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E-Book

Wiederverwendung qualitativer Daten

Archivierung und Sekundärnutzung qualitativer Interviewtranskripte

AutorAndreas Witzel, Irena Medjedovic
VerlagVS Verlag für Sozialwissenschaften (GWV)
Erscheinungsjahr2010
Seitenanzahl160 Seiten
ISBN9783531924038
FormatPDF
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis20,67 EUR
Die Wiederverwendung bereits erhobener Interviewdaten als die am häufigsten verwendete qualitative Methode ist in Deutschland noch wenig verbreitet. Daher werden zunächst die Strategie und der Ertrag von qualitativen Sekundäranalysen zusammen mit Beispielen vorgestellt. Befunde einer Machbarkeitsstudie über Erfahrungen von Projektleitern mit Sekundäranalysen, Vorstellungen bzgl. zukünftiger Verwendungen von solchen Analysen, die Bereitschaft, eigene Daten einem Archiv zu überlassen und die Absicht, fremde Daten selbst zu nutzen, bilden das Fundament für das organisatorische Konzept und die Funktionen einer bundesweiten Serviceeinrichtung für Datennutzer und -geber

Irena Medjedovic und Dr. Andreas Witzel (im Ruhestand), Archiv für Lebenslaufforschung der Bremen International School of Social Sciences (BIGSSS) an der Universität Bremen

Reiner Mauer und Oliver Watteler, Mitarbeiter am Datenarchiv für Sozialwissenschaften (ehemals Zentralarchiv für Empirische Sozialforschung) der GESIS in Köln

Dr. h.c. Ekkehard Mochmann (im Ruhestand), ehemals Direktor am Datenarchiv für Sozialwissenschaften (ehemals Zentralarchiv für Empirische Sozialforschung) der GESIS in Köln

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Leseprobe
4 Sekundärnutzung und Archivierung: Empirische Untersuchung der Situation in Deutschland (S. 91-92)

4.1 Beschreibung des Projekts „Archivierung und Sekundärnutzung qualitativer Interviewdaten – eine Machbarkeitsstudie“


Die Akquisition und Bereitstellung quantitativer Forschungsdaten sowie deren kontinuierliche Aufbereitung und Dokumentation sind Kernaufgaben des Datenarchiv für Sozialwissenschaften der GESIS (vormals: Zentralarchiv für Empirische Sozialforschung, ZA). Eine vergleichbare Institution, die qualitatives Datenmaterial systematisch sammelt, archiviert, dokumentiert und einer wissenschaftlichen Sekundärnutzung zuführt, gibt es in Deutschland derzeit nicht.

Häufig lagern die Forscher ihre qualitativen Daten im Büro oder zu Hause, wo sie im Regelfall für andere nicht zugänglich sind und der dauerhafte Verbleib ungewiss ist. Vor diesem Hintergrund förderte die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) ein Gemeinschaftsprojekt des Archiv für Lebenslaufforschung (ALLF) der Graduate School of Social Sciences der Universität Bremen und des Zentralarchivs für Empirische Sozialforschung (ZA) an der Universität zu Köln, das die Machbarkeit einer Serviceinfrastruktur für die Archivierung und Vermittlung qualitativer Interviewdaten für die wissenschaftliche Sekundärnutzung untersuchte.80

4.1.1 Zielsetzung der Machbarkeitsstudie

Gestützt auf eine Bestandsaufnahme qualitativ ausgerichteter sozialwissenschaftlicher Forschungsprojekte der letzten 20 Jahre in Deutschland und beschränkt auf Interviewdaten sollte in der Machbarkeitsstudie untersucht werden, ob und inwieweit Sozialwissenschaftler/innen zum einen als potenzielle Datengeber/innen und zum anderen als zukünftige Sekundärnutzer/innen qualitativer Daten in Forschung und Lehre in Frage kommen. In einer deutschlandweiten schriftlichen und anschließenden mündlichen Befragung sollten Projektleiter/innen qualitativ ausgerichteter Forschungsprojekte nach Art und Umfang sowie Archivierungswürdigkeit und Nutzungsmöglichkeiten des von ihnen erhobenen qualitativen Datenmaterials befragt werden.

