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Wandel der Medizinkultur?

Anthropologie und Tiefenpsychologie der Integrationsversorgung als Organisationsentwicklung.

AutorFrank Schulz-Nieswandt
VerlagDuncker & Humblot GmbH
Erscheinungsjahr2010
ReiheSchriften der Gesellschaft für Sozialen Fortschritt e. V. 28
Seitenanzahl843 Seiten
ISBN9783428525041
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis119,90 EUR
Eine transsektoral unbrüchig integrierte Versorgung ist notwendig im Lichte der epidemiologischen Transition, die als Korrelat des sozio-demographischen Wandels auf die moderne Gesellschaft zukommt. Die Entwicklung dieser auf innovativen Betriebsformen beruhenden neuen Versorgungslandschaften, die Medizin, Rehabilitation, Pflege, komplementäre soziale Dienstleistungen unter Einbezug der Netzwerke umfassen müssen, bedarf entsprechende rechtliche Rahmenbedingungen und ökonomische Anreizstrukturen. Doch Recht und Ökonomik sind notwendige Voraussetzungen, keine hinreichenden Bedingungen gelingender Integrationsversorgung. Vielmehr muss der Wandel zur Integrationsversorgung als ein Wandel der Medizinkultur begriffen werden. Integrationsversorgung erfordert eine andere Medizin- und Pflegeanthropologie, die praktisch gelebt werden muss. Erforderlich erscheint ein Wandel der Haltungen und Einstellungen, als ein Wandel der beruflichen Selbstkonzeptionen der Professionen. Frank Schulz-Nieswandt behandelt im Lichte der gerontologisch definierten Herausforderungen des gesellschaftlichen Wandels dieses zentrale Problem der Arbeit der Professionen an ihrem eigenen beruflichen Selbstkonzept als Teil einer nicht trivialen systemischen Organisationsentwicklung des Gesundheitswesens auf dem Weg zur Integrationsversorgung.

Frank Schulz-Nieswandt, Sozialwissenschaftler; Univ.-Professur für Sozialpolitik, Methoden der qualitativen Sozialforschung und Genossenschaftswesen im Institut für Soziologie und Sozialpsychologie (ISS) an der Universität zu Köln, dort: Studiendekan; Honorarprofessur für Sozialökonomie der Pflege an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Vallendar, derzeit Vorstandsvorsitzender des Kuratorium Deutsche Altershilfe. Er ist Ehrenvorsitzender der Gesellschaft für Sozialen Fortschritt, federführender Herausgeber der »Zeitschrift für öffentliche und gemeinwirtschaftliche Unternehmen«. Forschungsschwerpunkte: Ontologie und Anthropologie der Sozialpolitik und der genossenschaftlichen Form, Gemeinwirtschaftslehre, Altern/Gesundheit/Pflege.

