Februar 2015
© action press / ITAR-TASS
Thema des Monats
12.2.: Wie behinderte Models zu Vorbildern werden
3.2. Ein Video der Verbrennung eines jordanischen Kampfpiloten taucht auf – 11.2. Der Kapitän des gesunkenen Kreuzfahrtschiffes Costa Concordia, Francesco Schettino, wird zu 16 Jahren Haft verurteilt – 12.2. Trend bei der New York Fashion Week: behinderte Models als Vorbilder/ Russland und die Ukraine unterzeichnen Waffenstillstandsabkommen für das Kriegsgebiet Donbass – 18.2. Die Rettung von über 2000 Bootsflüchtlingen im Mittelmeer rückt die wahren Ursachen der Migrationskrise ins Blickfeld – 24.2. Der Vorsitzende des Weltklimarates IPCC, Rajendra Pachauri, tritt wegen des Verdachts der sexuellen Belästigung zurück – 23.2. Superwanze Handy: Der Diebstahl von Millionen SIM-Codes beim SIM-Karten-Hersteller Gemalto erinnert an die Gefahren der praktischen »Smartphones« – 27.2. In der Nähe des Kreml wird der russische Oppositionelle Boris Nemzow erschossen
12. Februar
Neuester NWO-Trend: behinderte Models als Vorbilder
Der neueste Trend der NWO (New World Order): Nur wer behindert oder krank ist, kann in Zukunft Karriere machen. Das ist nicht etwa ein zynischer Witz. Dazu brauchen wir nur einen Blick in die Modebranche zu werfen. Nehmen wir zum Beispiel das Model Jamie Brewer: Sie hat zwar das Down-Syndrom, aber das macht nichts. Oder besser gesagt: Das ist sogar gut, denn Jamie Brewer ist damit »ziemlich einzigartig«, findet zumindest die Website gofeminin.de am 12. Februar 2015: »Obwohl sie am Down-Syndrom leidet, arbeitet die junge Frau als Schauspielerin (American Horror Story) und ist aktiv für die Arc of the United States, eine Organisation, die Menschen mit geistiger Behinderung und Entwicklungsbeeinträchtigungen unterstützt.«
Außerdem revolutioniert Jamie Brewer die Modewelt: Für die Designerin Carrie Hammer präsentiert Jamie ein Kleid auf der am 12. Februar beginnenden New York Fashion Week: »Sie ist das erste Model mit Down-Syndrom, das über den Catwalk läuft. Wir sind begeistert«, jubelt gofeminin.de.
Nur behinderte Frauen sind »echte Frauen«
Wir natürlich auch. Und zwar, weil solche armen behinderten Wesen nun mal nicht arm und behindert, sondern »echte Frauen« sind: Man hoffe, so gofeminin.de, »dass noch viele weitere Designer auf echte Frauen setzen und nicht nur die superschlanken Models über den Catwalk stolzieren lassen«. Ginge es nach Designerin Carrie Hammer, dann sollen die Models auf dem Laufsteg nicht einfach nur Klamotten von A nach B tragen, sondern neue Rollen formen, wofür sie schon mal den Slogan »Role Models not Runway Models« geprägt hat – also »Rollenmodelle statt Laufstegmodelle«.
Kurz: Die Schönheit soll aus der stilprägenden Modewelt verschwinden. Die schönen und gesunden Vorbilder für unsere Jugendlichen sollen weg. Was heißt »gesund«: In Wirklichkeit soll das Magersucht-Vorbild nun durch das behinderte Vorbild ersetzt werden. Das Ziel ist natürlich edel: Designerin Hammer »möchte Mode für ALLE Frauen zeigen, und das sind eben nicht nur perfekte Models, sondern auch große und kleine Frauen, Frauen mit körperlichen Behinderungen oder eben Down-Syndrom. Im vergangenen Jahr bat sie ihre Freundin Danielle Sheypuk darum, ein Kleid für sie zu präsentieren. Danielle sitzt im Rollstuhl.«
Erfolg mit Weißflecken-Krankheit
Dagegen ist im Prinzip nichts einzuwenden. Schließlich kann niemand etwas dagegen haben, wenn jemand sein Glück und seine Rolle in der Gesellschaft findet. Der Spaß hört allerdings da auf, wo – wie der allgegenwärtigen Verherrlichung zu entnehmen ist – eine ganze Gesellschaft auf das Behinderte und Kranke eingeschworen werden soll und beides zum Vorbild erhoben wird. Vorbilder und Lebensstile, die besonders auf Jugendliche wirken, die auf der Suche nach Idolen sind und naturgemäß alles aufsaugen, was Ruhm und Erfolg verspricht. Und Behinderte gehören inzwischen genauso wie Migranten, Ausländer, Schwule, Lesben und Frauen zu den zu verherrlichenden Bevölkerungsgruppen. Zum Beispiel wird schon seit geraumer Zeit das Wort »behindert« mit »besonders« verknüpft. »Behindert. Besonders. Anders«, dichtete zum Beispiel der Behindertenbeirat München. »Seit einiger Zeit findet ein radikales Umdenken in der Modewelt statt, das nichts mehr mit den herkömmlichen Schönheitsidealen zu tun hat«, erkannte auch die Lifestyle-Website stylebook.de: »Plus-Size-Models präsentieren Bikini-Mode für Sports