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Karel ?apeks Poetik der noetischen Detektion im Kontext seiner Pragmatismus-Rezeption

AutorAlexander Borais
Verlagdisserta Verlag
Erscheinungsjahr2012
Seitenanzahl274 Seiten
ISBN9783942109932
FormatPDF
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis54,99 EUR
Karel Capek (1890-1938), Schriftsteller, Dramatiker, Kritiker und Journalist in einer Person, gehört zu den wichtigsten und bekanntesten Repräsentanten der literarischen Moderne Osteuropas. Weniger bekannt ist hingegen die philosophische Dimension seines facettenreichen ?uvres. Capek studierte Philosophie und Kunstgeschichte in Berlin (1910-11), Paris und Prag. Aus einer während der Studienzeit verfaßten Arbeit zum amerikanischen Pragmatismus entstand 1918 und später 1925 in der zweiten und ergänzten Auflage die philosophische Abhandlung 'Pragmatismus oder die Philosophie des praktischen Lebens'. Diese Veröffentlichung führte dazu, dass Capek im tschechischen Kulturleben zu Beginn des 20. Jahrhunderts nicht nur als Schriftsteller, sondern gleichermaßen als Philosoph wahrgenommen wurde.
Das Ziel der vorliegenden Untersuchung ist es, im Wege der Rekonstruktion der Hauptgedanken in Capeks philosophischer Abhandlung die Philosophie und Literaturwissenschaft miteinander zu verknüpfen. Der Ausgangspunkt der Arbeit ist Capeks Auseinandersetzung mit den wichtigsten Repräsentanten des klassischen Pragmatismus, den Philosophen William James und John Dewey.
Im Unterschied zu vergleichbaren Versuchen geht es hier nicht um eine Zusammenfassung der im Capeks Werk vorfindbaren Philosopheme, sondern um die Analyse der impliziten Philosophie des Pragmatismus auf der narrativen Ebene. Das Verhältnis von Poetik und Philosophie stellt sich in den untersuchten Werken unterschiedlich dar. Während der Bezug zum Pragmatismus in 'Gottesmarter' durch allegorische und intertextuelle Verfahren hergestellt wird, entsteht er in den 'Erzählungen aus der einen und der anderen Tasche' indirekt: Die Philosophie kommt hier als Inspirationsquelle für Motiventwicklungen sowie Neuinterpretationen traditioneller Gattungen wie der Detektivgeschichte zum Tragen.
In beiden Werken kommt als Leitmotiv die Kritik am Rationalismus als eines einseitig verabsolutierten Vernunft- und Erkenntnisideals zum Ausdruck. Der Autor verknüpft diese Kritik mit der Poetik der Detektivgeschichte, in der die Helden allgemein als Chiffre naturwissenschaftlicher Entlarvungsmethodik auftreten. Der Titelbegriff 'noetische Detektion' weist darauf hin, dass hier die Suche nach einer Wahrheit dargestellt wird, die dem rationalistischen Zugang verwehrt bleibt.
Die Analyse führt zu zwei Erkenntnissen: Zunächst sind in vielen Erzählungen konkrete Einsichten aus Capeks Pragmatismus-Abhandlung zu finden, die er als Motive oder thematische Komplexe in unterschiedlichsten Variationen in das Handlungsgewebe integriert. In einigen Fällen strukturieren die gewonnenen Einsichten sogar die Handlung. Außerdem manifestiert sich der Einfluss des Pragmatismus in den 'Erzählungen aus der einen und der anderen Tasche' auch ironisch. Der Autor entwickelt hier eigene Einsichten weiter und instrumentalisiert die ursprünglichen Philosopheme für die Entfaltung neuer Erzählsujets.

