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Where is my mind?: Unzuverlässiges Erzählen in David Finchers Film 'Fight Club'

AutorMaximiliane Sander
VerlagBachelor + Master Publishing
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl40 Seiten
ISBN9783863418366
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis12,99 EUR
'Where is my mind?' fragen die Pixies in ihrem gleichnamigen Song am Ende des Films FIGHT CLUB. Und genau diese Frage könnten sich wohl auch die Zuschauer stellen. Gemeinsam mit dem namenlosen Erzähler und dessen Alter Ego Tyler Durden erleben wir einen rasanten Trip, der uns an unseren eigenen Urteilen und Sehgewohnheiten zweifeln lässt. Dieses Fachbuch beschäftigt sich mit den Strategien, die zu eben diesem Zweifeln führen. Die Autorin erläutert die Theorie des unzuverlässigen Erzählens und gibt einen Überblick über den momentanen Stand der Forschung zu diesem Thema. Ein Exkurs in die Erzähltheorie Genettes liefert weitere Aspekte zur Interpretation, die sich erfolgreich auf das Medium Film übertragen lassen. Anhand einer Filmanalyse wird deutlich, wie die behandelten literaturwissenschaftlichen Konzepte in FIGHT CLUB angewandt werden und die Täuschung vom Publikum durchschaut werden kann. Was an der Handlung des Filmes ist real und was ist nur die Einbildung des Protagonisten? Wodurch wird der Zuschauer getäuscht? Diese Fragen werden beantwortet und verschiedene Deutungsansätze diskutiert, die sich aus der Erzählweise ergeben. Lesenswert, nicht nur für Geisteswissenschaftler, sondern auch für echte Filmfans! FIGHT CLUB ist ein Drama des Regisseurs David Fincher aus dem Jahre 1999, nach einer Romanvorlage Chuck Palahniuks. Mit Brad Pitt, Edward Norton und Helena Bonham Carter in den Hauptrollen gilt er als einer der besten Filme der 90er Jahre.

Maximiliane Sander, B.A., wurde 1987 in Essen geboren. Ihr Studium der Philosophie und Germanistik an der Universität Duisburg-Essen schloss die Autorin im Jahre 2011 mit dem akademischen Grad des Bachelor of Arts erfolgreich ab. In ihrem Masterstudium de

