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E-Book

Why not?

Inspirationen für ein Leben ohne Wenn und Aber

AutorLars Amend
VerlagGRÄFE UND UNZER
Erscheinungsjahr2017
ReiheGU Selbstfindung 
Seitenanzahl272 Seiten
ISBN9783833863097
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis15,99 EUR
Wenn aus Träumen echte Ziele werden! Ständig orientieren wir uns an anderen - an erfolgreicheren, sportlicheren, glücklicheren oder gesünderen Menschen und vergessen dabei, dass wir es selbst in der Hand haben, zu sein wie wir gerne sein würden. Lars Amend zeigt, wie man durch die Beschäftigung mit seinen Träumen und Zielen das Leben führen kann, das man nicht mehr tauschen möchte. Als Coach hilft er, diesen Prozess in Gang zu bringen - mit Gedankenexperimenten, Fragen an sich selbst und kleine Aufgaben, um innerlich zu wachsen und die eigene innere Haltung zu verändern. Authentische Audio-Anleitungen und Videos in der kostenlosen Augmented-Reality-App unterstützen diesen Veränderungsprozess aktiv. Die Grenzen setzen wir uns selbst, durch fehlenden Mut, Angst oder mangelndes Vertrauen in uns  und unsere Fähigkeiten. Stattdessen sollten wir uns fragen: Warum eigentlich sollte es nicht gehen? Why not? Die Antwort kann sich der Leser am Ende selbst geben - danach gibt es kein Aber, kein Hätte-Wäre-Wenn oder Geht-Nicht mehr!

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Leseprobe

AUFTRITT: DER BRAINFUCKER


 

»Er ist auch schon mal traurig, so abgrundtief traurig, dann ist er schaurig traurig, dann tut ihm alles weh.«

ALFRED JODOCUS KWAK

Ich war vollkommen in der Routine des Nichtstuns gefangen. Ich saß da, beobachtete die Schneeflocken, die vom Himmel fielen, und fragte mich, wie die ZEN-Mönche das meinen, wenn sie sagen: Sitze ruhig, tue nichts, der Frühling kommt und das Gras wächst von alleine. Ich hatte diese Strategie lange und sehr gewissenhaft ausprobiert, doch der Frühling winkte nur aus weiter Ferne seinem Freund, dem eisigen Winter, zu, der mit einem fetten Grinsen im Gesicht seinen schmutzigen Schneematsch durch die Stadt verteilte. Aber selbst das war mir egal, denn im Gegensatz zu den Menschen, die sich morgens durch die Kälte zur Arbeit quälen mussten, gab es für mich keinen ersichtlichen Grund, meine gemütliche Wohnung zu verlassen.

Erfolge aus der Vergangenheit, das wurde mir bewusst, bedeuten gar nichts, wenn sie dir in der Gegenwart keinen Nutzen bringen.

Ich lebte ein Leben, um das mich viele beneideten. Ich hatte meinen ersten Nummer-1- Spiegel-Bestseller geschrieben, in meinem Postfach landeten täglich Einladungen für Premierenfeiern, VIP-Partys und Rote-Teppich-Veranstaltungen und die größten Popstars Deutschlands wollten mit mir zusammenarbeiten. Oberflächlich betrachtet war alles in Ordnung, aber in meinem Herzen sah es völlig anders aus. Dort war gar nichts in Ordnung und mit jedem Tag, der verging, wurde diese Unordnung größer.

Im Klartext hieß das: Meine finanziellen Ressourcen wurden immer kleiner, meine Sorgen dafür größer und gleichzeitig lehnte ich alle Angebote ab: eine echte Loose-loose-Situation. Ich hatte das Gefühl, mich in einem ewigen Kreis zu drehen. So hatte ich mir mein Leben nicht vorgestellt. Wo waren der Spaß, die Freude, das Glück? Kennst du dieses Gefühl von Traurigkeit, die einen überkommt, wenn man nicht weiß, wie man diesen einen Schritt, der noch fehlt, gehen soll? Oder die Sehnsucht nach innerer Ruhe, die Angst davor, falsche Entscheidungen zu treffen; die Schwierigkeit, seinem Traum zu folgen; nicht zu wissen, welche Aufgabe man hat in dieser Welt.

