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E-Book

Jugendliche als Täter und Opfer von Gewalt

AutorPeter Imbusch
VerlagVS Verlag für Sozialwissenschaften (GWV)
Erscheinungsjahr2010
Seitenanzahl291 Seiten
ISBN9783531919966
FormatPDF
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis33,26 EUR
Das Buch präsentiert Beiträge, die sich mit dem Phänomen der Jugendgewalt vornehmlich in Entwicklungsländern auseinandersetzen. Es beleuchtet Unterschiede und Gemeinsamkeiten von Jugendgewalt zwischen 'Erster' und 'Dritter Welt'; es fragt nach den unterschiedlichen Kontexten der Gewalt; es setzt sich mit der schwierigen Lebens- und Überlebenssituation von Jugendlichen unter gewalttätigen gesellschaftlichen Bedingungen auseinander; es beleuchtet angesichts geringer Partizipationsmöglichkeiten die Rolle von Jugendlichen in Nachkriegsgesellschaften; und es zeichnet verunsichernde Diskurs- und Sicherheitsstrategien im Umgang mit Jugendlichen nach, welche die Jugendlichen eher diskriminieren als dazu beitragen, ihre Handlungen und Verhaltensweisen zu verstehen.

Die beispielhaften Auseinandersetzungen mit der Thematik Jugend und Gewalt werden eingerahmt von Überlegungen zu den Hintergründen und Ursachen von Jugendgewalt sowie eher konzeptionellen Überlegungen zu den Innovationen der Gewaltforschung, die am Beispiel jugendlicher Amokläufer und School Shooter exemplifiziert werden.


PD Dr. Peter Imbusch ist Privatdozent für Soziologie und wissenschaftlicher Angestellter am Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung (IKG) an der Universität Bielefeld.

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Leseprobe
Jugendbanden in Zentralamerika- Zur sozialen Konstruktion elner teuflischen Tiitergruppe (S. 213-214)

Sebastian Huhn, Anika Denier und Peter Peetz

1. Einleitung

Über ein Jahrzehnt nach dem Ende des letzten Biirgerkriegs in Zentralamerika verbindet die intemationale Offe ntlichkeit nach wie vor hauptsiichlich Gewalt und Unsicherheit mit der Region. Eines der wichtigsten und promi nentesten Themen sind in diesem Zusammenhang seit einigen Ja hren krimine lle Jugendbanden , vor aHem die so genannten maras, eine spezielle Form von Jugendgangs in EI Salvador, Honduras und Guatemala (Huhn/Oett lerlPeelz 2008a).

Krimi nelle und gewalttatige Jugendliche werden in und au8erhalb der Region als ein Hauptfaktor fur Unsicherheit diskuti ert. Die gesicherten Erkenntnisse iiber die Gangs, ihre GroBenord nung, ihre Organisationsstrukturen oder das von ihnen tatsachlich ausgehende GewaltmaB sind jedoch gering (Huhn/Oettler 2006 ; Huhn/Oettler/Peetz 2oo8a; Bellanger/ Roc ha 2(09). Yemach lassigt wird auch die Analyse der offentlichen Auseina ndersetzung tiber soziale Ursachen, den angemessenen kollektiven Umgang und die gesellsc haftlichen Folgen von Jugendgewalt in Zentralamerika. Thema dieses Beitrages, der auf ein Forschu ngsprojekt zu ..Offentlic hkeiten und Gewalt in Zentralamerika" zuruckgeht, ist die Frage, wer Jugendbanden als Hauptproblem der Inneren Sicherheit oder der gesellschaftlichen Entwicklung wahrnimmt beziehungsweise darstellt. Wir konzentrieren uns dabei auf Costa Rica, El Salvador und Nica ragua.

Ausgehend von der grundsatz lichen Einsicht, dass Wirklichkeit gesellschaftlich konstruiert ist (Berger/Luckmann 1969), gilt es, Jugendgewalt und -kriminalitat auch als gesellschaftlich konstruierte und nicht ausschlieBlich als objektiv vorliegende und eindeutige GroBen zu untersuchen. Ein Einverstandnis über Gewalt und Kriminalitat sowie tiber ihre gese llschaft liche Bewertung und angebrachte GegenmaBnahmen wird haufig zu Unrecht vorausgesetzt. So bleib t unhinterfragt, wer was in welcher Weise und warum als Bedrohung wahmimmt.

