Küche & Essen
Mein Lieblingsthema: Essen. Als Orlando und ich noch eine Fernbeziehung zwischen Stuttgart und Hamburg führten, telefonierten wir oft stundenlang, um einfach nur übers Essen zu reden. Und wenn wir uns sahen, haben wir gemeinsam gekocht. Damals noch so, wie man als Studenten eben kocht. Irgendwann wurde es immer aufwendiger.
Unsere zwei Jungs helfen gerne mit beim Kochen, aber die Gerichte sind inzwischen wieder etwas einfacher geworden. Manchmal muss es im Alltag eben schnell gehen.
Wir machen viel selbst, es schmeckt so viel besser. Und das Obst und Gemüse, dass wir mittlerweile kaufen (können), ist so viel aromatischer als das standardmäßige Supermarktgemüse, dass wir es puristisch lieber mögen, als wenn das Endergebnis das Ausgangsprodukt nicht mehr erkennen lässt.
Einkaufen
Wir halten unsere Vorräte im Blick, erstellen eine Langzeit-Einkaufsliste an Lebensmitteln, die wir im Unverpacktladen kaufen möchten, und fahren dort alle paar Wochen vorbei. Wenn es passt.
Für den Wocheneinkauf gehen wir, abhängig davon, was wir jeweils brauchen, in wechselnde Geschäfte. Da ich meist die Kinder beim Einkaufen dabeihabe, wähle ich die entspannteste Variante. Für uns gibt es nicht den perfekten Laden. Wollte ich das Optimum an Verpackungsfreiheit, müsste ich pro Einkauf in drei bis vier Geschäften in unterschiedlichen Stadtteilen einkaufen. Funktioniert nicht.
Fehlt uns die Zeit zum Einkaufen, oder haben wir einfach andere Verabredungen, die uns wichtiger sind, nutzen wir einen Fahrradlieferservice, mit dem wir in Wiesbaden bei verschiedenen Einzelhändlern und Bauern einkaufen können und das Ganze emissions- und verpackungsarm mit dem E-Bike am selben Tag geliefert bekommen. Alternativen hierzu gibt es fast überall, zum Beispiel Gemüsekisten, die Erzeugnisse von regionalen Betrieben an festen Tagen ausliefern.
Wir haben uns ein paar Basics angeschafft, um beim Einkaufen Müll einzusparen und die Sachen zu Hause besser lagern zu können. Manches haben wir aus alten Bettlaken selbst genäht. Es gibt alternativ mittlerweile einige Anbieter von Baumwollnetzen und -beuteln für den Einkauf von Lebensmitteln. Eine unserer Käse- und Brotdosen ist übrigens noch aus meiner Schulzeit.
Equipment zum Einkaufen, für unterwegs & zu Hause
hObst- und Gemüsebeutel: Baumwollnetze oder Wäschesäcke eignen sich gut, weil an der Supermarktkasse der Inhalt sichtbar ist.
hStoffbeutel: Für trockene Lebensmittel oder schmutziges/nasses Gemüse. Zum Einkaufen und Aufbewahren von Lebensmitteln im Kühlschrank. Unsere Beutel sind aus einem alten Bettlaken, es gibt sie aber auch fertig zu kaufen. Salate und auch Kräuter sind im Stoffbeutel noch nach einer Woche frisch und knackig. Waschen, im Beutel trocken schleudern und anschließend im Kühlschrank lagern.
hEdelstahldosen: Wir nutzen sie für Käse, Wurst, Backwaren etc. Außerdem super für Pommes unterwegs.
hGläser für flüssige Lebensmittel und Gewürze: Fürs Einkaufen im Unverpacktladen, zum Aufbewahren und für ein Getränk unterwegs.
hCoffee-to-go-Becher: Orlando hat eine kleine isolierte Edelstahlflasche. Ich trinke meist nur morgens im Bett eine Tasse Kaffee.
hStoffservietten: Habe ich eigentlich immer in meiner Tasche, falls ich mal spontan etwas kaufen will oder um klebrige Finger zu säubern. Sie lassen sich mit der japanischen Wickeltechnik Furoshiki zu einem kleinen Transportbeutel mit Tragegriff umfunktionieren.
hStrohhalme aus Glas, Edelstahl oder Bambus: Nehmen wir manchmal mit auf Feste, wenn die Kinder dabei sind. Ich brauche das nicht.
hRouladenspieße aus Edelstahl: Ich mache zwar nie Rouladen, aber sie eignen sich super für Fingerfood oder Grillspieße.
hKüchenrolle: Haben wir einfach aufgehört zu benutzen. Schmutz wird mit einem feuchten Lappen weggewischt, Flüssigkeiten mit einer Stoffserviette oder Geschirrhandtuch. Einfach ausprobieren und die Küchenrolle weglassen. Wer das gar nicht schafft: Es gibt Rollen aus waschbaren Bambusfasern.
Hygiene beim Einkaufen
Immer wieder und als liebstes Argument der Gegner von müllreduziertem Einkaufen wird angeführt, dass eigene Lebensmittelbehälter und unverpackte Lebensmittel unhygienisch sind. Ich stimme grundsätzlich zu, dass jeder sorgsam und verantwortungsbewusst mit verderblichen Produkten umgehen sollte. Jedoch hat das Sicherheitsbedürfnis der letzten Jahre zu teilweise absurden Vorschriften und Auslegungen geführt.
