Diplomarbeit aus dem Jahr 2007 im Fachbereich Dolmetschen / Übersetzen, Note: 1,0, Universität des Saarlandes (Dolmetscherinstitut ), Sprache: Deutsch, Abstract: Das französische Gérondif, welches als adverbiale Ergänzung zum Verb beschrieben werden kann, stellt ein besonders komplexes Phänomen in der französischen Sprache dar und ist laut Halmøy (vgl. 2003a:3) eine der spannendsten und am häufigsten verwendeten Formen im heutigen Französisch. So sind Gérondifkonstruktionen ein wichtiger Bestandteil sowohl der gesprochenen als auch der geschriebenen Sprache. Das Gérondif stellt eine typisch französische Konstruktion dar, die in dieser Form weder im Lateinischen noch in den romanischen oder germanischen Sprachen ein direktes Äquivalent hat (vgl. ebd.). Nach Auffassung Zembs (vgl. 1978:524) hat das deutsche Gerundium mit dem französischen Gérondif noch weniger gemeinsam als der deutsche Konjunktiv mit dem französischen Subjonctif. Am nächsten käme dem Gérondif noch das deutsche Partizip Präsens mit der Endung -nd, welches ebenfalls adjektivische Funktionen in sich birgt. Dieses spielt jedoch bei der Wiedergabe des Gérondif im Deutschen eine untergeordnete Rolle und strahlt nach Ansicht Serra Bornetos (1982:439) eine Art 'antiquierte Eleganz' aus. Wenn demnach die deutsche Sprache über kein direktes Äquivalent für diese französische Form verfügt, stellt sich insbesondere für die Übersetzung die Frage, mit welchen Strukturen - wenn nicht mit dem deutschen Gerundium oder dem Partizip Präsens - das französische Gérondif im Deutschen wiedergegeben werden kann. Eine zusätzliche Schwierigkeit ergibt sich daraus, dass das Gérondif nicht immer eindeutig ist, sondern oft mehr als nur eine Relation ausdrückt. Gerade im Bereich der im Rahmen dieser Arbeit untersuchten Rechtssprache, die sich insbesondere durch Deutlichkeit und Explizitheit auszeichnet (vgl. Roelcke 1999:83), stellt die semantisch-funktionale Vagheit des Gérondif eine große Herausforderung für den fachsprachlichen Übersetzer dar. Der Übersetzer sieht sich mit der Aufgabe konfrontiert zu ermitteln, welche verschiedenen Interpretationsmöglichkeiten unter Einbeziehung des Kontextes möglich sind. Wenn er sich nun für eine Interpretation entscheidet, besteht die Gefahr, dass er in zweierlei Hinsicht einen Fehler begeht. Zum einen besteht die Möglichkeit, dass er der Form ihre Polyfunktionalität und somit ihre explizite Vielfalt nimmt. Zum anderen schließt er durch die Wahl einer expliziteren Konstruktion die anderen aus und kann der Form dadurch ihren komplexen Sinn nehmen (vgl. Serra Borneto 1982:44).
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