Der Diskurs tiber Gewalt und Krimi nalitat ist jedoch häufig entscheide nder dafiir, wie eine Gesellschaft Gewalt und Krimi nalita t empfindet und auf sie reagiert, als ein Gewaltakt selbst. So wurde gewalttatiges Verhalten von Jugendlichen je nach Epoche nicht nur in Zentralamerika unterschiedlich wahrgenommen. Auch die deutsche Offentlichkeit hatte vieles von dem, was sie heute als Jugendgewalt diskutiert, in den 1950er Jahren eher als (argerliches oder zu beliichelndes) Verhalten Halbstarker interpret iert oder wahrend der Studentenproteste in den 1970er Jahren als (legitimer oder iIlegitimer) Protest einer Generation gegen ihre Eltem und Gro6eltem wahrgenommen.
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis5
Einleitung6
Jugendgewalt in Entwicklungsländern – Hintergründe und Erklärungsmuster10
1. Einflihrung10
1.1 Wer sind die Jugendlichen ?11
1.2 Die Probleme Lugendlicher VOT dem Hintergrund der demographischen Entwicldung13
1.3 Jugend und Gewalt18
1.4 Um welche Gewalt geht es?19
1.5 Umfang und Formen der Gewalt21
1.6 Konsequenzen der Gewalt23
2. Erscheinungsforrnen und Hintergründe25
3. Ursachen der Gewalt30
4. Theorien über Jugendgewalt35
4.1 Psychologische Aggressions- und Triebtheorien35
4.2 Gewaltaneignung in der Sozialisation und durch Lenen40
4.3 Subkulturen, Protest, intrinsische Gewalt46
4.4 Modernisierungstheorien49
4.5 Theorien relativer sozialer Deprivation53
4.6 Die Desintegrationstheorie58
4.7 Demographie, Männlichkeit und Gewalt62
4.8 Feministische Erklärungen von Gewalt66
5. Bekämpfungsmöglichkeiten von Jugendgewalt70
5.1 Präventions- und Interventionsma?nahmen71
5.2 Der Beitrag internationaler Organisationen75
5.3 Repressionsstrategien80
6. Schlussfolgerungen81
Literaturverzeichnis86
Zwischen Akzeptanz und Widerstand Jugendliche Lebenswelten im kolumbianischen Bürgerkrieg94
1. Vor der Gewalt getlohen? Von der Gewalt eingeholt!94
2. Sündenböcke und Unschuldslämmer97
3. Konfliktpanorama Kolumbien98
3.1 Genese und historische Einbettung des Konflikts99
3.2 Gewaltmärkte als zweckrationale Handlungsräume100
3.3 Die Akteure im bewaffneten Konflikt102
3.4 Binnenvertreibung als Strategie der Gewalt102
3.5 Jugendliche im kolumbianischen Konflikt104
3.6 Die Verlagerung des Konflikts auf die urbane Peripherie und die Reproduktion der Gewaltsituation105
3.7 Geboren werden viele, erwachsen werden nur wenige...107
4. Jugendliche Lebenssituationen108
4.1 Wahrnehmung von Gesellschaft und Familie durch die Jugendlichen108
4.2 Partizipation durch Konsum112
4.3 ,,Limpieza Social" als Instrument der Repression114
4.4 Zwischen Traum(a) und Realität117
5. Strategien im Umgang mit Gewalt: Akzeptanz, Flucht und Widerstand119
5.1 Akzeptanz: Pandillas zwischen Gewalt und Familienersatz.119
5.2 Flucht:,,Einfach normal"121
5.3 Widerstand:Jugendliche als engagierte Akteure trotz Repression123
6. Resümee: Gewaltfreie Alternativen der Jugendlichen im lokalen Raum128
Bibliographie129
Jugend, Gewalt und sozialer Wandel in Afrika132
1. Einführung: Afrikas Jugend im Kontext unterschiedlicher Debatten132
2. Zur Kategorie der Jugend137
2.1 Jugend als Phase des Übergangs137
