2. Metaphern für die NLP-Ausbildung
Metaphern stellen eine indirekte Methode dar, um Menschen von einem Problem zum Ziel zu führen. Es geht dabei darum, die Struktur des Problems in einem anderen und für den Klienten interessanten Zusammenhang zu spiegeln und in diesem anderen Zusammenhang den Weg zu einer Lösung aufzuzeigen. Man kann dabei systematisch Schritt für Schritt vorgehen, indem man zunächst das Problem genau bestimmt und das Ziel festlegt. Danach erfindet man einen geeigneten Zusammenhang, in dem man das Problem und das Ziel beschreibt. Wenn diese beiden Elemente der Geschichte vorliegen, kann man Überlegungen anstellen, auf welchem Wege der Held der Geschichte das Ziel erreicht. Für den Weg zu einer Lösung gibt es keine besonderen Bestimmungen. Jeder Weg, der in den Zusammenhang der Geschichte passt, ist möglich. Für die Wirkung einer Metapher sind nur zwei Elemente nötig, die strukturelle Ähnlichkeit des Problems und das Vorhandensein einer Lösung. Wenn diese Kriterien erfüllt sind, kann eine Metapher therapeutisch wirken.
NLP-Veränderungsarbeit setzt viele unterschiedliche Methoden ein, um einen Klienten vom Problem zum Ziel zu führen: Integration von Ressourcen, Reframing, Veränderung von Strategien oder Submodalitäten, um nur die wichtigsten Kategorien zu nennen. Wenn man auf der Suche nach dem Weg zum Ziel in einer Metapher an NLP-Veränderungsmuster denkt, liegt die Idee nahe, Metaphern so aufzubauen, dass der Adressat beim Zuhören ein spezifisches Muster der NLP-Veränderungsarbeit durchläuft. NLP-Anwender, die auch mit Metaphern arbeiten, kommen fast automatisch auf den Gedanken, beim Schreiben von Metaphern den Weg zum Ziel nach einem NLP-Format aufzubauen und auf diese Weise die Arbeit mit Metaphern zu intensivieren. Und wenn man einmal bei dieser Idee angelangt ist, lässt sich auch der folgende Gedanke nur schwer abweisen, überhaupt NLP-Vorgehensweisen metaphorisch darzustellen, um das Lernen solcher Muster zu unterstützen. In diesem Kapitel finden Sie Metaphern, die ich systematisch mit dem Ziel verfasst habe, die Vermittlung von NLP-Vorgehensweisen in der Ausbildung zu unterstützen.
Arbeiten mit Ressourcen auf der Situationsebene
Ein wesentliches Ziel der Arbeit mit NLP besteht darin, Menschen zu befähigen, sich die Ergebnisse ihrer gesamten Lerngeschichte – Wissen, Fertigkeiten, Geschicke, Fähigkeiten, Erfahrungen, kurz Ressourcen – in jeder Situation, in der sie sie brauchen, verfügbar zu machen. In der Regel gehört eine solche Veränderungsarbeit zu den Lernzielen am Anfang einer NLP-Ausbildung. Während einer solchen Arbeit lernen die Teilnehmer/innen alle wichtigen Schritte der NLP-Veränderungsarbeit in ihrer Ausführung und ihrer Bedeutung kennen, und sie erfahren die Wirkung eines solchen systematischen Arbeitens mit der Vorstellungskraft.
Das Grundformat dieser Veränderungsarbeit umfasst acht Schritte: Genaue Problembestimmung, Separator-State, genaue Zielbestimmung, Kurzreframings und Ökologie-Check, Suche nach Ressourcen und deren Überprüfung sowie Integration und Future-Pace.
In der folgenden Metapher hat eine Drossel ein Problem, und ein Eichhörnchen führt die Drossel nach allen Regeln der NLP-Veränderungsarbeit durch den Prozess vom Problem zum Ziel.
Die Drossel und das Eichhörnchen
„Das darf doch nicht wahr sein!“, sagte eine Drossel, die wie jeden Sommerabend ihren Beobachtungsposten auf dem Dachgiebel des großen Bauernhofes eingenommen hatte. „Immer wenn ich die schwarze Katze um die Stallmauer schleichen sehe und eigentlich Alarm schlagen sollte, bringe ich keinen Ton mehr heraus. Es ist zum Verzweifeln!“ – „Das ist kein Grund zur Aufregung“, antwortete das Eichhörnchen, das die Worte der Drossel mitangehört hatte. „Das kann schon mal passieren.“ – „Du hast gut reden!“ gab die Drossel empört zurück. „Es gehört zu meinen Aufgaben, Alarm zu geben, wenn ich die Katze sehe. Dass ich das nicht kann, ist ein Problem.“
„Aha, ich verstehe“, sagte das Eichhörnchen. „Das ist in der Tat ein Problem. Und du willst es lösen, habe ich recht?“ – „Natürlich will ich das Problem lösen. Aber ich weiß nicht wie“, erwiderte die Drossel. „Da kann ich dir helfen“, sagte das Eichhörnchen. „Bist du bereit?“
Die Drossel war bereit. „Was also soll ich tun?“, fragte sie. „Erst einmal sollst du gar nichts tun“, erklärte das Eichhörnchen. „Du sollst nur meine Fragen beantworten.“ – „Und das soll helfen?“, fragte die Drossel. „Du wirst es schon erleben“, antwortete das Eichhörnchen. „Nun gut.“ Die Drossel war einverstanden.