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Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Karel Capeks Poetik der noetischen Detektion im Kontext seiner
1
Danksagung
6
Inhaltsverzeichnis
7
I. Einleitung
11
1. Bisherige Untersuchungen zum Verhältnis von Capeks Pragmatismus-Rezeption und seinem Erzählwerk
19
II
28
1. Pragmatismus als philosophische Methode der Reflexion
29
2. Der Bruch mit dem Rationalismus
31
2.1 Kritik am Positivismus als Spielart des Rationalismus
32
2.2 Kritik am philosophischen Begriff des Absoluten
35
3. Capeks Dewey-Rezeption: Kritik am Dualismus der Philosophietradition
36
3.1 Denken als psychologische Reaktion auf Zweifelhaftes
38
3.2 Pragmatismus als existenzorientierte Moralphilosophie
41
4. Capeks James-Rezeption: Die ethische Bestimmung der Lebenspraxis
44
4.1 Die Noetik des radikalen Empirismus: Die Bedeutung des unreflektierten Innenlebens
47
4.2 Die Aufwertung der Individualität und der Bruch mit dem ratioanlistischen Apriorismus
51
4.3 Pluralismus als Baustein eines Weltbildes
52
5. Perspektivismus, Humanismus und Erkenntnis
57
III. Die kulturdiagnostische Instrumentalisierung des philosophischen Diskurses: Pragmatismus als Weg zur Demokratisierung des Wissens
61
1. Die Kritik an der Zweiweltenlehre des idealistischen Rationalismus
64
1.2 Capeks Polemik mit dem platonisierenden Geist F.X. Saldas
65
2. Reflexionen über den Wahrheitsbegriff
67
2.1 Pilatus' Kredo: Die Allegorie von der Pluralität der Wahrheit
69
3. Relativismus als Instrument der Kulturdiagnose
72
4. Zusammenfassung: Capeks Pragmatismus als Suche nach einer 'Theorie vom Menschen'
76
4.1 Die Eckpunkte der Capekschen Pragmatismus-Rezeption
80
IV. Die Poetik der noetischen Detekion: Erzählen zwischen Detektivgeschichte und philosophischer Reflexion
91
1. Capeks poetologische Reflexion über die "reine Detektivgeschichte"
94
1.1 Die Kunst des Rätsellösens und die Selbstgefälligkeit des Intellekts
95
1.2 Die Detektivpoetik als Demonstrationsgeschichte irdischen Scharfsinns
99
1.3 Der Detektiv als anthropomorphe Chiffre moderner Rationalität
102
1.4 Zusammenfassung: Elemente einer kulturreflektierten Detektivpoetik
105
V. Zwischen Detektivgeschichte und allegorischer Sinnbildung: Die Entlarvung rationalistischer Apodiktik in Gottesmarter
109
1. Am Anfang war die amerikanische Spur: Die Erzählung 'Die Spur' als allegorischer Archetyp noetischer Detektion
112
1.1 Transtextuelle Sinnpotentiale in 'Die Spur': Reflexionen über den menschlichen Verstand
126
2. 'Elegie': Die Entlarvung rationalistischer Apodiktik
141
3. Raumdarstellung, Grenzüberschreitung und Ereignisbildung: Die Negation detektivischer Ereignisrelevanz in 'Der Berg'
145
3.1 Metaphysische Sinnerwartung versus Detektivpraxis: "Wir Detektive sind wirklich keine Philosophen"
160
4 Die Parabel vom verlorenen Weg als Existenzreflexion
164
4.1 Wahrheit als illuminative Erkenntniskonzeption
174
5. Zusammenfassung: Die abstrahierende Stilisierung anschaulicher Handlungsdarstellungen
180
VI. Der Erzählzyklus 'Erzählungen aus der einen und der anderen Tasche': Geschichte gegen die Unvernunft der Rationalität
187
1. Typen der Inversion des Detektivschemas
189
1.1 Der Detektivheld, der sich selbst zum Rätsel wird: Die erkenntniskritische Handlungsinversion in 'Der Fall Dr. Mejzlik'
190
1.2 Die Inversion des Motivs der Allmacht der Detektiv-Ratio in 'Der Dichter'
198
1.3 Indizien ohne Verbrechen: 'Die Spuren'
207
1.4 Die Inversion des Motivs der "Methode" und ihre zyklusbildende Funktion
219
2. Paar-Geschichten im ersten Erzählzyklus: Äquivalente Handlungsmotive und ihre thematische Verknüpfung
228
2.1 Erzählungen gegen die Unvernunft der Vernunft
229
2.2 'Die Spuren' als Fortsetzungsgeschichte von 'Die Spur'?
237
3. Pluralität der menschlichen Existenz: Der Möglichkeitssinn und seine erzählerische Transformation in 'Die Briefmarkensammlung'
239
4. Zusammenfassung: Die 'Erzählungen aus der einen und der anderen Tasche' im Kontext von Pragmatismus und Avantgarde-Ästhetik
244
VII. Fazit
251
Literaturverzeichnis
259

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