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Zwänge bei Kindern und Jugendlichen. Ein Ratgeber für Kinder und Jugendliche, Eltern und Therapeuten

AutorSigrun Schmidt-Traub
VerlagHogrefe Verlag Göttingen
Erscheinungsjahr2006
Seitenanzahl166 Seiten
ISBN9783801719791
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis14,99 EUR

Zwangsstörungen rufen gewöhnlich einen hohen Leidensdruck hervor und können die Lebensqualität des betroffenen Kindes oder Jugendlichen erheblich beeinträchtigen. Der Ratgeber erläutert die Besonderheiten von Zwangsgedanken und Zwangshandlungen, die Entstehung von Zwängen sowie auslösende und aufrechterhaltende Bedingungen. Anschaulich werden zudem verhaltenstherapeutische Behandlungsmöglichkeiten dargestellt.

Teil I des Ratgebers richtet sich an erwachsene Leser und Teil II an betroffene Kinder und Jugendliche, die in leicht verständlicher Sprache die wichtigsten Informationen zu Zwangsstörungen erhalten. Anhand zahlreicher Fallbeispiel kann der Leser nachvollziehen, wie ein individuelles Störungsmodell entwickelt, wie Ziele zur Bewältigung der Zwänge daraus abgeleitet und wie die Behandlung der Zwangsstörung geplant und durchgeführt werden kann.

Die Kinder und Jugendlichen sowie deren Eltern und Erzieher erhalten konkrete Hinweise zur Selbsthilfe und zur Bewältigung von Zwängen. Im Anhang des Ratgebers finden sich außerdem detaillierte Informationen zur Diagnostik und Hirnforschung sowie zur medikamentösen Therapie bei Zwangsstörungen im Kindes- und Jugendalter.

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Kapitelübersicht
  1. Vorwort
  2. Inhalt
  3. Teil I: Für Eltern, Erzieher und Therapeuten
  4. Teil II: Für betroffene Kinder und Jugendliche
  5. Anhang
  6. Kontakt- und Internetadressen
  7. Weiterführende Literatur
  8. Sachregister
Leseprobe

Teil I: Für Eltern, Erzieher und Therapeuten (S. 9-10)

In Teil I wird auf die Erscheinung und Diagnostik der Zwangsstörung, ihre Besonderheiten, Risikofaktoren, die Entwicklung der Störung, ihre Therapie und den Therapieverlauf eingegangen.

1 Erscheinungsbild und Besonderheiten von Zwängen

1.1 Harmlose Marotten und zwanghafte Gewohnheiten

Marotten, das sind Anflüge von zwanghaft erscheinendem, ritualisiertem Verhalten, die jeder kennt: Mal wird das Zimmer penibel aufgeräumt, mal klopfen wir auf Holz und sagen dabei Toi-toi-toi. Viele Kinder versuchen, nicht auf die Fugen von Platten zu treten, weil sie glauben, damit Unglück zu verhindern. Einige setzen auf glückbringende Zahlen oder wiederholen Reime und Beschwörungsformeln. Um Glück herauf zu beschwören, zupfen sie Blütenblätter eines Gänseblümchens ab und skandieren dabei „sie liebt mich, sie liebt mich nicht, sie liebt mich ...“. Manchmal geht einem eine bestimmte Melodie, ein Gedanke oder eine Redewendung den ganzen Tag nicht mehr aus dem Kopf.

Jeder hat bisweilen besorgte Gedanken, die zu Schreckreaktionen führen, etwa beim Fliegen „Luftlöcher – wir stürzen gleich ab!“ oder auf der Autobahn „Der Laster vor uns schert aus!“ oder beim Blick auf den Kalender „Morgen ist Freitag, der 13.!“ Die meisten Menschen schrecken auf bei dem plötzlichen Gedanken, die Wohnungstür sei noch offen, das Bügeleisen an oder der Computer nicht ausgeschaltet.

Normalerweise werden solche Gedanken sofort als überzogen erkannt. Manchmal sind es spielerische Gewohnheiten, zumindest ist den Betroffenen dabei klar, dass in Wirklichkeit nichts Ernsthaftes geschieht. Sie können die vorgestellte Katastrophe eínfach abschütteln, mit einem Seufzer der Erleichterung quittieren oder schmunzelnd beenden. Damit ist für sie die Sache erledigt. Bei Personen mit einer Zwangsstörung ist das anders: Sie fühlen sich weiterhin bedroht. Infolgedessen müssen sie sich immer wieder rückversichern, dass auch wirklich nichts Schlimmes passiert.