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Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Dank und Widmung8
Inhaltsübersicht10
Inhaltsverzeichnis12
Einleitung16
A. Zugänge50
I. Wandel der Medizinkultur? – Ein erster Zugang60
II. Phänomenologie der Veranschaulichung – Ein zweiter Zugang75
III. Tiefen-Umwege zum Gesundheitswesen – Ein dritter Zugang78
IV. Vom Gesundheitswesen zu einer anthropologischen Methodologie der Analyse des Gesundheitswesens – Ein vierter Zugang99
1. Relevanz des Blicks systemischer Organisationsforschung102
2. Zu einer anthropologischen Methodologie der Analyse117
3. Zu einer philosophischen Anthropologie der Medizin120
4. Zurück zu einer anthropologischen Methodologie der Analyse128
5. Medizin im kulturellen Kontext147
6. Versorgungssystementwicklung152
7. Neue Steuerung163
8. Haltungswandel verantwortlicher Personen169
V. Ein Zwischenfazit I: Der Wandel impersonalen Lichte des Seinsmutes180
B. Cultural turn199
I. Soziale Praxis als Herausforderung in tiefengrammatischer Perspektive199
1. Der gesundheitspolitische Thesenkreis im engeren Sinne201
2. Die Struktur der Analyse212
3. Zur Genealogie karitativer Mentalität228
a) Bausteine einer strukturalen Religionsgeschichte der Sozialpolitik228
b) Sakrales Königtum: Heilen, Richten, Herrschen252
c) Liebesethik und Gemeinde-Ethos261
d) Religion und Wohlfahrtsstaat272
II. Personale Haltung und soziale Praxis277
1. Kulturelle Ökonomik der professionellen Begierde und die Integrationsversorgung als personal gelebte Medizinanthropologie277
2. Soziale Demografie und Medizinwandel290
a) Zwischenfazit II: Medizinwandel als betriebsmorphologischer Wandel291
b) Zwischenfazit III: Medizinwandel als kulturelle Mutation295
c) Institutionen als Kontexte der personalen Identitätsstiftung296
aa) Funktionalismus versus Generative Grammatik von Institutionen296
bb) Die Seinsvergessenheit des funktionalistischen Institutionalismus in der Ökonomie303
d) Strategisches Krankenhausmanagement zwischen Umwelt- und Ressourcenorientierung306
aa) Transaktionalistische Sicht der Organisationsentwicklung des Krankenhauses309
bb) Der öffentliche Non-Profit-Sektor zwischen Anreiz-Regime und intrinsischer Motivation315
e) Der gerontologische Bezugsrahmen: Das höhere und das hohe Alter328
aa) Ambivalenz330
bb) Heterogenität333
cc) Unvollständige Architektur des hohen Alters335
f) Passungsfähige Angebotsentwicklung: Das Beispiel der Arbeit mit Menschen mit Behinderung337
g) Der soziologische Bezugsrahmen: Gesellschaft als Figuration von Generationen349
h) Der fundamentale Bezugspunkt: Das Leben vom Tod her denken362
i) Zwischenfazit IV und Übergang zur weiteren Argumentation365
3. Medizinausbildung als Haltungswandel370
4. Maskulinität, Medizin, Tod: Die Genderdimension angesichts des Heldenmythos der Medizin in daseinsanalytisch-tiefenpsychologischer Sicht375
a) Männliche Medizin versus weibliche (mütterliche) Pflege376
b) Quellen des kritischen Denkens386
c) Medizinzynismus394
5. Bausteine einer zeitgemäßen Medizinanthropologie402
6. Integrationsmodul „Sorgearbeit der Altenpflege“407
7. Vernetzte intra- und intergenerationelle Lebenswelten der Pflege in Rheinland-Pfalz423
8. Integrationsmodul „Sorgearbeit mit Menschen mit Behinderungen“440
C. Ökonomie und Recht445
I. Ordnungskontext und soziale Praxis445
1. Der ordnungspolitische Rahmen der Integrationsversorgung: Die solidarische Wettbewerbsordnung446
2. Ordnungsdiskurs im Wandel447
3. Europarechtliche und -politische Kontexte452
a) Die Relevanz der europäischen Politik-Architektur457
b) Sozialpolitik als „geteilte Kompetenz“462
c) Die DA(W)I als Rechtsmaterie geteilter Kompetenz im europäischen Mehr-Ebenen-System466
aa) Nationale Sozialstaaten als lernende Organisationen? Harmonisierung, Konvergenz – oder was?466
bb) DA(W)I und die Idee eines europäischen Sozialmodells470
cc) Die diskursive Konstruktion der DA(W)I471
(1) Daseinsvorsorge und Infrastruktureigenschaften471
(2) Evaluierungsziele und die OMK474
(3) Wirtschaftlichkeit und Marktbezogenheit476
d) Der Vertrag über eine Europäische Verfassung484
aa) Finalitätsoffenheit Europas und Konstitutionalisierung486
bb) Konstitutionalisierung und symbolische Integration488
cc) Prospektiver Rückblick: Quo vadis – Europäische Verfassung?491
dd) Der Europäische Reformvertrag – Ausblick492
4. Das Theoriekonzept der solidarischen Wettbewerbsordnung495
a) Wettbewerb der Versorgungsformen498
aa) Dualismen und Pluralismen499
bb) Steuerung als Generierung neuer Medizinkultur500
b) Differenzierung, Ungleichheit, Risiken500
c) Offene Fragen des Versorgungsangebotswettbewerbs im Rahmen selektiven Kontrahierens der Einzelkassen502
5. Ordnungstheoretisches Zwischenfazit und Entwicklungsszenarium der Sozialwirtschaft503
a) Marktbezogene Sozialunternehmen zwischen Gewährleistungsstaat und Wettbewerb504
b) Kontraktmanagement mit outcomesorientierten Qualitätskennziffern505
6. Kritik des Regimes des homo telos contractus507
a) Zur Themenkreis-übergreifenden Ambivalenz der Sozialpolitik508
b) Zielvereinbarungsökonomik: Kosten-Dumping oder soziale Dialogpraxis?510
II. Soziale Praxis als sozioökonomisches Prozessgeschehen: DRG-Regime und Phänomenologie der Risikoselektion515
1. Kurze Verweildauer und ökonomische Rationalität515
2. Problem-Phänomenologie516
3. Ausstehende Wirkungsforschung517
D. Philosophische Anthropologie sozialer Praxis520
I. Fazit (Befund zum Medizinwandel) und Ausblick (Philosophische Anthropologie der Sorgearbeit als Desiderat der Forschung)520
1. Fazit: Befunde zum Medizinwandel525
a) Medizinwandel: Extrinsische und intrinsische Faktoren527
b) Eigenschaften einer neuen Medizinkultur533
c) Neu-Codierung der Genderdimension des Problems533
d) Laborwerte und „personale Mitte“: Unromantische Ganzheitsorientierung535
e) Gadamers „Apologetik des Schmerzes“: Die Entbergung des Verborgenden536
2. Ausblick: Philosophische Anthropologie der Sorgearbeit als Desiderat der Forschung539
a) Lebenslauf und Scheitern540
b) Eine entwicklungspsychologische Theorie der Sozialpolitk544
c) Normative Programmcodes der Sozialpolitik553
d) Dialogische Existenz565
aa) Ontologie der Gabe566
bb) Transzendentale Sozialpraxis570
e) Praktische Sozialpolitik im Lichte einer Ontologie der Kategorien der Sorge, der Gabe und der Liebe570
aa) Liebesethik und eine Theologisierung der Sozialpolitikbegründung?576
bb) „Wahrheit des Mythos“ als „Arbeit am Mythos“582
cc) Wie umgehen mit dem Scheitern der Person?587
f) Emanzipatorischer Essenzialismus589
g) Welchem figurativen Typus werden die Generationenbeziehungen folgen?590
II. Schluss: Erträge der Multidisziplinarität und ihrer kulturwissenschaftlichen Klammer611
1. Gerontologie und Humanismus614
a) Humanistische Gerontologie615
b) Neuronale Voraussetzungen und generative Praxis symbolischer Interaktionen620
c) Theoriesynthese und System der Transzendentalien622
2. Professionen, Ethik, philosophische Anthropologie626
Literaturverzeichnis633
Sachverzeichnis836

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