HALLO, ZWEITES ICH!


»Weißt du, was das Problem mit den Lügen ist?«, fragte er.

»Nein«, sagte ich.

»Eine Lüge ist unwiderruflich. Sie schwebt wie eine Wolke über dir und wartet auf den richtigen Moment.«

»Und der wäre?«

»Der Moment, in dem es regnet und die Vergangenheit dich nass macht.«

»Von welcher Vergangenheit sprichst du?«

»Von deiner, mein Freund.«

»Wie bitte?«

»Ich rede von gestern, vorgestern, von letzter Woche, letztem Monat, dem ganzen letzten halben …«

»Ja, ja, schon gut«, unterbrach ich ihn. Das war ja nicht auszuhalten. Wie gerne hätte ich den Mistkerl zum Mond geschossen. Er saß auf einer Brücke, unter der ein kleiner Bach floss, schaukelte mit den Beinen und grinste mich an.

»Was willst du von mir?«, schrie ich.

»Die Frage müsste lauten: Was willst du von mir?«
»Und was will ich deiner Meinung nach von dir?«
»Du willst, dass es zu regnen aufhört. Du willst nicht mehr jeden Tag mit diesem Gefühl aufwachen. Du willst dich nicht mehr selbst belügen. Du willst frei sein. Du willst, dass die Sonne wieder scheint.«

»Kannst du dich nicht von dieser verdammten Brücke stürzen und tot umfallen? Lass mich in Ruhe. Ich will meinen Frieden!«

Ich war wütend und kurz davor auszurasten. Der Klugscheißer hatte recht, und zwar mit jedem verdammten Wort, das er sagte, und ich hasste ihn dafür. Ich hasste ihn so sehr.

»Die gute Nachricht ist«, klatschte er freudig in die Hände, »es ist vollkommen unwichtig, wer du gestern warst. Es zählt nur, wer du heute bist oder sein willst. Du musst dich nicht mehr belügen. Hör einfach auf damit. Lass es sein.«
»Hmm«, brummte ich vor mich hin. Langsam beruhigte ich mich wieder. »Darf ich dich was fragen?«
»Dafür bin ich hier.«
»Ist es okay, sich manchmal verloren zu fühlen?«
»Natürlich.«
»Und wie lange hält das an?«
»Das hängt davon ab, wie sehr du es wirklich willst. Es ist ganz allein deine Entscheidung.«
»Aber warum finde ich dann den Ausweg nicht? Ich will ja, dass es aufhört, aber … es ist … Warum ist es nur so schwer?«
Er gähnte mich gelangweilt an. Ich war fassungslos.
»Hey Arschloch, ich schütte dir mein Herz aus und du gähnst?«
»Kleiner, dir wäre schon mal sehr geholfen, wenn du endlich aufhören würdest, dich selbst zu bemitleiden. Das ist ziemlich erbärmlich. Okay, vielleicht liegt es auch an mir. Vielleicht habe ich mich in der Vergangenheit zu undeutlich ausgedrückt. Du willst ein sorgenfreies Leben führen, stimmt’s?«
»Schon, aber …«

»Nein, kein Aber!«, fiel er mir barsch ins Wort. »Menschen, die zuerst etwas bejahen, um im nächsten Augenblick mit einem Aber wieder alles zu relativieren, sind schwach und dumm und können keine klaren Entscheidungen treffen. Willst du so jemand sein?«

Wieso stellte er mir diese Frage, wenn er doch wusste, in was für einem furchtbaren mentalen Zustand ich mich befand? Mein Seelenleben war ein einziges Durcheinander. Ihm schien das allerdings große Freude zu bereiten, denn er hatte nichts Besseres zu tun, als Tag und Nacht bei mir aufzutauchen und mir ständig diese unangenehmen Fragen zu stellen.

