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E-Book

Die Strategien der Turtle Trader

Geheime Methoden, die gewöhnliche Menschen in legendäre Trader verwandeln

AutorCurtis Faith
VerlagFinanzBuch Verlag
Erscheinungsjahr2017
Seitenanzahl352 Seiten
ISBN9783960920779
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis24,99 EUR
Es war im Jahre 1983, als der bekannte Futures Spekulant Richard Dennis mit seinem langjährigen Freund William (Bill) Eckhardt eine andauernde Diskussion über den Ursprung der Fähigkeit erfolgreichen Tradings führte. Dabei ging es um die grundlegende Frage, ob die Fähigkeit fü;r erfolgreiches Trading Naturgegeben ist oder ob dies das Resultat eines erfolgreichen Lernprozesses sei. Richard Dennis war der Überzeugung, dass es möglich sein sollte, Leute so zu unterrichten, dass diese erfolgreiche Trader werden können. Bill dagegen glaubte, dass die Fähigkeiten für erfolgreiches Trading durch die Genetik festgelegt sein und auf Begabung beruhe. Eine Wette sollte die Entscheidung bringen. Im Wallstreet Journal und im Barron´s wurden Anzeigen geschaltet. Auf diese Annoncen meldeten sich über 1000 Probanden aus denen nur 80 zu persönlichen Gesprächen vorgeladen wurden. Letztendlich wurden nur zehn Personen ausgewählt, die in die 'Geheimnisse' des Tradens eingeführt wurden. Dafür mussten sie sich verpflichten zwanzig Jahre Stillschweigen zu bewaren. Einer von ihnen war der 19 jährige Curtis Faith. Er veröffentlicht nun im FinanzBuch Verlag mit 'Die Strategien der Turtle Trader' das erste Buch, welches die Legenden und Gerüchte um diese spektakuläre Geschichte entmystifizieren soll. 'Die Strategien der Turtle Trader' deckt das gesamte Experiment auf und erklärt genau was ihnen gelehrt wurde und wie sie tradeten. Es gibt die Details zu einigen ihrer größten Trades und zu den Regeln, die hinter dem Timing standen, preis. So liefert es dem Leser einen Eindruck davon, welche Fähigkeiten und welches Wissen nötig sind, um Millionen in den internationalen Finanzmärkten zu verdienen.

Curtis M. Faith war mit 19 Jahren nicht nur der jüngste, sondern am Ende des Experiments auch der finanziell erfolgreichste 'Turtle'. Er verdiente mehr als 30 Millionen Dollar während des Experimentes für Richard Dennis. Warum er der erfolgreichste aller Schildkröten war, führt Curtis Faith in erster Linie auf die Handelspsychologie zurück. Seiner Theorie nach geht es nicht um das Handelssystem, sondern es kommt auf die Fähigkeit des Traders an, das Handelssystem auszuführen. Wesentlich zu seinem Erfolg beigetragen hat vor allem auch der Denkansatz der Spieltheorie. Heute ist Curtis Faith einer der führenden Pioniere für mechanische Handelssysteme und Software. Gegenwärtig ist Faith Leiter für Forschung und Entwicklung für Trading Blox, LLC, einem Unternehmen das sich auf Software für Tradingsystem Analyse und Entwicklung spezialisiert hat. Nebenher betreibt er das Internetforum tradingblox.com/forum.

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Leseprobe

Einführung


Der Tag, an dem ich den Prinzen des Parketts traf

Sie können davon ausgehen, dass Sie in Ihrem Leben nur eine Handvoll bestimmender Momente erfahren. Im Alter von 19 hatte ich zwei an einem Tag: zum ersten Mal das Art-Déco-Gebäude zu sehen, das die Heimat des Chicago Board of Trade (CBOT) ist, und Richard Dennis zu treffen, den legendären Rohstoffhändler.

Die CBOT ist der berühmteste Blickfang in Chicago. Sogar aus einer Meile Entfernung kann man das Gebäude im West Jackson Boulevard 141 sehen. Es ist mit der einsamen Statue der Ceres gekrönt, der römischen Göttin der Landwirtschaft. Mit einer Höhe von 45 Stockwerken, steht es selbstbewusst unter den anderen Wolkenkratzern und ist ein angemessenes Zuhause für die Börse. Auf dem Parkett sind die etwas vertieft gelegenen Börsenringe, in denen die Händler Schulter an Schulter stehen und alle paar Sekunden Getreide, Fleisch und Währungen in Millionenhöhe inmitten lauter Rufe und ausgeklügelter Signale kaufen und verkaufen. Organisierter Tumult dieser Art versetzt jedes Jahr Tausende von Außenseitern, die sich die Börsenringe anschauen, in Ehrfurcht. Für Trader ist es ein Mekka.

