Studienarbeit aus dem Jahr 2013 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,0, Friedrich-Schiller-Universität Jena (Institut für germanistische Literaturwissenschaft), Veranstaltung: Literatur und Mythologie, Sprache: Deutsch, Abstract: Anfang 1779 beendet Johann Wolfgang von Goethe seine Arbeit an einem Drama, in dem er den Mythos der ältesten Tochter des Agamemnon aufgreift. Mit dieser Prosafassung nicht vollkommen zufrieden, schreibt Goethe dieses Werk im Zuge seiner Italienreise um und hält Ende 1786 die endgültige Fassung in Blankversen von Iphigenie auf Tauris in seinen Händen. Goethes Iphigenie avanciert in der Folgezeit zu einem der wichtigsten Werke der Weimarer Klassik, da sie viele Aspekte dieser Epoche aufgreift (neues Humanitätsideal, Vorbildlichkeit von Kunst und Kultur der griechischen Antike, Harmoniestreben, der einzelne Mensch im Mittelpunkt etc.). Mit Iphigenie auf Tauris schlägt Goethe eine Brücke zwischen der antiken Welt des Mythos und der modernen Welt der Aufklärung. Der Mythos wird hier durch den Tantalidenfluch verkörpert, aber auch durch den Charakter des Thoas dem König von Tauris. Selbst die Griechen, sonst Garanten für Fortschritt und Vernunft, sind in diesem Werk im Mythos gefangen. Im Handeln Iphigenies spiegelt sich die moderne Welt der Aufklärung und Humanität wider, obwohl sie durch ihre Aufgaben als Priesterin der Göttin Diana ebenfalls an den antiken Mythos gebunden ist. Ebenso läuft sie Gefahr, mit in den Tantalidenfluch hineingezogen zu werden. Goethe nutzt in Iphigenie auf Tauris die antike Mythologie als ein Transportmittel für die Psychologie einer völlig säkularisierten und aufgeklärten Welt und lässt die Protagonistin durch Humanität und Rationalität den anachronistischen, antiaufklärerischen, antihumanen und götterzentrierten Mythos überwinden. Aber nicht nur Iphigenie löst sich vom Mythos, sondern auch alle anderen Personen des Werkes werden dank der Priesterin der Diana in ein neues Zeitalter von Humanität und Aufklärung geführt. In dieser Arbeit soll gezeigt werden, wie genau es Iphigenie gelingt, das Zeitalter des Mythos zu beenden und was dafür nötig ist. Darüber hinaus soll analysiert werden, welche Parallelen Goethe damit zu seiner eigenen Zeit zieht und wie er meint, eine neue Welt begründen zu können, die von Humanität und Vernunft erfüllt ist. Hierfür wird zunächst betrachtet, wie sich die einzelnen Personen des Werkes zum Mythos positionieren. Daran anschließend werden Bezüge zur Zeit Goethes hergestellt. Abschließend soll das Ende von Iphigenie auf Tauris betrachtet werden und wie hier der Humanität zum Sieg über den Mythos verholfen wird.
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