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E-Book

Supermacht Wissenschaft

Unsere Zukunft zwischen Himmel und Hölle

AutorLars Jaeger
VerlagGütersloher Verlagshaus
Erscheinungsjahr2017
Seitenanzahl416 Seiten
ISBN9783641216290
FormatePUB
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis18,99 EUR
»Zukunft? Wir sind mittendrin - wir wissen es nur noch nicht.« (Lars Jaeger)
Fleisch aus 3D-Druckern, Roboter so klein wie Viren, künstlich hergestelltes Leben - bislang formte der Mensch die Natur nach seinem Willen. Doch die modernen Technologien können den Spieß auch umdrehen: Sie formen den Menschen. Algorithmen, die über Leben und Tod entscheiden, Eingriffe in die Genetik und künstliche Intelligenz definieren menschliches Leben neu. Unser Alltag, unsere menschliche Existenz ändern sich radikal. Die Frage ist: Wollen wir diesen Epochenwandel?
Nur, wenn wir verstehen, was gerade um uns herum und mit uns passiert, bleiben wir mündig! Ein aufrüttelndes Buch, das aufklärt und Orientierung gibt.
  • Hightech - Fluch oder Segen?
  • Wenn Labore und Thinktanks die Macht übernehmen
  • Wie wir Technik nutzen und dabei Menschen bleiben können
  • Eine bedeutende Erweiterung und Ergänzung zum Bestseller »Homo Deus« von Yuval Noah Harari


Dr. Lars Jaeger, geboren 1969, studierte Physik, Mathematik, Philosophie und Geschichte. Er ist als Autor sowie unternehmerisch tätig. In seinen Büchern beschäftigt er sich mit Fragen zur Geschichte der Wissenschaft, ihrem Einfluss auf die moderne Gesellschaft und ihrem Verhältnis zu spirituellen Traditionen. Seine Werke »Naturwissenschaft: Eine Biographie«, »Wissenschaft und Spiritualität«, »Supermacht Wissenschaft« und »Die zweite Quantenrevolution« fanden weite Beachtung. Auf seinem Blog und auf scilogs veröffentlicht er regelmäßig seine Gedanken zum Thema Wissenschaft und Zeitgeschehen.

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Leseprobe

2 – WUNDERWELTEN

DER SIEG DER MENSCHLICHEN KREATIVITÄT

Welches Buch fände wohl mehr Leser: »Mit dem Tao zu Lebensfreude und Weisheit« oder »Die Errungenschaften der Physik«?

Wer nach tieferem Wissen und Einsicht in das Geheimnisvolle der Welt sucht, stöbert eher in Büchern über Spiritualität, als sich eine wissenschaftliche Abhandlung über Physik zu Gemüte zu führen. Ob westliche Philosophen oder buddhistische Lamas, Kabbalisten oder Ayahuasca-Schamanen – sie widmen ihr Leben der Spiritualität mit dem Ziel

  • Leiden zu vermindern und Hoffnung aufzuzeigen,
  • Freude zu finden,
  • die Natur der Welt und unseres Geistes zu erfassen und so ein kohärentes Welt- und Menschenbild zu erschaffen.

Doch kaum jemand denkt darüber nach, dass die Naturwissenschaft seit ihren Ursprüngen dieselben Ziele hat und uns ebenso wichtige Antworten auf unser spirituelles Bedürfnis anzubieten vermag.

Merkwürdig, dass in der allgemeinen Wahrnehmung derjenige, der in den Naturwissenschaften tieferen Lebenssinn und Erkenntnis über die Welt und sich selbst sucht, so wie es viele Forscher tun, gerne als »schnöder Materialist« bezeichnet wird. Er sieht sich dem Vorwurf ausgesetzt, dass er die Sphäre höchster geistiger Erkenntnisse der ›Kälte‹ wissenschaftlicher Rationalität aussetzen will. Man traut den Naturwissenschaften nicht zu, substantiell zu grundlegenden Fragen der menschlichen Existenz beitragen zu können.

Die Naturwissenschaften haben in der öffentlichen Wahrnehmung einen eher schweren Stand. Merkwürdigerweise werden sie häufig nicht als Geistestradition anerkannt.

