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Freundlich, aber bestimmt

Wie Sie sich beruflich und privat durchsetzen

AutorGill Hasson, Sue Hadfield
Verlagdtv Deutscher Taschenbuch Verlag
Erscheinungsjahr2013
Seitenanzahl208 Seiten
ISBN9783423417259
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis8,99 EUR
Wie man sich Gehör verschafft Wer »Ja« sagt, obwohl er »Nein« meint, konfliktscheu ist und Schwierigkeiten hat, zu einem Urteil zu kommen und dann auch dazu zu stehen, braucht diesen Ratgeber, um sich beruflich wie privat »freundlich, aber bestimmt« zu behaupten. Die Autorinnen zeigen, wie man seine Bedürfnisse klar artikuliert, wie man Grenzen setzt, mit Erwartungen, Forderungen oder Kritik umgeht, und wie man unmissverständliche Entscheidungen trifft. Fragebögen am Ende der Kapitel helfen, das eigene Verhalten zu überprüfen.

Sue Hadfield unterrichtete 20 Jahre an Gesamtschulen Englisch, bevor sie sich vor nunmehr zehn Jahren der Erwachsenenbildung zuwendete. Sie lehrt an der University of Sussex Creative Writing, gibt Kurse zum Durchsetzungsvermögen, zur Karriereplanung und Persönlichkeitsentwicklung.

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Leseprobe

Kapitel 1


»Es ist nicht der Berg, den wir bezwingen –
wir bezwingen uns selbst.«

Edmund Hillary

Begreifen, worum es geht

Vier klassische Verhaltensmuster


Auf die Frage, was er sich unter Durchsetzungsvermögen vorstellt, antwortete ein Freund: »Wenn einer einen dicken Knüppel hat und am lautesten brüllt.«

Das ist natürlich nicht das, was wir Ihnen vermitteln wollen – es geht hier nicht ums Lautsein, um Drohgebärden oder darum, immer den eigenen Kopf durchzusetzen. So etwas wäre aggressives Verhalten. Das Gegenteil davon ist allerdings auch kein guter Weg. Wer immer klein beigibt und anderen in allem zustimmt, zeigt ein passives Verhalten. Und wer andere manipuliert und nicht bereit ist, die Verantwortung für die eigenen Bedürfnisse zu übernehmen, handelt unfair – er verhält sich passiv-aggressiv.

Wer souverän für die eigenen Bedürfnisse einzutreten weiß, teilt seinen Mitmenschen selbstsicher und direkt mit, was er möchte und was nicht.

Sowohl aggressive als auch passive Menschen verhalten sich, als gäbe es nur eine einzige Person auf der Welt, die zählt, nämlich sie selbst. Demgegenüber geht es Menschen mit einem gesunden Durchsetzungsvermögen darum, eine faire Lösung für alle zu finden.

Man liegt zwar nicht falsch, wenn man davon ausgeht, dass die positive Form von Selbstbehauptung etwa in der Mitte zwischen aggressivem und passivem Verhalten liegt. Doch um daraus die richtigen Schlüsse zu ziehen, ist es notwendig, sich die Unterschiede zwischen den verschiedenen Verhaltens- und Kommunikationsmustern klarzumachen.

  • Wer sich auf positive Art zu behaupten weiß, kommuniziert selbstsicher und direkt mit anderen.
  • Wer aggressiv ist, tritt arrogant auf, versucht andere zu dominieren und legt es darauf an, immer den eigenen Willen durchzusetzen.
  • Wer passiv ist, stellt die Wünsche und Bedürfnisse anderer über das, was er für sich selbst will.
  • Wer passiv-aggressiv ist, kommuniziert indirekt und manipuliert andere. Schauen wir uns diese Kommunikations- und Verhaltensmuster einmal genauer an.

Selbstsicheres und bestimmtes Auftreten

Wenn Sie sich auf gute Weise zu behaupten wissen, drücken Sie Ihre Gefühle, Haltungen und Bedürfnisse ehrlich und angemessen aus. Sie sind imstande, anderen Menschen mitzuteilen, was Sie möchten, und können auf ruhige Art vermitteln, was Sie brauchen, wie Sie behandelt werden wollen, was Sie zu akzeptieren bereit sind und was nicht.