Darüber hinaus sollte das konkrete Interesse an Sekundärnutzungen vorhandenen verbalen Datenmaterials festgestellt werden, wofür auch Vor- und Nachteile, die für die Durchführung von Sekundäranalysen gesehen werden, zu erheben waren. Aufbauend auf diesen Untersuchungen war es Ziel, ein innovatives Modell für die Archivierung qualitativer Interviewdaten zu entwickeln, sowie den Aufwand für eine fachgerechte und benutzerfreundliche Dokumentation und Aufbereitung des Datenmaterials, das in Deutschland als archivierungswürdig eingestuft wird, abzuschätzen.
Inhaltsverzeichnis
Inhalt5
Vorwort8
Einleitung12
1 Potenziale der Wiederverwendung qualitativerForschungsdaten16
1.1 Leistungen für Theorie- und Wissensproduktion16
Neue Fragestellungen und Perspektiven16
Probleme komparativ untersuchen: interkulturelle und transnationaleVergleiche17
Wandel verstehen: Untersuchung von Langzeitphänomenen17
Theorieentwicklung und Verallgemeinerung18
1.2 Leistungen für Forschungsdesign und Methoden19
1.3 Leistungen für Lehre und Ausbildung19
1.4 Leistungen für Forschungstransparenz und Qualitätssicherung20
2 Ein empirisches Beispiel: Die Studie „Berufsfindungund Berufsberatung“23
2.1 Nachvollziehbarkeit des Kontextes für die Sinnerschließung27
2.2 Problem des „Data Fit“29
2.3 Design der Sekundäranalyse31
2.4 Instrumentarien der Sekundäranalyse32
2.4.1 Vergleichende Kurzcharakterisierung der Studien32
2.4.2 Das sequenzielle Auswertungsschema41
2.4.3 Das situationsorientierte Auswahlverfahren43
2.4.4 Das vergleichende Auswertungsschema43
2.4.5 Verlaufsmodell für eine kumulative Sekundäranalyse45
2.5 Erfahrungen mit der Durchführung der Sekundäranalyse47
3 Besonderheiten und Bedingungen qualitativerSekundäranalysen52
3.1 Methodologische Prämissen53
3.1.1 Die methodologische Diskussion53
3.1.2 Zugang zu Kontextinformationen54
3.1.3 Analysepotenzial der Daten56
3.1.4 Verifikation und Validierung58
3.2 Datenschutz und die Archivierung von Daten der qualitativenempirischen Sozialforschung60
3.2.1 Phase 1 – Datenerhebung63
3.2.1.1 Vorbereitung der Datenerhebung – Auswahl derUntersuchungspersonen64
3.2.1.2 Kontakt und Befragung67
3.2.1.3 Datenaufbereitung und Analyse69
3.2.2 Phase 2 – Archivierung70
3.2.2.1 Was verstehen wir unter Archivierung?71
3.2.2.2 Welche Maßnahmen stehen vor einer Archivierung?72
3.2.3 Phase 3 – Sekundärnutzung77
a) Datenweitergabe77
b) Nutzung on site78
c) Fernnutzung78
3.2.4 Ablauf einer Archivierung79
3.2.5 Fazit81
3.3 Archivierung qualitativer Daten: Die Archivsituation iminternationalen Vergleich82
3.3.1 Die internationale Situation83
3.3.2 Gegenwärtige Situation in Deutschland85
4 Sekundärnutzung und Archivierung: EmpirischeUntersuchung der Situation in Deutschland91
4.1 Beschreibung des Projekts „Archivierung und Sekundärnutzungqualitativer Interviewdaten – eine Machbarkeitsstudie“91
4.1.1 Zielsetzung der Machbarkeitsstudie91
4.1.2 Die schriftliche Befragung92
4.1.3 Die mündliche Befragung94
4.2 Ergebnisse der Befragungen im Rahmen der Machbarkeitsstudie95
4.2.1 Verbreitung der Sekundärnutzung qualitativer Daten95
4.2.2 Interesse an Sekundärnutzung und Data Sharing99
4.2.3 Potenziell archivierbare Interviewdaten101
4.2.4 Bedingungen für die Sekundärnutzung103
4.2.5 Bedingungen der Datenbereitstellung107
4.2.5.1 Datenschutz und Forschungsethik108
4.2.5.2 Beibehaltung der Kontrolle über die Daten111
4.2.6 Neue Anforderungen der Datenaufbereitung an „alte“ Daten113
4.2.7 Erwartungen an die Servicefunktionen und Organisationsweise einesArchivs115
5 Konsequenzen aus den empirischen Befunden derMachbarkeitsstudie119
5.1 Grundlegende Aspekte für eine wissenschaftlich fundierteServiceeinrichtung119
5.2 Kernaufgaben des Servicezentrums für qualitative Daten(QualiService)122
5.2.1 Thematisch und methodisch zentrierte Akquisition123
5.2.2 Aufbereitung der akquirierten Daten126
5.2.3 Datensicherung und Datenmanagement130
5.2.4 Datennachweissystem131
5.2.5 Datenbereitstellung132
5.3 Erweiterte Funktionen des Servicezentrums für qualitative Daten132
5.3.1 Vermittlungsfunktion für qualitative Daten134
5.3.2 Beratung, Schulung und Öffentlichkeitsarbeit135
5.3.3 Forschungs- und Entwicklungsarbeit138
6 Ausblick140
Öffentlichkeitsarbeit141
Modellstudie zur Information von Wissenschaftlern/Wissenschaftlerinnen übermethodische und technische Möglichkeiten von Sekundäranalysen142
Rettungsaktion bedeutsamer qualitativer Daten142
Aufbau infrastruktureller Grundlagen des QualiService142
Anhang144
Kurzdarstellung des Anonymisierungskonzeptes des Archivs fürLebenslaufforschung144
Literatur150

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