Es gibt in der Auseinandersetzung mit den Fragen des Lebens und bei den Bemühungen, dieses Leben sinnvoll und lebenswert zu gestalten, keine Unterscheidung zwischen »guter Spiritualität«, die sich in Religion und Philosophie findet, und »schlechter Spiritualität«, die man der Wissenschaft zuschreiben möchte. Denn die Naturwissenschaften verbessern nicht nur unsere Lebensbedingungen. Ihnen kommt auch eine führende Rolle zu, wenn es darum geht, das Leben zu deuten und auf die großen Lebensfragen Antworten zu finden:

  • Wie entstand die Welt und was hält sie zusammen?
  • Woraus besteht alles?
  • Woher kommt das Leben?
  • Was ist der Mensch?
  • Wie lässt sich unser Geist verstehen?
  • Was bedeutet unser Tod?

An der Beantwortung dieser grundlegenden spirituellen Fragen sind nicht zuletzt die heutige Physik (Quantenphysik, Relativitätstheorie, Kosmologie), Biologie (Eigenschaften lebender Systeme, Genetik, Evolutionstheorie), Neuro- und Hirnforschung sowie ihre interdisziplinären Grenzgebiete (nicht-lineare Phänomene, Emergenz, Kybernetik, Selbstorganisation, etc.) beteiligt.

All diese Fachgebiete haben uns schon spektakuläre Blicke auf mögliche Antworten auf diese Fragen geboten – und wurden zugleich immer wieder von den spirituellen Dimensionen ihres Schaffens eingeholt. Denn je weiter unsere wissenschaftlichen Erkenntnisse in die Tiefen der existenziellen Menschheitsfragen vordringen, desto mehr nähern wir uns auch traditionellen (religiösen) spirituellen Dimensionen an.

Einstein führte diese Erkenntnis zu seiner bekannten Aussage:

»Wissenschaft ohne Religion ist lahm, Religion ohne Wissenschaft ist blind.«13

Und Max Planck hatte wohl Ähnliches im Sinn, als er beim Vergleich von Religion und Naturwissenschaft formulierte:

»Gott steht für die einen am Anfang, für die anderen am Ende alles Denkens.«14

In diesem Kapitel möchte ich am Beispiel der Medizin und verwandter Wissenschaften zeigen, wie sich unser naturwissenschaftlicher Wissensdrang zum Wohle der Menschheit auswirkt. Zunächst in einem ganz direkten Sinne: Sie vermindern Leiden, heilen Krankheiten – auch jene, von denen wir lange Zeit dachten, dass sie nicht heilbar seien – und verlängern sogar unser Leben. Ich will aber auch die Augen dafür öffnen, dass die positiven Auswirkungen sich nicht nur auf unseren Körper beschränken, sondern auch unsere Spiritualität betreffen.

Der Begriff »die Segnungen der modernen Medizin« gibt schon einen ersten Hinweis auf die spirituelle Bedeutung der Wissenschaften.

Knochensäge und Schlafschwamm

Noch vor ca. 150 Jahren starben Menschen mit Blinddarmentzündung oder Gallensteinen oft qualvoll. Amputationen von Gliedmaßen wurden bis zum amerikanischen Bürgerkrieg mit der so genannten Knochensäge an Patienten durchgeführt, die bei vollem Bewusstsein waren! Eine Anästhesie für Operationen und Zahnex­traktionen gibt es erst seit Mitte des 19. Jahrhunderts. So notierte etwa anno 1793 Margarethe Milow nach ihrer Brustamputation: »Ich öffnete die Augen und sah die blutige Brust liegen. Ich schloss wieder die Augen und der zweite Schnitt geschah.«

Nur wer Glück hatte, geriet an Operateure, die betäubende Drogen zu verwenden wussten. Aus dem Mittelalter ist der so genannte Schlafschwamm überliefert, der aus Efeublättern, Alraunewurzeln, Maulbeeren, Mohnsamen sowie Wurzeln und Früchten von Schierlingsarten gewonnen wurde und den Patienten in eine Ohnmacht überführte, aus der er nicht selten viel zu früh – oder gar nicht mehr erwachte.

Auch die Operationen selbst verlangten dem Patienten das Äußerste ab. Noch in den 1980er-Jahren waren für Operationen in der Bauchhöhle ausgedehnte Schnitte in den Körper des Patienten notwendig, was zu starken postoperativen Schmerzen und langen Zeiten der Rekonvaleszenz führte.