Sie können wählen, ob Sie anderen gegenüber zum Ausdruck bringen möchten, was Sie denken, fühlen und glauben. Wenn Sie kritisiert werden, brechen Sie nicht in Tränen aus und bekommen auch keine Wutanfälle, sondern können damit umgehen. Sie scheuen sich nicht, notwendige Auseinandersetzungen zu führen, und sind bereit, mit den Konsequenzen zu leben, die sich aus der Formulierung Ihrer Gefühle und Wünsche ergeben.

Wer sich selbst auf gute Art behaupten kann, hat nicht das Gefühl, irgendwem etwas beweisen zu müssen. Er glaubt aber auch nicht, er müsse es hinnehmen, wenn andere schlecht mit ihm umgehen. Solche Menschen setzen Grenzen und wissen, dass sie das Recht haben, sich gegen Ausbeutung, Übergriffe und Feindseligkeiten zu wehren. Sie sind offen für die Ansichten anderer – auch dann, wenn sie von den eigenen Überzeugungen abweichen. Sie versuchen nicht, anderen ihren Willen aufzuzwängen oder sie schlechtzumachen. Sie haben genug Selbstvertrauen, um Entscheidungen zu treffen und Verantwortung für das eigene Tun zu übernehmen. Sie geben anderen nicht die Schuld, wenn etwas schiefläuft. Sie können Komplimente machen und Kritik äußern und beides auch annehmen. Die Welt ist in Ordnung für sie und sie wissen, dass sie genauso wichtig sind wie jeder andere. Diesen Menschen ist klar, dass sie persönliche Rechte haben – genauso wie alle anderen auch.

Aggressives Verhalten

Auch wenn Sie sich aggressiv verhalten, bringen Sie Ihre Gefühle, Haltungen und Bedürfnisse zum Ausdruck, allerdings auf eine Art, die andere bedroht, kontrolliert und herabsetzt. Aggressive Menschen glauben anderen etwas beweisen zu müssen und wollen immer ihren eigenen Standpunkt durchsetzen. Wenn sie sich schlecht behandelt fühlen, reagieren sie wütend und feindselig. Aggressive Kommunikation ist nicht ehrlich und direkt, sondern verletzend, spöttisch und vorwurfsvoll. Aggressivität erzeugt Win-lose-Situationen. Meist gewinnt der Aggressive, sein Gegenüber dagegen verliert. Diese Form der Kommunikation ist eine Einbahnstraße: Man bringt zum Ausdruck, was man will, hört aber den anderen nicht zu und erkennt deren Bedürfnisse und Gefühle nicht an. Aggressive Menschen fahren anderen oft über den Mund und unterbrechen sie. Dieses kommunikative Verhalten ist von Dominanz und Übergriffen geprägt; es beruht auf einer Missachtung der Grenzen anderer. Eine Beziehung, in der sich einer der Beteiligten dauerhaft aggressiv verhält, wird sich in der Regel immer mehr verschlechtern, es sei denn, die aggressive Person ist bereit, sich zu ändern, oder die anderen lernen, sich besser zu behaupten. Für aggressive Menschen ist die Welt ein Ort voller Widerstände und sie sind fest entschlossen, sich mit allen Mitteln durchzuboxen.

Passives Verhalten

Wenn Sie sich passiv verhalten und kommunizieren, verzichten Sie darauf, eigene Haltungen, Gefühle und Bedürfnisse zum Ausdruck zu bringen. Sie lassen zu, dass andere Sie dominieren und Ihnen vorschreiben, was Sie tun sollen. Passive Menschen sind leicht zu manipulieren. Sie erlauben ihrem Umfeld, sich über ihre Bedürfnisse hinwegzusetzen, und äußern nicht, was sie wollen oder denken. Es fällt ihnen schwer, für ihre Überzeugungen einzutreten und dafür zu sorgen, dass man ihnen mit Respekt begegnet. Sie schließen sich oft den Positionen anderer an, auch wenn sie in Wirklichkeit nicht mit ihnen übereinstimmen. Passive Persönlichkeiten gehen Missstimmungen und Reibungen aller Art aus dem Weg. Aus Angst vor negativen Reaktionen bleiben sie lieber still und umgänglich.