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Leseprobe
Textprobe: Kapitel 2.3, Unzuverlässiges Erzählen im Film: Wie bereits ersichtlich wurde, können literaturwissenschaftliche Modelle der Erzähltheorie - zwar nicht ohne eine gewisse Anpassung auf die Spezifika des Mediums - auf den Film übertragen werden. Auch die Theorien zur Unzuverlässigkeit müssen sich auf das Medium Film übertragen lassen können, um eine konsistente Theorie zur Unzuverlässigkeit zu schaffen. Die grundlegenden Unterscheidungen, die ich bereits am Anfang vorgestellt habe, sind von der Filmnarratologie weitestgehend übernommen worden, so finden die Begriffe normative und faktische Unzuverlässigkeit, sowie mis- und underreporting und die Unterscheidung nach Martinez und Scheffel auch in der Filmnarratologie Anwendung. Im Hinblick auf unzuverlässiges Erzählen im Film ist fraglich, ob von solchem gesprochen werden kann, wenn kein personalisierbarer Erzähler im Film auszumachen ist. Viele Filme würden demnach nicht unter die Kategorie unzuverlässig fallen, da nur wenige Filme mit einem personalisierbaren Erzähler operieren. Vogt argumentiert daher für eine Trennung zwischen unterschiedlichen Unzuverlässigkeitsbegriffen: Zum einen sieht er einen Makel der Erzählerpersönlichkeit für ausschlaggebend für die Unzuverlässigkeit, die einen Wissensvorsprung auf Seiten des Rezipienten und daraus folgend eine Ironie zu Lasten des Erzählers etabliert. Zum anderen einen Makel im Erzählvorgang: der Zuschauer wird bewusst getäuscht und es fehlt die Ironie zu Lasten der Erzähl- oder Fokalisierungsinstanz; dieser Makel im Erzählvorgang kann im Film auch auf andere narrative Instanzen ausgeweitet werden, daher ist diese Art von Unzuverlässigkeit prinzipiell von der Personalisierbarkeit einer Erzählerfigur losgelöst. Ferner kann Unzuverlässigkeit im Film mit Erzähler auf zwei Arten erfolgen: Entweder (1) cinematic narration und sprachliche Narration unterscheiden sich oder (2) sie unterscheiden sich nicht. Somit können entweder cinematic narrator oder sprachliche Narration unzuverlässig erzählen oder beide. Während der unzuverlässige Erzähler in der Literatur also personalisierbar ist und einkanalig sprachlich arbeitet, kann Unzuverlässigkeit im Film mehrkanalig erfolgen. Nach Schweinitz handelt es sich somit um eine Kopräsenz narrativer Instanzen. Nur im Falle eines Voice-over-Erzählers kann man auch im Film von einem personalisierbaren unzuverlässigen Erzähler sprechen. Daher möchte ich im Folgenden und auch in Bezug auf FIGHT CLUB von unzuverlässigem Erzählen sprechen, da dieses im Film neben dem Erzähler auch durch andere filmische Ausdrucksformen, wie zum Beispiel dem Filmbild, der Montage oder auch durch den Ton, erfolgen kann. Obwohl FIGHT CLUB einen unzuverlässigen Erzähler besitzt sind nicht alle Unzuverlässigkeitsmerkmale auf diesen zurückzuführen. 'Eine filmische Erzählerfigur als unzuverlässig zu entlarven trägt also nicht direkt dazu bei, die filmische Erzählung selbst, d.h. die visuellen (oder akustischen) Informationen des cinematic narrators als unzuverlässig zu durchschauen.' Eine weitere Möglichkeit Unzuverlässigkeit im Film zu etablieren, ohne dass diese primär auf den Erzähler zurückführbar ist, beschreibt Hartmann: 'Unter >falschen Fährten< verstehe ich das Ergebnis dramaturgischer Verfahren, die den Zuschauer veranlassen (oder veranlassen sollen), zu unzutreffenden Zusammenhangshypothesen zu gelangen.' Jedoch merkt sie an, dass der audiovisuellen Darstellung auch die Rolle eines truth-tellers zukommen kann, wenn dieser Aussagen des Voice-over-Erzählers kontrastiert, um so dessen unzuverlässige Erzählweise zu signalisieren. Helbig stellt fest, dass '[...]zahlreiche Fälle von Unzuverlässigkeit darauf beruhen, dass eine scheinbar unpersönliche Fokalisierung in Wahrheit figurengebunden ist.' und auch Poppe argumentiert dafür, dass auch die von der Kamera gelieferten Bilder unzuverlässig sein können, solange der Rezipient nicht weiß, ob ihm diese fokalisiert oder unfokalisiert präsentiert werden. Helbig betrachtet dabei 'die vom cinematic narrator gelieferten Informationen [...] grundsätzlich als Perspektive einer Fokalisierungsinstanz [...].' Sind in Filmen ohne Unzuverlässigkeit die Wechsel zwischen verschiedenen Fokalisierungsinstanzen meist angezeigt, fehlt in unzuverlässig erzählten Filmen oft die Markierung dieser Sequenzen, wodurch die figurengebundene Fokalisierung vom Zuschauer nicht als solche erkannt wird. Auch Schweinitz geht auf die Möglichkeit ein, Unzuverlässigkeit im Film mit Hilfe verschiedener Fokalisierungen zu etablieren. Hierbei kann vor allem die doppelte Fokalisierung ein Potential für unzuverlässiges Erzählen aufbauen, wenn beispielsweise eine handlungslogisch interne Fokalisierung durch bildlogisch extern fokalisierte Informationen verschleiert wird.
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