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Entwicklung der Persönlichkeit (Konzepte der Humanwissenschaften)

Psychotherapie aus der Sicht eines Therapeuten

AutorCarl R. Rogers
VerlagKlett-Cotta
Erscheinungsjahr2014
ReiheKonzepte der Humanwissenschaften 
Seitenanzahl410 Seiten
ISBN9783608106749
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis39,99 EUR
»In meinen Beziehungen zu Menschen habe ich herausgefunden, daß es auf lange Sicht nicht hilft, so zu tun, als wäre ich jemand, der ich nicht bin. - Ich habe es als höchst lohnend empfunden, einen anderen Menschen akzeptieren zu können.«

Carl R. Rogers wurde 1902 in Oak Park, USA, geboren. Er war Schüler von Otto Rank, hat sich aber von der Psychoanalyse abgewandt und den personzentrierten Ansatz entwickelt. Er gilt als der Begründer der klientenzentrierten Gesprächspsychotherapie. Rogers war Professor für Psychologie an der University of Chicago und am Center for Studies of the Person und erhielt 1975 die Ehrendoktorwürde der Universität Hamburg. 1987 starb er im Alter von 85 Jahren in New York.

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Leseprobe

Vorwort


Vieles suchen wir in unserem Leben zu verbessern und weiterzuentwickeln: Zum Beispiel unsere Ernährung, die Erziehung unserer Kinder, Wohnung, Kleidung, Kraftfahrzeuge, Geräte im Haushalt und am Arbeitsplatz oder die Freizeitgestaltung. Aber verbessern oder entwickeln wir auch unsere eigene Persönlichkeit und seelische Lebensqualität, das, was wir bewußt fortwährend erleben? Der Psychologe Carl Rogers, Begründer der wissenschaftlichen Klientzentrierten Gesprächspsychotherapie und Professor an mehreren Universitäten in den USA, berichtet in diesem Buch sehr offen über seine eigene persönliche Entwicklung und gibt uns einen reichhaltigen Einblick in sein bewußtes Erleben, wie es Wissenschaftler selten tun.

Das Buch gibt uns einen faszinierenden Einblick, wie Rogers - dank seiner persönlichen Entwicklung und seiner wissenschaftlich begründeten psychotherapeutischen Gesprächsführung - häufig Klienten/Patienten in ihren seelischen Schwierigkeiten und in ihrer persönlichen Entwicklung helfen konnte. Es ist kein »Ratgeber«-Buch; Rogers zeigt vielmehr konkret bei sich und anderen, wie eine größere Selbstöffnung, eine größere Ehrlichkeit sich selbst und anderen gegenüber sowie größere Einfühlung und Achtung in den Beziehungen zu anderen unseren Lebensstil fördert und seelisch reicher macht. Es regt uns an, ebenfalls Schritte auf diese persönliche Entwicklung hin zu machen, so daß unser Leben bewußter und reicher wird. Dieses Buch erreichte noch zu Lebzeiten von Carl Rogers eine Auflage von über 1 Million Exemplaren in den USA. Es hat sehr viele Menschen angeregt, ihren seelischen Lebensstil zu ändern und ihre Persönlichkeit weiterzuentwickeln. Die von ihm geschaffene Klientzentrierte Psychotherapie und Beratung ist heute in vielen Ländern der Erde vertreten, sie ist die zweithäufigste Therapieform nach der Verhaltenstherapie.

Wie sahen andere Menschen seine Person, sein Verhalten und seine praktischen und wissenschaftlichen Werke?

Im folgenden möchte ich Ihnen hierzu einen Einblick geben. Meine Kenntnis gründet sich dabei auf Begegnungen von meiner Frau und mir mit ihm in den Jahren 1961–1985: Besuche bei ihm zu Hause, als mehrmalige Teilnehmer und Gruppenleiter bei seinen Gruppen-Workshops in La Jolla/Kalifornien, in Spanien und in Deutschland, einem gemeinsamen Urlaub in Florida, einem mehrtägigen Besuch von ihm bei uns zu Hause in Hamburg.

