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Kritik der Tafeln in Deutschland

Standortbestimmungen zu einem ambivalenten sozialen Phänomen

AutorStefan Selke
VerlagVS Verlag für Sozialwissenschaften (GWV)
Erscheinungsjahr2010
Seitenanzahl318 Seiten
ISBN9783531926117
FormatPDF
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis26,96 EUR
Lebensmitteltafeln in Deutschland befinden sich im Schnittpunkt vielfältiger Interessen und sind Projektionsfläche heterogener Meinungsbilder. Die Entwicklung des Tafelsystems ist dabei weder zufällig noch selbstoptimierend. Seit es auch kritische Thesen zu Tafeln gibt, hat sich der Diskurs über die Tafeln und deren gesellschaftliche Funktion erkennbar ausdifferenziert. Es kam zu einem Paradigmenwechsel in der Wahrnehmung von Praktiken und Folgen bürgerschaftlichen Engagements bei Tafeln. Die in diesem Band versammelten Beiträge belegen die Vielfalt dieser kritischen Ansätze. Tafeln werden dabei aus den theoretischen Perspektiven von Armutsforschung, Sozialpolitik, Sozialethik sowie der sozialwissenschaftlichen Nutzerforschung, aber auch unter Berücksichtigung praktischer Erfahrungen der Sozialen Arbeit vorgestellt. Ziel ist es, einen Beitrag zur meinungspluralen Diskussion über den zukünftigen Stellenwert existenzunterstützender Angebote zu leisten.

Dr. phil. Stefan Selke ist Professor für Soziologie an der Hochschule Furtwangen University. Er ist der Gründer des Online-Portals www.tafelforum.de.