Als ich in Jackson 141 in den Fahrstuhl stieg, bekam ich feuchte Hände. Ich war 19 Jahre alt und im Begriff, ein Vorstellungsgespräch mit Richard Dennis zu absolvieren, einem der berühmtesten Rohstoffspekulanten der Welt. Bereits bevor das Turtle-Experiment weithin bekannt wurde, war Dennis eine Tradinglegende. Man nannte ihn den Prinzen des Parketthandels; diesen Beinamen verdankte er dem Kunststück, mit Mitte 30 ein paar tausend Dollar in mehrere hundert Millionen verwandelt zu haben.

Später erfuhr ich, wie viel Glück ich gehabt hatte, in dem Fahrstuhl zu sein. Über 1.000 Personen hatten sich für die Stelle beworben, für die ich mich nun vorstellte, und nur 40 Bewerbern war eine Audienz bei Dennis gewährt worden. Nur 13 – weniger als ein Prozent – wurden letztlich ausgewählt und weitere zehn für ein Folgeprogramm im nächsten Jahr.

Lange vor Donald Trumps The Apprentice und anderen Reality-TV-Wettbewerben rief Dennis seinen eigenen Wettkampf ins Leben, der durch eine Debatte zwischen ihm und seinem guten Freund – und gleichermaßen erfolgreichen Trader – William (Bill) Eckhardt ausgelöst wurde, ob gute Trader gemacht oder geboren werden. Dennis glaubte, er könne fast jeden in einen erfolgreichen Trader verwandeln; Eckhardt glaubte, es sei eine Sache des Charakters, nicht der Ausbildung. Dennis setzte sein Geld für seine Überzeugung ein und die beiden schlossen eine Wette ab.

Um zu sehen, wer Recht hatte, schalteten sie große Anzeigen im Wall Street Journal, in Barron’s und in der New York Times. Sie gaben bekannt, dass sich Leute bei Dennis bewerben konnten, die Interesse daran hätten, seine Schüler zu werden. In der Anzeige stand auch, dass er dieser Gruppe seine Tradingmethoden beibringen und jedem Schüler ein Tradingkonto mit einer Million Dollar geben würde.

Damals verstand ich die Bedeutung der Anzeige nicht. Indem er das Vorhaben publik machte und die Wette durchführte, hatte Dennis eine mutige Aussage getroffen. Er glaubte die Gründe seines eigenen Erfolges so gut zu verstehen, dass er aus anderen genauso gute Trader machen könne – sogar wenn sie völlige Neulinge waren, die noch nie zuvor gehandelt hatten. Er war so von seiner Behauptung überzeugt, dass er gewillt war, Millionen seines eigenen Geldes zu riskieren, um sie zu beweisen.

Dennis’ Schüler – von denen ich einer war – wurden als „Die Turtles“ bekannt, nachdem ihr Erfolg zu einer Tradinglegende geworden war. Innerhalb von viereinhalb Jahren fuhren die Turtles im Durchschnitt über 80 Prozent Gewinn im Jahr ein. Aber woher kommt der Name Turtles? Der Name kommt von dem Ort, an dem sich Dennis und Eckhardt befanden, als die schon lange dauernde Debatte ernst wurde: einer Schildkröten-Farm in Singapur. Als sie die Farm von Nahem sahen, soll es aus Dennis herausgeplatzt sein: „Wir werden Trader so züchten, wie sie Schildkröten – Turtles – in Singapur züchten.“

Da stand ich nun, mit 19 Jahren, verschwitzten Händen, im Begriff, den Prinzen des Parketthandels zu treffen. Als ich den Korridor entlangging, hätte ich mich nicht darüber wundern sollen, dass die Büros einen rein funktionellen Eindruck machten. Es gab keinen prächtigen Eingang, keine kunstvolle Lobby, keinen Versuch, Kunden, Broker oder hohe Tiere zu beeindrucken. Dennis war zwar bekannt dafür, kein Geld für protzige Aufmachungen zu verschwenden, und deshalb konnte ich die Ausstattung auch verstehen. Und doch hatte ich mehr erwartet. Alles schien kleiner zu sein, als ich es mir vorgestellt hatte.

Ich fand die Tür mit dem Namensschild „C&D Commodities“ und öffnete sie.

Dale Dellutri, Dennis’ Geschäftspartner, begrüßte mich an der Tür und sagte, Richard beende gerade ein anderes Vorstellungsgespräch. Ich wusste bereits, wie Richard aussah, ich hatte sein Bild in einigen Artikeln gesehen, aber ich hatte keinen klaren Eindruck von seiner Persönlichkeit, und so verbrachte ich meine Zeit damit, darüber nachzudenken.

Bei der Vorbereitung auf dieses Vorstellungsgespräch hatte ich alles, was ich über Richard finden konnte, gelesen. Ich hatte also einige Anhaltspunkte zu seiner Persönlichkeit, aber nicht so viele, wie ich gerne gehabt hätte. Ich hatte auch an Richards 40-Fragen-Test teilgenommen (er gehörte zur Bewerbung), deshalb wusste ich zumindest ein wenig darüber, was bei einem Trader wichtig war.

