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Suizid

Umgang mit gefährdeten Personen

AutorJens Walkowiak
VerlagVerlag Deutsche Polizeiliteratur
Erscheinungsjahr2013
Seitenanzahl144 Seiten
ISBN9783801108489
FormatePUB
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis14,99 EUR
Jährlich nehmen sich etwa 10.000 Menschen in Deutschland das Leben. Die Anzahl der Suizidversuche liegt um ein Zehnfaches höher. Jeder Suizid und Suizidversuch hat auch Auswirkungen auf andere Menschen. Hierzu zählen auch Polizeibeamte des Wach- und Wechseldienstes und Angehörige von Spezialeinheiten. In Einsätzen treffen sie auf Menschen, die ihrem Leben ein Ende setzen wollen. Genau hier wird von den Einsatzkräften erwartet, besonnen und angemessen zu reagieren. Mit diesem Buch wollen die Autoren die Handlungssicherheit von Berufspraktikern im Umgang mit Menschen in einer suizidalen Krise stärken und konkrete Hilfestellungen geben. Im ersten Teil nehmen sie eine Einordnung und Beschreibung des psychischen Zustandes gefährdeter Personen vor. Im zweiten Teil beschreiben sie Einsatzvorbereitung, Abstimmung mit der Leitstelle und den Einsatz vor Ort. Notwendige Gesprächsabläufe für unterschiedliche Problemfelder verdeutlichen sie anhand beispielhafter Dialoge. Durch Problemanalysen und die Darstellung konkreter Handlungsalternativen fördern sie zudem die Fehlervermeidung.

Guido Kolk Als Polizeibeamter konnte Guido Kolk seit 1994 in der Verhandlungsgruppe der Spezialeinheiten Münster wertvolle praktische Erfahrungen sammeln. Hinzu kommen zahlreiche Fortbildungen und Spezialisierungen wie. z. B. als Sprecher in Geiselnahmelagen. Dr. Jens Walkowiak Studierte Psychologie und Pädagogik. Er ist seit 1992 als Dozent und Trainer für die Polizei tätig. Als selbstständiger Personalentwickler liegt einer seiner Schwerpunkte im Bereich des Kommunikationstrainings.

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Leseprobe
Kapitel I: Die Theorie
1 Wissenschaftliche Grundlagen
1.1 Begriffsbestimmung
Die Basis des Wortes "Suizid" stammt aus dem Lateinischen "sui caedes" und ist mit "Tötung seiner selbst" zu übersetzen. Aufgrund seiner Neutralität hat sich dieser Terminus in den Fachbereichen Psychologie und Medizin durchgesetzt (siehe auch Davison und Neale, 2007). Der klassische Begriff "Selbstmord" hingegen ist in seinem zweiten Teil mit "Mord" verknüpft und weist hierdurch ein starke juristische Betrachtungsweise aus.
Der Begriff "Freitod" unterstellt die freie Wahl zwischen Leben und Tod. In Kapitel 2.1 wird verdeutlicht, dass diese Unterstellung für viele Fälle problematisch ist. Der Begriff "Selbsttötung" ist sicherlich eine neutrale Alternative zu Suizid, allerdings in der Fachwelt eher ungebräuchlich.
Unter einem "erweiterten Suizid" ist die Einbeziehung Dritter in die Tötungshandlung gegen deren Willen zu verstehen. Meist werden nahe Familienangehörige (Kinder, Ehepartner) vor dem eigentlichen Suizid getötet. Es gibt den erweiterten Suizid aber auch mit terroristischem Hintergrund oder bei Amoktaten. Suizide können in vielen Erscheinungsformen auftreten. Die Einteilungen von Brunnhuber (2008) geben einen ersten Überblick:
1.1.1 Gemeinsamer Suizid
Zwei oder mehrere Personen verabreden, sich zusammen umzubringen.
1.1.2 Bilanzsuizid
Rational durchgeplante und überlegte Handlung, die in einer als aussichtslos erlebten Situation zum Suizid führt. Hierbei ist es allerdings strittig, ob die Handlung wirklich rational ist. Bei den meisten würde man sicherlich eine depressive Verstimmung, bedingt durch diese aussichtslose Situation, feststellen, die das rationale Denken einschränkt.
1.1.3 Kindersuizide
Kommen selten vor. Häufig ist es schwierig, sie von Unfällen abzugrenzen. Vor allen Dingen erkennen Eltern oft nicht die Ernsthaftigkeit der Situation, aber auch Ärzte müssen sehr wachsam sein. Dies soll an einem Beispiel verdeutlicht werden: Wenn eine Mutter mit einem Kind in die Notaufnahme kommt, weil ihr Kind eine Flasche Reinigungsmittel getrunken hat, sollten sich alle Beobachter fragen, ob ein Kind nicht schon nach einem Schluck merken würde, dass man Reinigungsmittel nicht trinken sollte. Wenn es tatsächlich eine ganze Flasche trinkt, drängt sich der Verdacht auf, dass es sich selber schaden wollte. Kritische Wachsamkeit kann hier die Vollendung von Suiziden oder körperliche Schäden verhindern.
Kinder haben ab dem 6. - 7. Lebensjahr ein erstes Verständnis für die Bedeutung des Todes entwickelt. Oft ist der Grund die Angst, nicht von den Eltern akzeptiert zu werden (siehe auch Herrmann et al., 2010).
1.1.4 Protrahierter Suizid
Chronisch selbstschädigendes Verhalten, wie z.B. Essstörungen und Sucht¬erkrankungen.
1.1.5 Chronischer Suizid
Konstant anhaltende oder sehr häufige suizidale Krisen mit mindestens zwei Suizidversuchen bzw. anhaltenden Suizidankündigungen. Meist sind jüngere Menschen betroffen. Oft spielen Depressionen, Persönlichkeitsstörungen (Borderline) oder Suchterkrankungen eine Rolle (siehe auch Kapitel I, 2.2).
Allein die gerade dargestellte Einteilung macht deutlich, den einen Suizid gibt es nicht, sondern viele Varianten. Es ist wichtig, bei allen Standards und aller Professionalität nicht den Blick für den Einzelfall zu verlieren.
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