Diese Haltung führt oft zu Missverständnissen. Sie kann andere verunsichern, weil diese kaum Hinweise auf die Gefühle und Gedanken ihres Gegenübers bekommen. In der Folge missachten oder ignorieren sie die passive Person. Eine andere Konsequenz kann sein, häufig ausgenutzt zu werden. Passive Menschen sehen sich nicht selten überhäuft mit zahllosen Aufgaben, die sie im Grunde nicht wollen. Passives Verhalten macht es anderen leicht, respektlos zu sein. Wer schlecht Entscheidungen treffen kann, überlässt es anderen, den Lauf der Dinge zu bestimmen. Auch das ist eine Win-lose-Situation: Die anderen gewinnen, man selbst verliert. Passive Menschen verhalten sich, als hätten sie keine Rechte. Läuft etwas nicht wie gewünscht, neigen sie zu Selbstvorwürfen. Wenn ihnen jemand übel mitspielt oder sich unfair verhält, vergraben sie den Groll über die ungerechte Behandlung in sich. In der Folge fühlen sie sich von ihren Beziehungen oft enttäuscht und haben den Eindruck, ihr Leben nicht so gestalten zu können, wie sie es gern möchten. Die Welt ängstigt sie und erscheint ihnen als ein bedrohlicher Ort. Die Bedürfnisse und Meinungen anderer zählen für sie mehr als die eigenen.

Passiv-aggressives Verhalten

Bei einem passiv-aggressiven Verhalten drücken Sie Ihre Gefühle, Haltungen und Bedürfnisse indirekt und unehrlich aus. Sie vermeiden es, offen zu formulieren, was Sie möchten, und weichen gern einer klaren Aussage aus.

Passiv-aggressive Menschen manipulieren andere, um ihre Wünsche durchzusetzen. Sie kontrollieren ihr Umfeld, allerdings auf verdeckte Weise. Statt klar zum Ausdruck zu bringen, dass sie etwas nicht möchten, leisten sie passiven Widerstand, indem sie die Erwartungen anderer nicht erfüllen und deren Bedürfnissen nicht entgegenkommen. Sie schieben Dinge auf die lange Bank, erfinden Ausreden oder »vergessen« schlicht und einfach, worum man sie gebeten hat. Manchmal verbreiten sie dadurch so viel Chaos, dass andere für sie tätig werden.

Menschen mit diesem Verhaltensmuster verdrängen ihre Wut und ihre Frustration und bringen sie nur nonverbal zum Ausdruck, zum Beispiel indem sie andere schneiden oder mit bösen Blicken strafen, wenn ihnen etwas gegen den Strich geht. So erfährt ihre Umwelt nichts von ihren eigentlichen Gefühlen. Typische Verhaltensweisen sind auch spöttische Bemerkungen und andere indirekte Taktiken, mit denen sich offene Auseinandersetzungen oder unliebsame Pflichten vermeiden lassen.

Passiv-aggressive Menschen sind oft unkooperativ und blockieren oder verschleppen Abläufe. Sie übernehmen keine Verantwortung für ihren Teil der gemeinsamen Aufgabe und bringen andere dazu, an ihrer Stelle Entscheidungen zu treffen und Dinge zu erledigen. Indem sie ihrem Umfeld die Schuld in die Schuhe schieben, stehlen sie sich aus der Verantwortung und schützen sich vor der Erkenntnis, dass ihre jeweilige Situation oder Stimmung durch ihr eigenes Verhalten verursacht wurde. In solchen Fällen verlieren beide Seiten – sowohl die Person selbst wie auch ihr Gegenüber leidet.

Menschen mit diesem Verhaltensmuster gelingt es in der Regel gut, die Aufmerksamkeit anderer auf sich zu ziehen. Sie kommen zum Beispiel selten pünktlich zu Besprechungen oder Partys, denn sie mögen das Gefühl, dass andere auf sie warten und sie wichtig nehmen.

Wer sich passiv-aggressiv verhält, empfindet die Welt als einen durch und durch unfairen Ort. Dafür will er keine Verantwortung übernehmen, sondern schiebt sie...

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