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Staatliche Initiativen zur Förderung der Informationsgesellschaft

Multimedia-Pilotprojekte in Deutschland und den USA in ihrem politischen Kontext

AutorAndreas Breiter, Bernd Beckert, Herbert Kubicek, Martin Hagen
VerlagDUV Deutscher Universitäts-Verlag
Erscheinungsjahr2007
Seitenanzahl514 Seiten
ISBN9783835091689
FormatPDF
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis46,99 EUR
Die Autoren untersuchen die Regierungsprogramme der 1990er Jahre zur Förderung der Informationsgesellschaft in Deutschland und den USA für die Anwendungsbereiche Bildung, Verwaltung und Fernsehen. Dabei identifizieren sie sowohl Unterschiede als auch Gemeinsamkeiten in den Ländern und Bereichen. Der Rückblick ermöglicht interessante Schlüsse in Hinsicht auf die Zukunftsperspektiven von multimedialen Anwendungen in der Schule, E-Government oder web-basiertem interaktivem Fernsehen.

Prof. Dr. Andreas Breiter ist Juniorprofessor für Angewandte Informatik an der Universität Bremen mit dem Schwerpunkt 'Informations- und Wissensmanagement in der Bildung'. Mitglied der Institutsleitung des Instituts für Informationsmanagement Bremen (ifib) gGmbH.

Dr. Bernd Beckert ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter und Projektleiter am Fraunhofer Institut für System- und Innovationsforschung (ISI) in Karlsruhe. Promotion 2002 an der Technischen Universität München über das Thema 'Medienpolitische Strategien für das interaktive Fernsehen'.

Dr. Martin Hagen ist Stellvertretender Referatsleiter für E-Government beim Senator für Finanzen der Freien Hansestadt Bremen. Promotion 2001 an der Universität Bremen über das Thema 'Referenzmodelle für Online-Transaktionssysteme im Electronic Government'.

Prof. Dr. Herbert Kubicek ist Professor für Angewandte Informatik an der Universität Bremen mit dem Schwerpunkt 'Informationsmanagement und Telekommunikation', Geschäftsführer des Instituts für Informationsmanagement Bremen (ifib) gGmbH und wissenschaftlicher Direktor der Stiftung Digitale Chancen.

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Leseprobe
1 Regierungsprogramme für den Weg in die Informationsgesellschaft (S. 3-4)

1.1 Einführung

Seit Beginn des Einsatzes von Computern in Wirtschaft und Verwaltung in den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts wird diese Technologie als Schlüssel zu wirtschaftlichem Wachstum, Wohlstand und einem besseren Leben schlechthin betrachtet und in den westlichen Industrieländern massiv staatlich gefördert. In den vergangenen 40 Jahren haben die jeweils geförderten Techniken und die geförderten Aktivitäten sich verändert. Die Grundideen sind jedoch gleich geblieben. In Deutschland ging es in den 60er Jahren zunächst darum, die Forschung und Entwicklung auf dem Gebiet der elektronischen Datenverarbeitung, dann der Mikroelektronik, in den 1970er und 1980er Jahren der Informationsund Kommunikationstechniken inklusive der Telekommunikation und in den 1990er Jahren der als Multimedia bezeichneten Konvergenz von Informationstechnik, Telekommunikation und Unterhaltungselektronik voranzubringen. Stets wurde parallel zur Forschungsförderung auch versucht, die Anwendung der jeweils neuen Techniken zu fördern. Pilotprojekte, zum Teil groß angelegte Feldversuche, waren dabei stets ein bevorzugtes Förderinstrument (vgl. u.a. Grande/ Häusler 1994, Riehm/Wingert 1995).

Die Hauptmotivation für die staatliche Förderung lag neben der militärischen Bedeutung der IuK-Techniken in der Annahme, dass sie nicht nur einen eigenen Wachstumsbereich von großer Dynamik darstellen, sondern Produkt und Prozessinnovationen in den meisten Industrie- und Dienstleistungsbereichen ermöglichen und dadurch auch zu dem Wachstum beitragen. Der Computer wird mit der Dampfmaschine verglichen. Man spricht von der zweiten oder je nach Zählung auch von der dritten industriellen Revolution oder dem 5. Kondratieff- Zyklus (Nefiodow 1990). Die zunehmende wirtschaftliche Bedeutung der IuKTechniken wird auch an ihrem Anteil an der volkswirtschaftlichen Wertschöpfung und/oder dem Anteil der im Informationssektor Beschäftigten an der Erwerbsbevölkerung gemessen. Derartige statistische Zahlen gelten als Indikatoren für den Wandel von der Industrie- zur sogenannten Informations- oder Wissensgesellschaft (Dordick/Wang 1993). Die Länder, die diesen Wandel schneller als andere vollziehen und früher zu einer höheren Verbreitung und intensiveren Nutzung dieser Techniken kommen, sollen nach vorherrschender Auffassung Vorteile im internationalen Wettbewerb haben, weil sie bessere und/oder billigere Produkte exportieren können.

Frühe Versuche internationaler statistischer Vergleiche haben mit zunehmender Globalisierung Mitte der 1990er Jahre zu einem sogenannten Benchmarking geführt. Bei den Zusammenstellungen von statistischen Indikatoren wird teilweise eingeräumt, dass man den Begriff der Informationsgesellschaft nicht genau definieren könne. Durchgängig ist eine Überhöhung der Art festzustellen, dass die Informationsgesellschaft gut informierter Menschen beschrieben wird, deren Bildung und Wissen die wichtigsten Ressourcen sind, als Indikatoren jedoch die Verbreitung von Techniken verwendet werden, die bestenfalls das Potential haben, den Menschen beim Erwerb und bei der Verwaltung von Wissen zu unterstützen, dies jedoch selbst keineswegs sicherstellen (vgl. BMWi 1997). Diese Unschärfe des Begriffs der Informationsgesellschaft und die systematische Überhöhung der Leistung der Informations- und Kommunikationstechnik ist ein grundlegendes Problem der staatlichen Förderprogramme, die die technologische Forschung und Entwicklung als Instrument für Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik begreifen und einsetzen und ihr Ziel nie erreichen.

Eine hochrangige Expertengruppe der Europäischen Kommission hat die entsprechende Politik der EU in drei Phasen mit entsprechenden Akzentverschiebungen eingeteilt (Europäische Kommission 1997a):

- In der ersten Phase wurde vor allem die technologische Forschung und Entwicklung in den Herstellerfirmen und Universitäten gefördert.

- Dann merkte man, dass die neu entwickelten Technologien nicht intensiv nachgefragt und genutzt wurden und führte dies auf Marktzugangsbarrieren zurück, denen durch eine Politik der Deregulierung und Liberalisierung begegnet wurde.

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