Illustrated, und Ü60-Frauen zieren Beauty-Kampagnen. Auch die gerade stattfindende New York Fashion Week präsentiert sich so vielfältig wie nie zuvor – und geht sogar noch einen Schritt weiter, als nur über Konfektionsgrößen und Alter nachzudenken« (17.2.2015). Nachdem das an der Weißflecken-Krankheit leidende Model Chantelle Brown-Young (20) beim Mode-Label Desigual (spanisch für »verschieden« oder »ungleich«) zu sehen war und Designerin Carrie Hammer erstmalig ein Model mit Down-Syndrom auf den Laufsteg schickte, setze jetzt auch das Label FTL Moda »ein Statement«: »Models fuhren im Rollstuhl den Catwalk hinunter, anstatt zu schreiten. Und auch Models mit Krücken und Beinprothesen waren dabei. So viel Mut kam beim Publikum an, am Ende gab es tosenden Applaus.«
Ein besonderer »Engel«
Tja, so viel Mut wird ein normaler Mensch wohl niemals haben. Wie wäre es zum Beispiel mit Melanie Gaydos: Sie ist nicht nur behindert und leidet an einer schrecklichen Erbkrankheit, sondern sie ist – man höre und staune – auch ein »Engel«. Und dieser Engel ist natürlich – »besonders«, fand die Bild – Zeitung: »Die New Yorkerin wurde mit Ektodermaler Dysplasie geboren« (online, 18.2.2014). Damit ist eine Erbkrankheit des »äußeren Keimblattes« gemeint, also der äußeren Schicht des Embryos, aus der sich Haut, Zähne, Nägel und Haare bilden – aber auch Sinnesorgane sowie das Zentrale Nervensystem. Auf diese Weise können 160 verschiedene »Merkmalskombinationen beziehungsweise Krankheitsbilder« entstehen (ektodermale-dysplasie.de, Häufigkeit und Definition, 15.10.2008). Und diese »Mängel« braucht man nach neuester Auffassung durchaus nicht mehr zu verstecken. So jettet Melanie Gaydos nicht nur um die Welt wie weiland Heidi Klum (laut Bild.de nach »New York, Los Angeles, Madrid, Berlin«), sondern füllt inzwischen auch ganze Bildstrecken in Modemagazinen – und zwar nackt: »Besonders häufig wird Gaydos für künstlerische Aktaufnahmen oder aufwendige High-Fashion-Strecken gebucht, von Fotografen, die sich einen neuen, besonderen Blickwinkel in ihren Projekten wünschen«, so Bild (a.a.O.).
Das neue Vorbild ist behindert
Kurz: Gaydos und ihre kranken und behinderten Kolleginnen werden zu Vorbildern aufgebaut. Sloganartige Statements, mit denen sich der Behinderte über die anderen stellt, gehören dazu:
»Ich wollte nicht das Leben leben, das andere Menschen für mich für richtig hielten« (Bild, a.a.O.).
»Menschen versuchen immer, dir ein Label anzuhängen. Das brauchen sie, um Dinge zu verstehen und einzuordnen« (ebd.).
Andere Menschen sind eben dumm, so die Botschaft. Sie brauchen nun mal irgendwelche »Labels« wie »behindert« oder »krank«, die natürlich ebenfalls dumm sind. Solche Etiketten oder Labels sollen nun abgeschafft und die Behinderten und Kranken sollen voll »integriert« beziehungsweise »inkludiert« werden.
»Models mit Makel«: der Lifestyle der Welt?
Und Gaydos hat Erfolg: »Es gibt immer ein Shooting für mich, und ich nehme längst nicht alle Anfragen an. Vor allem dann nicht, wenn der Job nicht zu mir und meiner Vision passt.«
Welche Vision das ist, verrät sie allerdings nicht. Die Botschaft an alle jungen Mädchen hingegen lautet: Wenn du ein »Shooting« nach dem anderen haben willst, dann musst du schon behindert sein! Sonst geht da bald gar nichts mehr.
Aber das ist doch übertrieben! Keineswegs, sondern die behinderten Models sollen die Modewelt regelrecht »von hinten aufrollen«, schrieb jedenfalls Die Welt am 15. April 2015 in ihrem Moderessort mit dem bezeichnenden Namen ICON: Der Lifestyle der Welt. Für die Vermarktung der behinderten Models wurde gar eine eigene Agentur gegründet: die Modelagentur Misfit Models. »Gründer Del Keens sucht nach Menschen mit Tattoos, Makeln oder Behinderung«, so Die Welt.
Vom Makel zur Marke
Die Kampagne für behinderte Models ging das ganze Jahr 2015 über weiter. Am 8. Juli beispielsweise hatte Spiegel Online einen gewissen Shaun Ross ausgegraben, ein ganz besonderes Exemplar, politisch korrekter ging es gar nicht mehr: »Afroamerikaner, Albino, schwul«, hieß es begeistert im Vorspann zu dem Artikel. Dazu sah man auf einer Fotostrecke aus 14 Bildern ein äußerst gewöhnungsbedürftiges weißes Gesicht mit afrikanischer Physiognomie und einem Nasenring. »Der ist hässlich, den kannst du nicht buchen«, hätten Fotografen und Freunde anfangs gesagt, als die Designerin Nina Athanasiou Ross 2008 zum ersten Mal sah, berichtete Spiegel...