Bei seinem ersten Besuch stellte er sich mit »Brainfucker« vor und er machte seinem Namen wirklich sofort alle Ehre.

Als ich wieder zur Brücke sah, sprang er direkt ans Steuer eines heranfliegenden blutroten Maybach Cabrio. Er nickte im Takt zu Drake, sah mir tief in die Augen und pustete eine Million Ein-Dollar-Scheine, auf denen seine grinsende Visage abgedruckt war, durch die Luft, die wenige Sekunden später mit einem lauten Knall über mir explodierten, um dann wie Goldstaub auf mich herunterzurieseln. »Hör gut zu«, rief er mir noch zu, bevor er am glühenden Horizont verschwand. »Deine drei großen Schwachpunkte sind schnell aufgezählt: Ego, Ego, Ego! Aber bevor du dir jetzt in die Hosen machst, lass dir gesagt sein, dass es im Prinzip allen Menschen so geht. Denk einfach mal darüber nach. Mein Tipp: Du bist nicht dein Ego! Also, bis morgen.«

Dann wachte ich auf. Mit Kopfschmerzen. Wie jeden Tag.

Wohin mit meiner Traurigkeit?

Ich quälte mich aus dem Bett, zog die Jogginghose an, die vor dem flimmernden Fernseher auf dem Boden lag, und ging zum Fenster. Die helle Morgensonne funkelte auf der dünnen Eisschicht der Spree, die allmählich vom nahenden Frühling aufgefressen wurde. Bald schon würden die Enten zurückkehren. Ente müsste man sein. Sie hatten keine Sorgen: keine Miete, keinen Ärger und dank der vielen einsamen Menschen im Park immer reichlich zu futtern. Sie führten einfach das perfekte Leben.

Für einen kurzen Moment kam Alfred Jodocus Kwak am Fenster vorbeigeflogen und sang sein Lied: »Er ist auch schon mal traurig …«. Mein Schädel brummte fürchterlich. Ich wünschte, die holländische Ente würde auch mal die erste Strophe für mich singen, aber das tat sie nicht. Am Himmel hingen ein paar Wolken. Es gab Tage, an denen ich meine Traurigkeit kaum wahrnahm. Sie war zwar da und ich konnte sie auch spüren – wie ein grauer Schleier lag sie über meinen Gedanken –, aber sie ließ mir wenigstens noch Raum, um mein Leben zu leben. Heute war nicht so ein Tag. Das Atmen fiel mir schwer.

Die Reise auf dem Wunderteppich

Mein altes Nokia-Handy blinkte. Ich hob es vom Sofa auf, sah, dass ich acht Anrufe verpasst hatte, und schaltete es wieder aus. Ich wollte mit niemandem sprechen. Warum war mir alles nur so egal geworden? Was hatte das zu bedeuten? Wäre ich wenigstens verliebt, wünschte ich mir oft, dann könnte ich nachts von ihr träumen und ihr nach dem Aufwachen einen Liebesbrief schreiben. Ich könnte mich in den Zug setzen und zu ihr fahren und ihr in die Augen blicken und sagen: »Danke, dass du mich daran erinnerst, wer ich bin, wenn ich selbst es vergesse. Danke, dass du mich meine Traurigkeit vergessen lässt und mich zurück zu meinen wahren Träumen geführt hast.« Ich hätte eine Aufgabe, ein Ziel, es gäbe Hoffnung. Aber so? Da war nichts. Ich nahm ein Aspirin und ging zurück ins Bett. Es dauerte nicht lange und eine vertraute Stimme begrüßte mich. Ich versuchte zu lächeln und meinte es sogar ehrlich.

»Warum...

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