Operationsmethoden, die vor nur einer Generation noch Standard waren, scheinen uns heute so weit weg zu sein wie das Mittelalter.

Ab Mitte des 20. Jahrhunderts vervielfachten sich die Errungenschaften der modernen Medizin. Durch ein immer besseres medizinisches und biologisches Verständnis unseres eigenen Körpers haben sich sowohl Diagnose als auch Behandlung von Krankheiten immer weiter verbessert. So werden heute beispielsweise Blinddarm- oder Gallensteinentfernungen und viele weitere Operationen mit minimal-invasiven Techniken durchgeführt. Dank speziell entwickelter Mikrokameras und -instrumenten sind für diese chirurgischen Eingriffe nur noch kleinste Schnitte notwendig, der Körper des Patienten wird nur minimal belastet. Auch die nahezu 80-jährige Mutter des Autors dieser Zeilen musste nur einen minimalen Eingriff über sich ergehen lassen, um das Gewebe eines besorgniserregenden Schattens auf ihrer Lunge untersuchen zu lassen (der sich glücklicherweise als harmlos herausstellte). Vor zwanzig Jahren wäre dafür noch eine umfangreiche und langwierige Lungenoperation notwendig gewesen!

Ein weiteres Beispiel für den schier unglaublichen und segensreichen Fortschritt in der Medizin sind die bildgebenden Verfahren. Noch bis weit ins 20. Jahrhundert hinein ließ sich die Lage eines Hirntumors nur grob bestimmen. Meist geschah dies auf indirektem Wege: Der Ausfall bestimmter kognitiver Fähigkeiten des Patienten wies auf den ungefähren Ort der Schädigung hin. Wurde der Schädel für eine Operation geöffnet, mussten die Ärzte hoffen, dass sie bezüglich der Lokation einigermaßen richtig lagen. Heute lassen sich 3D-Ansichten des lebenden Hirns anfertigen. Größe und genaue Lage eines Hirntumors lassen sich so ohne Schädelöffnung exakt bestimmen.

Was mit den Röntgenstrahlen zu Beginn des 20. Jahrhunderts begann, ist heute zu einer ganzen Armada von Technologien angewachsen: Das Angebot reicht von Ultraschall und Computertomographie über Positronen-Emissions-Tomographie und Single-Photon-Emissionscomputertomographie bis zu den Kernspinresonanz-Techniken der Magnetresonanztomographie. Innere Verletzungen wie Knochenbrüche, Bandscheibenvorfälle, Bänder- oder Muskelrisse, Organerkrankungen wie Tumore, Entzündungen und Ablagerungen lassen sich heute punktgenau diagnostizieren, ohne dass dafür ein chirurgischer Eingriff notwendig ist.

Bahnbrechende Erfindungen in der Diagnostik und mikro-invasive Operationsmethoden schonen den Patienten und erleichtern bzw. verlängern sein Leben beträchtlich.

Leben in Schloss Sanssouci

Wir leben heute nicht nur länger und gesünder, wir leben auch objektiv auf einem wesentlich höheren Lebensstandard als je zuvor. Dieser lässt sich ausdrücken, indem wir das reale Niveau von Besitz und Konsum von Gütern und Dienstleistungen beschreiben. Es geht hier nicht nur um Trinkwasser und Nahrungsmittel, Kleidung, Wohnung und ärztliche Versorgung, sondern auch um Zugang zu Bildung und kulturellen Gütern, um politische Mitbestimmung, soziale Sicherheit, die Möglichkeit der Freizeitgestaltung etc. Bei aller Subjektivität in der Bewertung dieser Dinge sind sie für die allermeisten Menschen doch mit signifikant höherem physischen wie psychischen Wohlempfinden verbunden.

Selbst die ärmsten Mitglieder der westlichen Industriegesellschaft genießen heute einen weit höheren (absoluten) Lebensstandard als der französische Sonnenkönig Ludwig XIV im 17. Jahrhundert15.

Unser Leben ist nicht nur angenehmer, sondern auch länger geworden. Betrug die Lebenserwartung eines Menschen im Jahre 1870 in Europa noch rund 40 Jahre (was nur um wenige Jahre höher liegt als die durchschnittliche...

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