Als sich die Tür zu Richards Büro öffnete, kam der vorige Kandidat heraus. Er erzählte mir ein bisschen von seinem Vorstellungsgespräch und wünschte mir Glück. Er muss es gut gemacht haben; ich sah ihn einige Wochen später in der ersten Übungsklasse wieder. Ich ging hinein und traf Richard und seinen Partner, William Eckhard – Rich und Bill, wie wir sie später nannten und wie ich sie immer noch nenne. Rich war ein Berg von einem Mann mit einem freundlichen Gesicht und ruhigem Verhalten. Bill war dünn und von mittlerer Größe. Er sah aus und kleidete sich wie ein Professor für Angewandte Mathematik an der Universität von Chicago.

Das Vorstellungsgespräch entsprach dem Test, den ich von Richards C&D Commodities als Teil des Bewerbungsverfahrens bekommen hatte. Rich war an meiner Theorie zu den Märkten interessiert und wollte wissen, warum ich glaubte, dass man mit Trading Geld verdienen könne. Sie waren beide sehr an den Einzelheiten meines Werdegangs interessiert. Rückblickend muss ich sagen, dass ich von der Norm abwich. Selbst heute haben nur sehr wenige Menschen die besonderen Erfahrungen, die ich bereits mit 19 Jahren hatte – wenigstens soweit es um die Handelsverfahren ging, die uns später beigebracht wurden.

Im Herbst 1983 hatten nur sehr wenige Menschen einen Personal Computer, sie waren schließlich gerade erst erfunden worden. Ich aber hatte in den zwei Jahren zuvor als Teilzeitjob nach der Schule Apple-II-Computer programmiert. Ich programmierte den Computer, um das zu analysieren, was man seinerzeit als Systeme kannte: Handelsstrategien mit bestimmten Regeln, die genau festlegten, wann man Aktien oder Rohstoffe auf der Grundlage ihrer Kursbewegungen kaufen oder verkaufen sollte. Während dieser zwei Jahre hatte ich 30 oder 40 verschiedene Programme geschrieben, die Handelssysteme durch die Verwendung historischer Daten testeten, um festzustellen, wie viel Geld verdient worden wäre, wenn diese Programme in verschiedenen Märkten verwendet worden wären. Später wurde mir klar, dass dies 1983 eine bahnbrechende Forschung war.

Was als interessanter Schülerjob begonnen hatte, entwickelte sich zu einer Leidenschaft. Ich arbeitete für ein Unternehmen namens Harvard Investment Service, das sich in der Küche eines kleinen Hauses in der Stadt Harvard, Massachusetts, befand, ungefähr 40 Meilen westlich von Boston. Harvard ist der Inbegriff einer kleinen Stadt: Apfelgärten, eine kleine Bücherei, eine Stadthalle und der Marktplatz. Harvard Investment Service bestand aus nur drei Leuten: George Arndt (dem die Küche und das Unternehmen gehörte und der uns sagte, was wir tun sollten), meinem Freund Tim Arnold und mir. Tim und ich erledigten die Routinearbeiten.

George war der Erste, der mein Interesse für das Trading weckte. Er hatte mir sein Exemplar von Reminiscences of a Stock Operator geliehen, der fiktiven Biographie des berühmten Spekulanten Jesse Livermore von Edwin Lefèvre. Ich bin mir nicht sicher, ob es Lefèvres feiner Schreibstil oder Livermores überlebensgroßer Charakter war, doch nachdem ich das Buch gelesen hatte, war ich total begeistert. Ich wollte ein Trader werden. Ich glaubte auch, dass ich ein großer Trader sein könnte, dass ich ein großer Trader werden könnte. Diese Überzeugung trug ich bis in das Gespräch mit Rich und Bill hinein, wie es nur ein 19-Jähriger kann.

Es stellte sich heraus, dass es eine ausgezeichnete Vorbereitung auf das Vorstellungsgespräch und die anschließenden Trainingssitzungen gewesen war, Handelssysteme analysiert zu haben. Ich glaube, dieser Hintergrund war einer der Gründe dafür, dass ich schneller und sicherer mit Richs und Bills Methoden zurechtkam als die anderen Schüler und so auch letztendlich mehr Geld für Rich verdienen konnte als jeder andere der Turtles. Von Anfang an war ich sicherer – sowohl hinsichtlich ihres Ansatzes als auch des Konzepts des systematischen Tradens – als die anderen.

Diese Zuversicht spielte eine wichtige Rolle für Richs Glauben an meinen schließlichen Erfolg und an meine Fähigkeit, mein Tradingpotenzial zu erreichen. Mein Hintergrund ermöglichte mir etwas, was keiner der anderen Turtles konnte: den einfachen Regeln zu folgen, die in...

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