Erlebens-, Umgangs- und Verarbeitungsformen von gesehenen Unfällen bei Passanten im Hinblick auf den Phänomenbereich der sogenannten Schaulust bei Verkehrsunfällen
Diplomarbeit aus dem Jahr 1987 im Fachbereich Verkehrswissenschaft, Note: 1,0, Universität zu Köln (Psychologisches Institut I), Veranstaltung: Diplomarbeit zur Verkehrspsychologie, Sprache: Deutsch, Abstract: Die vorliegende Untersuchung beschäftigt sich mit dem Phänomenbereich der SCHAULUST BEI VERKEHRSUNFÄLLEN. Ausgehend von einer ersten Materialsammlung war es Ziel, beschreibend und verstehend, zu einer vorläufigen Strukturierung des Themas im Sinne einer pilot-study zu ge1angen. Grundlegende Leitfragen waren dabei: 'Wie zeigt sich Schaulust im Zusammenhang mit Verkehrsunfällen? Welche Erlebens-. Umgangs- und Verarbeitungsformen können als Kategorien gekennzeichnet werden? Welche Formen der Nachwirkungen von Schaulusterfahrungen sind gegeben? Schaulust bei Verkehrsunfällen wurde zunächst charakterisiert als wenig gewürdigter Forschungsgegenstand, als erhebliche Bedingung bei vielen Unfallsituationen, als bedeutsames Glied der Rettungskette bei Unfällen und als 'besondere' seelische 'Lage'.
Als Ergebnis konnte das Schaulusterleben bei Unfällen anhand von 13 Umgangsformen (Kategorien) beschrieben werden. Alle Umgangsformen der Schaulust bei Verkehrsunfällen versuchen ein erlebensmäßiges Grundproblem zu lösen. Dieses entwickelt sich aus dem 'Reingeraten', angesichts einer Unfallbegegnung, in eine 'verfängliche', regressiv betonte ZWISCHENPOSITION von `Dabeisein und zugleich Draußenbleibenkönnen'. Dieses Moment des Reingeratens wird durch das Schauobjekt Unfall in besonderer Weise zugespitzt. Das dabei entstehende Schaulusterleben ist akzentuiert durch einen subjektiv angenommenen, 'garantierten' Sicherheitsstatus.
Innerhalb der Schaulustverfassung sind die Passanten gefordert Übergänge zu schaffen, um mit der plötzlich erlebten, gleichzeitigen `Einengung und Erweiterung' fertig werden zu können. Das bedeutet Verwicklung in 'Leiden, Genuß und Schuld' und zu einem Verharren in dem Erlebensmodus der Vor-Lust, indem Probehandlungen die Oberhand gewinnen. Dies dient, angesichts des Schauobjekts Unfall, der Abwehr des eigenen, endgültigen Scheiternkönnens' (Angstabwehr).
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