bekannt, dass sich Keynes und Friedmann in ihren Theorien nicht sehr nahe standen. Trotzdem kann man wohl sagen, dass beide in unserem Staatssystem implementiert worden sind. Während Keynes die kurzfristige Lösung der akuten Probleme in einer Ausweitung der Staatsausgaben sieht, plädiert Friedmann für die kontrollierte Ausweitung der Geldmenge seitens der Zentralbanken, die Liquiditätskrisen vermeiden soll. Heute versuchen die westlichen Industriestaaten, ihren oft überdimensionierten Apparat durch den Keynesianismus zu rechtfertigen, und die westlichen Zentralbanken stellen seit Anfang der siebziger Jahre in einer Weise Gelder zur Verfügung, die nicht als antizyklisch, sondern als prozyklisch beschrieben werden muss. Eine richtige Zinspolitik hätte Mitte der neunziger Jahre dazu führen können, dass die Sparquote der US-Verbraucher nicht zu massiv einbricht. Stattdessen wurde durch eine Politik des »billigen Geldes« der Konsum kurzfristig angekurbelt. Die höheren Gewinne wurden nicht dazu genutzt, die Verschuldung abzubauen. Vielmehr fingen die Unternehmen an, ihre Renditen zu erhöhen, indem sie billiges Geld aufnahmen und gleichzeitig das Eigenkapital auf ein Minimum reduzierten. Daher haben es die meisten Unternehmen in den Boom-Jahren der Neunziger versäumt, ihre Eigenkapitalbasis zu stärken. Real wurden trotz der hohen Emissionstätigkeit an den Kapitalmärkten unter dem Strich mehr Aktien zurückgekauft als ausgegeben.

Dennoch lautet das Resümee der meisten Medien heute immer noch, dass wir es in Europa und den USA mit der Ausbildung eines langfristigen Tiefs an den Aktienmärkten zu tun haben, und Anlageberater versprechen uns zweistellige Renditen mit ihren Fondskonzepten. Schaut man sich einige Daten, insbesondere die Zinsentwicklung, an, so kann man sehr leicht der Verführung unterliegen und erwarten, der nächste Aufschwung stehe unmittelbar bevor. Doch die Zinsen zeigen unseres Erachtens nur einen Teil des Prozesses für künftige Investitionsentscheidungen auf. Viel wichtiger ist die Erwartungshaltung in Bezug auf das künftige Absatzpotenzial und die Entwicklung der Gewinnmargen. Schlussendlich wird die »Strapazierfähigkeit« der Unternehmensbilanzen darüber entscheiden, ob neue Kredite aufgenommen werden können. Betrachtet man die Verteilung des Geldes der neu aufgenommenen Kredite, so wird schnell klar, dass diese nicht in neue Investitionen fließen, sondern in den Konsum.

Der US-Verbraucher steht noch wie ein Fels in der Brandung. Doch anhand historischer Betrachtungen lässt sich mit Sicherheit sagen, dass diese Phase nicht ewig andauern kann und sich bereits deutliche Anzeichen einer beginnenden Abschwächung bemerkbar machen.

Dr. Marc Faber, dessen wirtschaftliches Zyklusmodell wir ebenfalls im Rahmen dieses Buches vorstellen, hat die Auslöser verschiedener »Blasen« verglichen und drei Kriterien gefunden, die in allen Investitionsblasen wiederzufinden sind. Auf die USA angewandt, äußern sich diese folgendermaßen:

  • Das Geldmengenwachstum und die Kreditaufnahmen übersteigen das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) und der Sparrate.

  • Für einen Dollar an BIP-Wachstum steigt die Verschuldung in den USA mit etwa fünf bis sieben US-Dollar jährlich an. Die Sparrate ist quasi nicht vorhanden und gleicht damit noch nicht einmal das jährliche Staatsdefizit aus.

  • Inflation wird eher in steigenden Vermögenswerten als in steigenden Konsumentenpreisen festgestellt.