Neben Marotten und sorgenvollen Gedanken gibt es noch gewohnheitsmäßige Abläufe oder Rituale, die Zwängen scheinbar ähneln. Rituale oder lieb gewordene Gewohnheiten sind wichtige Bestandteile des Lebens. Oft mildern sie unsere Alltagsängste ab. Gute-Nacht-Rituale – mit Vorlesen, Geschichtenerzählen oder Beten – vermitteln Kindern ein Gefühl von Geborgenheit, Sicherheit und Zugehörigkeit. Bei geregelten Mahlzeiten nach dem Kindergarten oder der Schule erzählen Kinder ihre besonders bewegenden Erlebnisse, erfahren dabei Anteilnahme und werden gefühlsmäßig entlastet.

Das abendliche Zubettgeh-Ritual wird mit Duschen und Zähneputzen eingeleitet. Mit einem Ritual beginnt auch der nächste Tag. Alltägliche Rituale strukturieren den Tag und geben somit Orientierung und Halt. Zahllose festliche Rituale – an Geburtstagen, Weihnachten, Ostern, bei der Einschulung, Kommunion, Konfirmation, Eheschließung und Beerdigung – sind Gelegenheiten für reichhaltige emotionale Erlebnisse und binden den Einzelnen enger in das Gemeinschaftsleben ein.

Demgegenüber sind zwanghafte Gedanken, Verhaltensweisen und Rituale höchst unangenehm und belastend. Alltägliche Rituale, Verhaltensweisen und Gedanken gehen in zwanghafte Gewohnheiten über, sobald Kinder oder Jugendliche einen inneren Drang verspüren, unbedingt und immer wieder auf eine bestimmte Art und Weise zu reagieren. Andernfalls fühlen sie sich unwohl, befürchten Unheil und geraten in einen Erregungszustand. Aus diesem Grund werden Zwänge zu den Angststörungen gerechnet.

Inhaltsverzeichnis
Vorwort6
Inhalt8
Teil I: Für Eltern, Erzieher und Therapeuten10
1 Erscheinungsbild und Besonderheiten von Zwängen10
1.1 Harmlose Marotten und zwanghafte Gewohnheiten10
1.2 Zwangsgedanken und Zwangshandlungen16
1.3 Internationale Zwangsdiagnosen21
1.4 Besonderheiten und Schwere der Zwangsstörung21
1.5 Abgrenzung von Zwängen gegenüber anderen psychischen Störungen27
1.6 Zwangsspektrums-Erkrankungen32
1.7 Häufigkeit von Zwängen und Erkrankungsbeginn36
1.8 Risikofaktoren und Entstehung von Zwängen37
1.9 Die Störungsmodelle von Laula und Michael50
2 Therapie – Anleitung zur Selbsthilfe59
2.1 Diagnostische Einschätzung59
2.2 Selbstbeobachtung60
2.3 Therapeutische Bausteine64
2.4 Bewältigungsschritte bei unterschiedlichen Zwangsformen80
2.4.1 Waschen, Duschen, Zähneputzen, Reinigen80
2.4.2 Wiederholen von Handlungen wie Zählen, Berühren, Bewegen, Lesen usw.82
2.4.3 Zwanghafte Kontrollhandlungen84
2.4.4 Sammeln und Horten86
2.4.5 Bewältigung von Zwangsgedanken87
2.5 Vorbeugen gegen Rückschritte und Rückfälle92
2.6 Psychotherapeutische Behandlungsmöglichkeiten94
2.7 Medikamentöse Behandlung95
2.8 Behandlung von schwersten Fällen mit tiefer Hirnstimulation96
2.9 Die Behandlungsverläufe von Michael und Laula96
Teil II: Für betroffene Kinder und Jugendliche110
1 Blödsinnige Gedanken und alltägliche Maschen110
2 Zwänge111
3 Art, Schwere und Vorkommen von Zwängen115
4 Hast du noch mehr psychische Auffälligkeiten?117
5 Entstehung einer Zwangsstörung120
6 Wirkungsvolle Hilfen zur Überwindung von Zwängen (therapeutisches Vorgehen)124
6.1 Aufklärung124
6.2 Konfrontation125
6.3 Kein Vermeiden mehr128
6.4 Veränderung des zwanghaften Denkens (kognitive Therapie)128
6.5 Reine Zwangsgedanken131
6.6 Normalität im Alltag133
7 Zum Abschluss: Vanessas Zwangsabbau133
Anhang142
Neuropsychologische und neurochemische Einflüsse auf Zwänge und Medikamentenwirkung144
Zwangsstörungen und Viruserkrankungen150
Zwangsdiagnosen151
Checkliste für Zwangsgedanken und Zwangshandlungen bei Kindern und Jugendlichen153
Zwangstagebuch157
Fortschreitende (progressive) Muskelentspannung nach Jacobson158
Kontakt- und Internetadressen162
Weiterführende Literatur163
Sachregister164

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