„Du hast gesagt“, begann das Eichhörnchen, „dass du immer, wenn du die schwarze Katze um die Stallmauer schleichen siehst und eigentlich Alarm schlagen solltest, keinen Ton mehr herausbringst, ist das richtig?“ – „Genau“, sagte die Drossel. „Erinnere dich noch einmal genau an die letzte Situation, die du eben erlebt hast. Du kannst dabei die Augen schließen und dir alles vorstellen, was du erlebst, wenn dieses Problem auftritt. Erinnere dich daran, wo du in dieser Situation bist, welche Körperhaltung du einnimmst, was du siehst, was du hörst, was du fühlst und wie du dich dann verhältst.“
„Das kann ich dir sagen“, begann die Drossel, nachdem sie die Augen wieder aufgemacht und ihr Federkleid ausgeschüttelt hatte. „Ich sitze in aufrechter Haltung auf dem Dachgiebel und schaue auf den Hof hinunter, wo gerade die schwarze Katze um die Ecke geschlichen kommt. In dem Moment erstarre ich. Meine Kehle schnürt sich zu. Ich kann nur noch auf die schwarze Katze starren. Alles andere verschwimmt wie im Nebel. In mir höre ich eine Stimme, die sagt, du musst Alarm schlagen. Aber ich fühle nur, dass meine Kehle zugeschnürt ist und keinen Ton mehr herausbringen kann. Ich habe Angst.“ Und schon geriet ihre Stimme wieder ins Stocken.
„Ah, ja“, sagte das Eichhörnchen. „Ich verstehe, was du meinst. Könntest du jetzt einen kleinen Rundflug um die große Eiche machen und dann wieder zurückkommen, damit wir weitermachen können?“ – „Wenn du meinst, dass das gut ist“, sagte die Drossel und hob ihre Schwingen, um der Bitte des Eichhörnchens nachzukommen.
„Was möchtest du denn erreichen? Was ist dein Ziel?“, fragte das Eichhörnchen, nachdem die Drossel auf den Dachgiebel zurückgekehrt war. „Was ich erreichen möchte, ist, meine Pflicht zu erfüllen“, antwortete die Drossel. „Und worin besteht deine Pflicht genau?“, fragte das Eichhörnchen. „Beschreibe mir genau, was du erlebst, was du siehst, was du hörst, was du fühlst und was du tust, wenn du genau das tust, was du für deine Pflicht hältst.“ – „Also“, begann die Drossel. „Wenn ich meine Pflicht erfülle, dann sitze ich genau wie jetzt in aufrechter Haltung auf dem Dachgiebel und singe. Ich sehe, wie die schwarze Katze um die Stallmauer schleicht, und ich bleibe ganz ruhig und atme tief durch. Denn ich weiß, dass ich jetzt Alarm rufen muss, und dazu brauche ich Luft. Und jetzt gebe ich Alarm und beobachte aufmerksam, wie sich die Katze verhält.“
„Das hast du hervorragend beschrieben“, bemerkte das Eichhörnchen. „Ich habe aber noch ein paar Fragen, die du beantworten solltest, bevor wir überlegen, was du tun könntest, um dein Ziel zu erreichen. Kannst du dir vorstellen, dass es in irgendwelchen Situationen deines Lebens sinnvoll ist, Angst zu haben und keinen Ton mehr herauszubringen?“ „Aber natürlich“, antwortete die Drossel. „Wenn ich auf dem Nest sitze und sehe eine Schlange in den Ästen kriechen, ist das genau das richtige Verhalten. Auch wenn eine Elster in der Nähe herumstöbert, ist es absolut richtig, sich ruhig zu verhalten. Und wenn ich einen dicken Wurm aus der Erde ziehe, und der Drosselbart vom Nachbarhof stürzt auf mich zu, um ihn mir wegzunehmen, ist es absolut angemessen, zu schweigen und ihm die Beute zu überlassen. Sonst hackt er mir nämlich die Federn aus.“
„Das ist einleuchtend“, erwiderte das Eichhörnchen. „In solchen Fällen mache ich auch lieber, dass ich unbemerkt verschwinde. Aber bevor wir überlegen, was du tun könntest, um dein Ziel zu erreichen, möchte ich dich um weitere Überlegungen bitten. Stell dir vor, du hast dein Ziel erreicht, du kannst Alarm schlagen, wenn du die Katze um die Ecke schleichen siehst, könnten sich daraus unerwünschte Folgen ergeben?“ – „Kann ich mir nicht vorstellen“, antwortete die Drossel. „Höchstens, dass ich dem Bauern auf die Nerven falle und er die Flinte holt.“ – „Aha, du könntest dem Bauern auf die Nerven fallen, sodass er Lust bekäme, deinem Geschrei mit einer Kugel ein Ende zu bereiten. Stell dir vor, das könnte so kommen, was könntest du dann tun, um dich in Sicherheit zu bringen?“
„Ich könnte wegfliegen“, sagte die Drossel spontan. „Oder“, sie überlegte eine Weile. „Ich könnte dann singen wie eine Nachtigall. Nachtigallen sind beliebt bei den Menschen.“ Bei dieser Überlegung begannen ihre Flügel sanft zu schwingen.
„Das sind hervorragende Möglichkeiten“, sagte das Eichhörnchen. „Und nun kannst du überlegen, was du tun kannst, um im Problemzusammenhang dein Ziel zu erreichen. Was kann dich unterstützen, Alarm zu geben, wenn du die Katze siehst? Ich möchte fünf Möglichkeiten hören.“
„Ich könnte“, begann die Drossel ihr Nachdenken, „in dem Augenblick, in dem ich die Katze entdecke, tief Luft holen. Ich könnte mir in dem Augenblick, in dem ich die Katze entdecke, sagen, dass Alarm geben die einfachste Sache der Welt ist. Ich könnte auch den Drosselbart mit einem dicken Wurm beschenken und ihn bitten, mir mitzuteilen, wie er das macht. Ich könnte daran denken,...