Ich sehe und achte in Carl Rogers einen Menschen mit einem außergewöhnlich hohen Ausmaß an Einfühlung in das Erleben anderer, einem großen Ausmaß an Selbstöffnung, Offenheit für Erfahrungen, Fairneß und Güte. Er war sehr arbeitsam, sorgfältig, engagiert und einsatzbereit, und trotz seiner Offenheit für Gefühle verfügte er über ein klares wissenschaftliches Denken und die Fähigkeit für empirische Forschungen. Der amerikanische Psychologe Daniel Goleman charakterisiert ihn als eine Person von sehr hoher emotionaler Intelligenz.

Was mich noch beeindruckte: Er wirkte im ersten Kontakt oft etwas schüchtern und zurückhaltend. Dabei war er neugierig und an vielem interessiert, sehr geordnet, nicht pedantisch und nicht rigide sowie präzise in seinem Sprachausdruck. Er hatte klare Werte für sich selbst, aber bewertete andere kaum. Ein fast immer sehr bewußter, sehr präsenter Mensch, gegenüber anderen und sich selbst.

Prof. Dr. Brian Thorne, Leiter des Counseling Centers der Universität von East Anglia, schreibt über die Persönlichkeit von Carl Rogers: »Für fast alle, die mit ihm zusammentrafen, war er genau die Person, die sie - nach der Lektüre seiner Bücher oder nach Betrachtung der Filme - erwartet hatten. Kurzum: Er war warm, akzeptierend, an dir als Person interessiert, selbst wenn das Treffen nur wenige Minuten dauerte. Und du spürtest, daß sein Interesse echt war, ohne Vorspiegelungen und Hinterhalt. In seiner Gegenwart fühltest du dich wertvoll und wertgeschätzt, ohne daß du kämpfen mußtest, um ihm oder dir selbst deinen Wert zu beweisen. Er versuchte nie, Punkte zu sammeln oder seine intellektuelle Flexibilität auszuspielen. Und doch sagte dir das Blinken seines Auges, daß ihm selten etwas entging. Dieser freundliche, sensible, anscheinend ganz alltägliche Mensch war eine Person von beeindruckender Statur; doch er hatte irgendwie gelernt, andere nicht einzuschüchtern, sondern ihr Selbstvertrauen zu nähren. Er war ein großer Mann, der auf wunderbare Weise die Menschen um sich nicht in den Schatten stellte, sondern sie befähigte, selbst heller zu leuchten.«

Meine Tochter Daniela, die schon im Grundschulalter bei den Großgruppen-Zusammenkünften in La Jolla dabei war, obwohl sie kaum Englisch verstand, später dann als Mitglied an den Gruppen teilnahm, Gruppen leitete und auch bei Carl eine Woche lebte, schreibt: »In der Begegnung mit ihm fühlte ich mich von ihm wahrgenommen, wie kaum je von einem anderen Menschen. Ich glaube, das war eine seiner sehr großen Gaben: Menschen wirklich ohne Urteile wahrzunehmen«. Später beeindruckte mich, wie sehr er das lebt, was er gelehrt und geschrieben hat.