Seit Ende der neunziger Jahre haben sich die Immobilienpreise in den USA fast verdoppelt, und der Aktienmarkt verbuchte in der zweiten Hälfte der Neunziger erhebliche Gewinne. Eine Inflation war auf der Güterebene kaum erkennbar, und der Konsum wurde hauptsächlich durch die gestiegenen Nettovermögen der Haushalte angeheizt, wohingegen das Reallohnniveau seit mehr als 20 Jahren konstant blieb.

Immer schneller wachsende Vermögenswerte führen zu Überschuldung, Überinvestitionen und übermäßigem, unhaltbarem Konsum. Die Gesamtverschuldung hat in den USA mittlerweile rund 300 Prozent des BIP erreicht. Damit stieg auch die Kapitalisierung der Wertpapiermärkte: Heute machen die USA rund 50 Prozent der weltweiten Aktienmarktkapitalisierung aus – ein Niveau, das zuletzt nur Japan im Jahre 1989 erreicht hatte. Der Index der »künstlichen Nachfrage« – das Verhältnis von Verbraucherkrediten plus Staatsdefizit auf der einen Seite und dem BIP auf der anderen Seite – hat mit knapp 26 Prozent einen historischen Höchststand erreicht. Zum Vergleich: 1929, vor der großen Wirtschaftskrise, lag dieser Index ebenfalls auf einem Hochpunkt von damals rund sieben Prozent.

Vergleicht man die US-Schuldensituation mit der jüngsten Geschichte, so fallen vor allem zwei Parallelen auf: die deutsche Hyperinflation von 1918 bis 1923 und die Deflationskrise von 1929 bis 1931. Während man in Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg versuchte, seine Probleme mittels der Notenpresse zu lösen, was zu dem bekannten und viel diskutierten Verfall der Währung führte, ist über die Situation in Deutschland nach 1925 nur wenig bekannt, und dies wurde durch die politischen Ereignisse überschattet, die eine nüchterne Analyse der damaligen Finanzpolitik erschweren. Deutschland verzeichnete zwischen 1925 und 1929 ein starkes, hauptsächlich kreditfinanziertes Wirtschaftswachstum. Der Optimismus kannte keine Grenzen, und obwohl Deutschland immer noch unter den Folgen des Ersten Weltkrieges und der dadurch ausgelösten Hyperinflation litt, war der deutsche Finanzsektor so zuversichtlich wie nie zuvor. Die Industrieproduktion stieg in dieser Zeit um 120 Prozent, und Deutschland besaß ein nicht unerhebliches Leistungsbilanzdefizit. Dieses zu finanzierende Defizit lag zu der Zeit bei rund fünf Prozent jährlich. Laut Steven Roach, Chefökonom beim Investmenthaus Morgan Stanley, wird die Leistungsbilanz eines Landes zu einem großen Problem, sobald die Fünf-Prozent-Marke übersprungen wird. Dies ist in den USA aktuell der Fall. Das Problem ist umso größer, wenn die Finanzierung durch externe Kredite möglich gemacht wurde. Mittlerweile halten ausländische Investoren mehr als 50 Prozent aller US-Staatsanleihen.

Jeden Tag müssen also zwei bis drei Milliarden US-Dollar in die USA fließen, um die Inlandswährung stabil zu halten und den Glauben an eine starke US-Wirtschaft zu stärken. Auch die deutsche Sparquote reichte in den zwanziger Jahren nicht aus, um das Defizit zu decken, und so begab Deutschland auf Reichsmark notierende Anleihen. Diese Anleihen wurden hauptsächlich von ausländischen Investoren und hier vor allem von der damals größten Kreditgebernation, den USA, gekauft. Die noch junge Weimarer Republik war die ganze Zeit über auf ausländisches Kapital angewiesen. Deutschland finanzierte etwa die Hälfte seines öffentlichen Kreditbedarfs...

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