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Inhaltsverzeichnis
Inhalt5
Einleitung und Übersicht8
Kritik der Tafeln in Deutschland – Ein systematischer Blick auf ein umstrittenes gesellschaftliches Phänomen9
1 Das Soziale als Störfall gesellschaftlicher Gemütlichkeit9
1.1 Würde der Armut ? Willkommen in der Wirklichkeit !10
1.2 Festen Boden unter den Füßen ?11
1.3 Erwünschte und alternative Sichtweisen auf Tafeln12
2 Von der Evolution zur Evaluation des Tafelsystems –Die Rahmenbedingungen kritischer Sichtweisen14
2.1 Skizze des Forschungsstandes zu Tafeln14
2.2 Akteure und Diskurse im Feld der „Tafeln“17
2.3 Zur Legitimation von Kritik an Tafeln19
2.4 Zielsetzungen der Kritik an Tafeln20
3 Praxis des Almosens als gesellschaftlicher Skandal –Dimensionen der Kritik am Tafelsystem21
3.1 Kritik der Wissensformen: Legitimationsfassaden21
3.2 Kritik der Systemformen: Irreversibilität24
3.3 Kritik der Hilfeformen: Pannendienst der Gesellschaft25
3.4 Kritik der Praxisformen: Disziplinierung des Elends26
3.5 Kritik der Vergesellschaftungsformen: Etablierte Scheinwelten28
3.6 Kritik der Privatisierungsformen: Instrumentalisierung der Helfer29
3.7 Kritik der asymmetrischen Solidaritätsformen: Helfen als Selbstzweck29
4 Tafeln als „angenehmere Abhängigkeit“ ?Kritik zwischen Einzelfall und Regel31
6 Fazit: Praktische Kritik und verdaute Theorie33
7 Einordnung der Beiträge dieses Bandes35
Literatur47
I. Tafeln als Angebote der Existenzsicherung im Sozialstaat ?52
Sozialstaat und Gerechtigkeit53
Gerechtigkeit auf dem Rückzug69
Zusammenfassung69
1 Definitionen, Funktionen und Entwicklungsphasen des Sozialstaates in Deutschland69
2 Die neoliberale Reformagenda als Grundsatzentscheidung für einen anderen Wohlfahrtsstaat72
2.1 Aus dem Wohlfahrtsstaat wird ein neoliberaler Wettbewerbsstaat72
2.2 Aus dem Sozialwird ein Minimalstaat73
2.3 Aus dem Sozialwird ein „Kriminalstaat“74
2.4 Aus dem Leistungswird ein Gewährleistungsstaat75
2.5 Aus dem aktiven wird ein „aktivierender“ Sozialstaat76
2.6 Abkehr von der gesamtgesellschaftlichen Solidarität und Rückkehr zur Familiensubsidiarität77
2.7 Spaltung des Gemeinwesens in einen Wohlfahrtsmarkt und einen Wohltätigkeitsstaat78
2.8 Aus dem Sozialversicherungswird ein Fürsorge-, Almosen-und Suppenküchenstaat78
2.9 Sozialstaat, „Neosozialstaat“ oder Neoliberalstaat ?79
3 Die globale Finanzund Weltwirtschaftskrise: Tafeln als billiger Ersatz für den Sozialstaat ?80
Literatur83
Hunger in der Über ussgesellschaft86
Zusammenfassung86
1 Hunger: Ein unerwartetes Thema in der Über ussgesellschaft86
2 Hunger und Ernährungsarmut in Deutschland: Eine Annäherung über empirische Indizien88
3 Ernährungsarmut als ein sozial-existenzielles Teilhabeproblem am Beispiel Eating Out92
4 Gesellschaftliche Umgangsformen mit Hunger: Delegierung – Negierung – Stigmatisierung94
4.1 Delegierung der Nahrungssicherung an Ehrenamt und Privatwirtschaft94
4.2 Erbe des Wirtschaftswunders: die Negierung dessen, was nicht sein darf95
4.3 Körpermale und tafeladäquate Armut – neue Formen der Stigmatisierung97
Literatur98
Warum sind die Tafeln erfolgreich ?103
Zusammenfassung103
1 Grunddaten zum Erfolg der Tafeln103
2 Ein Funktionsmodell der Tafeln oder die Verzeitlichung von Armutslagen109
2.1 Die Verzeitlichung von Armut109
2.2 Ein Modellhaushalt114
3 Resümee119
Literatur121
„Feeding America and the World“123
Zusammenfassung123
1 Einleitung123
2 Private Hungerhilfe im „Land of Plenty“124
3 Von altem Käse und anderen Besonderheiten des US-amerikanischen Sozialsystems128
4 Kontroversen und Kon ikte133
4.1 Inef zienz134
4.2 Korruption134
4.3 Fokussierung auf organisatorische Eigeninteressen135
4.4 Entpolitisierung und Unterminierung sozialer Grundrechte135
5 Perspektiven in der Krise136
Literatur138
II. Tafeln und die Sozialethik der mildtätigen Gabe141
Wie die Tafeln den Status der Armen als Bürger gefährden142
Zusammenfassung142
1 Das Verhältnis von Privatwohltätigkeit und öffentlicher Wohlfahrtsp ege im historischen Kontext142
2 Warum Tafeln mit Aldi, Lidl & Co. nicht vergleichbar sind144
3 Von „Zivilgesellschaft“ und „ethisch anspruchsvoller Entsorgung des Warenüber usses“ werden die Armen so wenig satt wie vom „S145
4 Die moderne Neubestimmung des Verhältnisses von Privatwohltätigkeit und öffentlicher Wohlfahrtsp ege für den demokratischen so146
5 SGB II und XII im Kontext der Tafeln149
Tafelangebote aus caritastheologischer Perspektive1155
Zusammenfassung155
1 Einleitung155
2 Caritaswissenschaftliche Ausgangspunkte157
2.1 Tafelangebote zwischen Barmherzigkeit und Gerechtigkeit157
2.2 Rückfrage nach dem Pro l christlich inspirierter und kirchlich getragener Tafelangebote157
2.3 Christen im Rampenlicht einer neuen Sozialen Frage158
2.4 Caritas im Fahrtwind sozialpastoralen Denkens159
2.5 Engagement im Wissen um eine „Tafel-Plus“-These160
3 Caritastheologische Einsichten und Handlungsperspektiven161
3.1 Orientierung an der Einheit von Gottesglaube und Menschensolidarität161
3.2 Sinn für eine spezi sche Qualität christlichen Handelns163
3.3 Engagement für Hilfe in der Not, Hilfe aus der Not, Abhilfe von Not !165
4 Praktisch-theologische Visionen168
4.1 Die Vision von einem Kapitalismus mit menschlichem Antlitz168
4.2 Die Vision einer diakonischen Pastoral im Netzwerk kirchlicher Orte168