§ 3 der Lebensmittel-Hygieneverordnung besagt: »Lebensmittel dürfen nur so hergestellt, behandelt oder in den Verkehr gebracht werden, dass sie bei Beachtung der im Verkehr erforderlichen Sorgfalt der Gefahr einer nachteiligen Beeinflussung nicht ausgesetzt sind.«15
Wie streng diese Vorschrift ausgelegt wird, muss im Prinzip jedes Unternehmen selbst entscheiden, denn es trägt letztlich die Verantwortung. Ebenso entscheiden wiederum die jeweiligen Lebensmittelkontrolleure, wie streng sie damit umgehen. Bei leicht verderblichen Lebensmitteln wie zum Beispiel Fleisch muss besonders darauf geachtet werden. Allerdings geht das gesunde rationale Maß etwas verloren, wie ich finde. Sehr deutlich merkt man das, vergleicht man etwa das Verhalten an der Supermarkt-Frischetheke und einem Marktstand vom Erzeuger. Bei Ersterem kommen die Erzeugnisse meist aus riesigen technisierten Betrieben, die Verkäufer haben keinen direkten Bezug zu der Herstellung der verkauften Lebensmittel.
Der Erzeuger am Marktstand aber ist direkt am Herstellungsprozess beteiligt. Auch hier wird auf Hygiene geachtet, doch ist eine differenzierte Sicht viel leichter möglich.
Wenn ich beispielsweise beim Marktmetzger einkaufe, der seine Produkte von umliegenden Bauern persönlich bezieht und weiterverarbeitet, sind zwei Waagen vorhanden. Eine Waage für Aufschnitt und Produkte, die vor dem Verzehr nicht mehr gewaschen oder erhitzt werden. Hier wird immer ein Papier beim Wiegen untergelegt. Eine zweite Waage ist für das unverarbeitete Fleisch. Dort wird mein Suppenhuhn direkt ohne Unterlage gewogen und in meinen mitgebrachten Topf gelegt, den ich oben auf der Theke abgestellt habe.
Im Supermarkt schützen sich Eigentümer und Mitarbeiter, indem sie Vorschriften für sich definieren. Der Erzeuger und seine direkten Mitarbeiter haben vielleicht die Möglichkeit, ihr Risiko besser selbst zu bewerten.
Damit Zero Waste und das verpackungsarme Einkaufen dauerhaft funktionieren, müssen wir Käufer unbedingt auf saubere Behälter achten, die wir zum Einkaufen mitnehmen. Und wir sollten bereit sein, für uns selbst die Verantwortung zu tragen.
Ist es gut, nur weil es unverpackt ist?
Es ist gut, mit offenen Augen einzukaufen und sich auch mal zu fragen, was mit dem Verpackungsmüll passiert.
Bei Unverpacktläden sind die Besitzer in der Regel sehr aufmerksam, was die Verpackung betrifft, die angeliefert wird, und arbeiten gemeinsam mit den Produzenten darauf hin, den Transportmüll noch weiter zu reduzieren. Eine weitere Reduzierung ist möglich, weil oft ein Zwischenhändler und Konfektionierer wegfällt.
Natürlich kommen in Unverpacktläden die Produkte ebenfalls verpackt an. Aber auch wenn das Papier von einem 25-Kilo-Beutel dicker ist als bei der Kilopackung Mehl, spart es in der Masse nicht nur Verpackungsmaterial. In der Herstellung brauchen eine große Tüte oder ein großer Kanister weniger Arbeitsprozesse als viele kleine Behälter. Es lassen sich mehr große Kanister pro Lkw befördern als der gleiche Inhalt in Paletten mit kleinen Flaschen. Auch beim Recyclingprozess ist das Großgebinde wieder im Vorteil.
Und im Supermarkt oder der Drogerie werden die kleinen Packungen nicht einzeln vom Lkw gehoben. Sie kommen auf mit Klarsichtfolie umhüllten Paletten und sind selbst noch mal eingepackt. Bis die Artikel im Regal stehen, ist schon so viel Müll in die Tonne gewandert, dass die Unverpacktläden klar im Vorteil sind.
Küchenutensilien
Mit Zero Waste haben wir auch in der Küche radikal aussortiert. Bei jedem Teil haben wir uns folgende Fragen gestellt:
hNutzen wir es?
hFunktioniert es wirklich gut?
hIst es kaputt? Und kann man es reparieren?
hNutzen wir es, weil wir es haben oder weil wir es wirklich brauchen?
hWelches Teil hat mehrere Anwendungsbereiche, und können wir dadurch ein anderes ersetzen?
Wir haben also alles auf seine Funktionalität und Nutzbarkeit abgeklopft. So haben wir viel Platz, mehr Übersichtlichkeit und eine Küche gewonnen, die einfach und schnell sauber zu halten ist.
Zur Aufbewahrung haben wir anfangs Twist-off-Gläser genommen, die von Marmelade, Tomatensoße und Ähnlichem übrig blieben. Mit der Zeit ergänzten wir diese mit größeren, stapelbaren Vorratsgläsern, die wir über Kleinanzeigen, im Secondhandladen und im Supermarkt erstanden. Es gibt unzählige Firmen, die solche Gläser anbieten, und ich empfehle, sich für eine einzige zu entscheiden, weil man dann problemlos miteinander kombinieren kann und nicht tausend verschiedene Einzelteile nach dem Reinigen zuordnen muss.
Grundnahrungsmittel
Ob wir nun die Möglichkeit haben, unsere Lebensmittel unverpackt einzukaufen oder nicht, gibt es noch eine andere Möglichkeit, müllarm zu konsumieren: indem wir zum Beispiel den CO2-Ausstoß oder den Wasserverbrauch in der Herstellung der Lebensmittel (und auch anderer Produkte)...