2.2 Jugend als Subkultur139
2.3 Jugend als soziale Konstruktion140
3. Jungsein in Afrika143
3.1 Die Jugend Afrikas – ein historischer Abriss über Hoffnungsträger und Unruhestifter143
3.2 Zur gegenwärtigen Lage: jugend als „Stigma" und „Ressource"149
4. Erklärungsmuster für Jugendgewalt in Afrika: Eine Auseinandersetzung mit der These vom „Generationenkonflikt"152
4.1 Afrikanische Jugendliche als instrumentalisierte Opfer oder entfremdeteTäter?153
4.2 Jugend als „ Stigma" und „ Ressource" – eine alternative Perspektive auf den „Generationenkonflikt"158
5. Fazit165
Bibliographie168
Jngendliche in Nachkriegsgesellschaften – Kontinnität und Wandel von Gewalt*174
1. Jugendliche in Gewaltkonflikten, Jugendgewalt und Gewalt in Nachkriegsgesellschaften – drei unverbundene Forschungsfelder176
1.1 Jugendliche in Gewaltkonflikten178
1.2 Jugendgewalt jenseits des Krieges180
1.3 Gewalt in Nachkriegsgesellschaften - mehr als der Rückfall in den Krieg181
1.4 Die Schnittstellen zwischen den Debatten182
2. Nachkriegsgesellschaften als sozialer Raum183
2.1 Nachkriegsgesellschaften heute – ein Analyserahmen186
2.2. Jugendliche im Spannungsfeld aktueller Nachkriegsgesellschaften189
3. Jugendliche Gewalt in Nachkriegsgesellschaften193
3.1 Gewaltkontrolle in Nachkriegsgesellschajten193
3.2 Formen der Gewalt197
3.3 Jugendliche und Gewalt - einige empirische Befunde198
4. Muster von Jugendgewalt200
5.Spezifika von Jugendgewalt im Nachkrieg – offene Fragen205
Literatur208
Jugendbanden in Zentralamerika – Zur sozialen Konstruktion einer teuflischen Tätergruppe212
1. Einleitung212
2. Machtvolle Diskurse über zentralamerikanische Jugendbanden217
2.1 Der politische Diskurs218
2.2 Der Pressediskurs223
3. Über die Heterogenität von Gewaltdiskursen im zentralamerikanischen Alltag226
4. Juristische Materialisierungen und wissenschaftliche Hysterie232
5. Schlussbetrachtung237
Literatur238
School Shootings und Amok – Perspektiven der Gewaltforschung241
1. Einleitung241
2. Der Gewaltbegriff242
3. „Mainstreamer" vs, „Innovateure"243
3.1 Entstehung der Debatte244
3.2 Die „Mainstreamer"245
3.2.1 Der Gewaltbegriff246
3.2.2 Erklärungsansätze und Prävention248
3.2.3 Menschenbild249
3.2 .4 Theoretisch-methodologisches Konzept250
3.2.5 Erkenntnisinteresse251
3.3 Die „lnnovateure“251
3.3.1 Kritik am „Mainstream"252
3.3.2 Der Gewaltbegriff253
3.3.3 Menschenbilder256
3.3.4 Theoretisch-methodologisches Konzept259
3.3.5 Erkenntnisinteresse260
3.4 Zusammenfassung261
4. School Shootings als Amokform unter Jugendlichen262
4.1 Das Beispiel Erfurt263
4.1.1 Definitorische Herleitung264
4.2 Die „Mainstreamer"265
4.3 Die „Innovateure"271
4.4 Zusammenfassung276
5. Schlussbetrachtung276
5.1 Die Kritik der „lnnovateure" und ihre Folgen für die Gewaltforschung277
5.1.1 Gegensätzlichkeit?277
5.1.2 Auseinandersetzung über die Krilik ?279
5.1.3 Neue Impulse durch die Kritik der „Jnnovateure"?280
5.2 Ergebnisse280
5.2.1 Die „Mainslreamer "280
5.2.2 Die „Innovaieure"281
5.3 Praktischer Nutzen281
5.4 Gefahren und Problematiken283
5.5 Vereinbarkeit284
Literatur286
Über die Autorinnen und Autoren290

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