»Ich gehe sanft durch die Welt«, so schrieb Carl Rogers über sich selbst. Er hatte kein Machtstreben, keinen Wunsch nach Machteinfluß, kein Konkurrenzdenken. So war er auch gegen eine Vereinigung von klientzentrierten Psychotherapeuten, einen Verband zur besseren Durchsetzung gegenüber den Beeinträchtigungen von Seiten der Medizin, Psychiatrie und Psychoanalyse. Jedoch bedeutete dieser sanfte Umgang mit Menschen nicht, daß er Anfeindungen, Beeinträchtigungen und Bevormundungen passiv zuließ. Wie viele Anfeindungen hat er besonders in den ersten Jahrzehnten von der damaligen dogmatischen Psychotherapie und Psychiatrie erlitten! So forderte z. B. die Psychiatrische Fakultät vom Präsidenten der Universität Chicago, sein Counseling-Center zu schließen, da Psychotherapie ein medizinischer Bereich sei. Rogers kämpfte intensiv und konnte erreichen, daß der Präsident dies ablehnte. Derartige Belastungen sowie Anfeindungen haben ihn aber nicht verbittert oder inaktiv werden lassen. Er besaß eine außergewöhnliche Fähigkeit, Schwierigkeiten und seelische Belastungen zu bewältigen, intrapsychisch und durch engagierte hartnäckige Handlungen. Auch im persönlichen Bereich sind ihm schwere Belastungen nicht erspart geblieben. Bei der Psychotherapie einer schizophrenen Patientin am Counseling-Center in Chicago endete sein intensives Bemühen um die Patientin damit, daß »ich mein Selbst nicht mehr von ihrem trennen konnte und eine tiefe innere persönliche Krise erlebte«. Die Unterstützung seiner Frau während einiger Wochen fern von der Universität sowie die psychotherapeutische Hilfe eines Mitarbeiters halfen ihm, diese Krise zu überwinden. Ferner fühlte er sich zeitweise belastet durch die Erkrankung der Frau seines Sohnes und durch die Scheidung seiner Tochter. Sehr stark belastete ihn die über ein Jahrzehnt andauernde schwere Erkrankung seiner Frau Helen. So mußte er des öfteren neben seiner Arbeit seine Frau umsorgen und den Haushalt erledigen. Aber auch als seine Frau wieder beweglicher wurde, wollte oder konnte sie ihn nicht auf seinen Reisen begleiten oder an Gruppen teilnehmen. Sie litt darunter, daß Carl auch nach seinem 70. Lebensjahr noch sehr aktiv war, nach Europa, Rußland und Afrika fuhr, während sie zu Hause blieb. Es war für Carl schwer, seine intensive Liebe zu ihr bis zu ihrem Tod aufrecht zu erhalten. Ferner wurde seine Arbeit in den letzten Jahren zumindest zeitweise durch eine Sehstörung (macula degeneration) beeinträchtigt, mit der er allerdings erstaunlich gut umgehen konnte.

Sein Hauptwerk ist die Klientzentrierte Psychotherapie-Beratung. Zu ihrer weiten Verbreitung in den USA und vielen anderen Ländern trug bei: (1.) Rogers überprüfte diese Art von Psychotherapie in vielen empirischen Untersuchungen. Er war der erste, der Tonaufnahmen zur Erforschung der Psychotherapie einsetzte. Diese Tonaufnahmen wurden von Beurteilern auf Verhaltensmerkmale der Therapeuten und Vorgänge der Klienten eingeschätzt. (2.) Seine Bücher sind personzentriert, also mit Rücksicht auf die Person des Lesers verständlich und gut gegliedert geschrieben. Die Aussagen in seinen Büchern beruhen auf empirischen Forschungsbefunden und auf seiner täglichen Praxis in Einzelpsychotherapie und Gruppengesprächen, über Jahrzehnte hinweg. (3.) Er machte die Klientzentrierte Psychotherapie weitgehend transparent, durch Veröffentlichung abgeschriebener Tonaufnahmen von Psychotherapien, später durch Filme und Videoaufnahmen, die teilweise auch im Fernsehen gezeigt wurden. (4.) Die von ihm aufgewiesenen entscheidenden Haltungen von Psychotherapeuten - Achtung des Klienten, genaue nicht-wertende Einfühlung in sein Erleben sowie Aufrichtigkeit (kein Routineverhalten, kein Verstellen) - empfanden viele als unmittelbar einsehbar und wertvoll. Heute wissen wir, es sind förderliche Merkmale in fast allen zwischenmenschlichen Beziehungen, wenn sie auch dort in geringerer Häufigkeit vorkommen. Nach anfänglichen starken Anfeindungen aus der Psychiatrie, Psychoanalyse und Psychologischen Universitätsinstituten wurden ihm zunehmend größere Anerkennungen und Ehrungen zuteil, so vom Berufsverband Amerikanischer Psychologen (APA), durch die Verleihung der Ehrendoktorwürde von mehreren amerikanischen Universitäten sowie 1975 von der Universität Hamburg und 1978 von der Universität Leiden/Belgien. Er selbst sah diese Ehrungen als Anerkennung seiner Arbeit, aber er zögerte, war zurückhaltend, sie anzunehmen.

Zur weiteren Verbreitung führten dann Befunde: Die förderlichen Haltungen bzw. Verhaltensmerkmale erwiesen sich auch in psychotherapeutischen Gruppen sowie Gruppenbegegnungen als wirksam,...

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