Literatur169
Tafeln in der Wohltätigkeitsfalle171
Zusammenfassung171
1 Armutsbekämpfung ohne Sozialstaat171
2 Sozialstaatsverp ichtung und Teilhaberechte173
3 Soziale Rechte gewährender Sozialstaat174
4 „Tafeln“ in der Wohltätigkeitsfalle: Barmherzigkeit, Sponsoring und Gerechtigkeit176
5 Die Tugend der Barmherzigkeit und die Rückkehr der Barmherzigkeit177
6 Steuerund medienwirksames Social Sponsoring als Beitrag zur Armutsbekämpfung179
7 Social Sponsoring und die Frage nach der Gerechtigkeit180
8 Forderungen der Gerechtigkeit183
9 Von der Armutsbekämpfung zur Armenfürsorge und wieder zurück185
10 Auswege aus der Wohltätigkeitsfalle: „Tafeln“ plus Beteiligungsrechte186
Literatur188
Lebensmittel gegen gar nichts191
Zusammenfassung191
1 Einleitung191
2 Reziprozität oder Almosen ?194
3 Homo audiutor oder homo oeconomicus ?199
4 Die Kunden203
5 Fazit207
Literatur208
Beschränkung und sozialpolitisches Wachstum – Überlegungen zur Transformation von Tafeln211
Zusammenfassung211
1 Tafeln im Spannungsfeld zwischen Armutslinderung und anwaltschaftlichem Handeln211
2 Barmherzigkeit auf Abwegen ! ?214
3 Können Tafeln und andere Lebensmittelausgabestellen mehr sein als eine zivilgesellschaftliche Geste der Solidarität ?215
4 Überlegungen zur Transformation von Tafeln und anderen Initiativen der Lebensmittelausgabe216
5 Tafeln im Kontext sozialer Gerechtigkeit – Eine diakonische Positionierung217
6 Fazit220
Literatur221
III. Tafeln und die Praxis der Umverteilung222
Tafeln aus der Perspektive der sozialpädagogischen NutzerInnenforschung223
Zusammenfassung223
1 Schnittstellen zwischen Tafelarbeit und Sozialer Arbeit223
2 Perspektive der TafelnutzerInnen226
3 Dienstleistungstheoretische Perspektive auf Tafeln227
Literatur229
Grundversorgung, Barmherzigkeit und Elendsverwaltung im Modus der Tafeln230
Zusammenfassung230
1 Zur Einstimmung230
2 Almosen als Gabe232
3 Armenspeisung als Armutslinderung233
4 Normalisierung und Verfestigung von Armut – zur gesellschaftlichen Bedeutung der Tafeln236
5 Zwei-Klassen-Sozialarbeit – Barmherzigkeit und Elendsverwaltung241
6 Zur Ausstimmung244
Literatur245
Von Brotkörben und anderen Lebensmittelausgaben1247
Zusammenfassung247
1 „Tafel“ als geschützter Markenname247
2 Erfahrungen mit der Gründung eines „Brotkorbs“ und exklusiven Rahmenverträgen mit Lebensmittellieferanten248
3 „Wilde“ und andere Tafeln249
4 Überlegungen zur Durchsetzung von Qualitätsstandards249
a) Wahrung der Würde der betroffenen Menschen250
b) Individuelle Armutsbekämpfung250
c) Einsatz für soziale Gerechtigkeit251
Tafeln als sozialraumorientiertes Angebot252
Zusammenfassung252
1 Einleitung252
2 Konzeptionelle Grundlagen254
2.1 Lebenslage Armut255
2.2 Psychosoziale Auswirkungen der Armut für Familien258
2.3 Schule, Ausbildung und Arbeit259
3 Sozialraumorientierung262
3.1 Individualisierung der Hilfen263
3.2 Soziale Netzwerke264
4 Die Tafel in der sozialraumorientierten Sozialarbeit265
4.1 CARIsatt-Läden265
4.2 Jugendsozialarbeit in Berlin-Lichtenberg267
Literatur271
Tafeln und Stadtteilpolitik in Köln – eine Fallstudie272
Zusammenfassung272
1 Ausgangslage: Armut und Tafelentwicklung in Köln272
2 „Was passiert hier eigentlich ?“ Die plötzliche Wahrnehmung einer anderen Tafelwirklichkeit273
3 „Zwischen Almosen und Anwaltschaft“– ein erstes Hintergrundgespräch274
4 „Vorübergehend geschlossen“ – eine Lebensmittelausgabe besinnt sich275
5 In der Bredouille – die verbandliche Caritas zwischen Hartz IV und Tafel e. V.277
6 Die Eckpunkte oder die Überwindung der Sprachlosigkeit278
7 Positionsgewinne: Die Regionalisierung der kirchlichen Armutsdiskussion279
8 Eine Kölner Handlungsempfehlung für kirchliche Lebensmittelausgaben281
9 Die Wirkung der Handlungsempfehlung283
10 Vom Fachgespräch zum Stadtgespräch: die Organisation eines Tafeldiskurses285
11 Wenn Lebensmittelausgaben sich verändern… aber nicht nur sie286
Literatur288
Studie der Caritasverbände in Nordrhein-Westfalen: Evaluation existenzunterstützender Angebote289
Zusammenfassung289
1 Zwischen Sozialstaat und Barmherzigkeit – Positionen, Konzept und Evaluation existenzunterstützende Angebote der Caritas in NR289
2 Grundaussagen der zugrundeliegenden Eckpunktepapiere290
Literatur292
IV. Ausblick: Tafeln als Signatur der Gegenwartsgesellschaft293
Die Arbeitslosigkeit und die Tafeln gleichzeitig abschaffen !294
Zusammenfassung294
1 Sozialstaatsund Tafeldebatte trennen wollen294
2 Alternativpotential ohne Protest295
3 Tafeln schließen oder beblümen ?296
4 Die stille Legitimationskrise offensiv nutzen297
Tafeln als Prototyp einer „Freiwilligen-Gesellschaft“ ! ?299
Zusammenfassung299
1 Neue Begriffe für neue Phänomene299
2 Zur Faszination der Freiwilligenarbeit300
2.1 Verlierer und Gewinner im Markt der Hilfsbereitschaft301
2.2 Strukturwandel der Freiwilligenarbeit302
3 Das Paradigma der Freiwilligen-Gesellschaft305
4 Tafeln als Prototyp einer Freiwilligen-Gesellschaft306
4.1 Tafeln als heterotope Orte und ‚Stätten regulierter sozialer Temperatur‘307
4.2 Helfen als neue Lebensform in der doppelten Leistungsgesellschaft310
4.3 Nachteile der Freiwilligen-Gesellschaft311
5 Umwege erhöhen die Ortskenntnisse312
Literatur313
Hinweise zu den Autorinnen und Autoren316

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