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Social Media und Schule

Zwischen Enthusiasmus und Boykott: Wege zum konstruktiven Umgang mit Facebook & Co. (5. bis 10. Klasse)

AutorThorsten Burger
Verlagscolix
Erscheinungsjahr2013
Seitenanzahl120 Seiten
ISBN9783403702306
FormatePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis14,99 EUR
Cybermobbing vorbeugen, Berufsorientierung unterstützen, Facebookauftritt gestalten: Soziale Netzwerke sicher und sinnvoll nutzen!
Soziale Netzwerke wie Facebook, Twitter & Co. werden von den meisten Soziale Netzwerke wie Facebook, Twitter & Co. werden von den meisten Schülern täglich genutzt und sind inzwischen das dominierende Kommunikations- und Kontaktmedium für Jugendliche. Aber was bedeutet diese Entwicklung für Sie und für Ihren Unterricht? Wie können Schulen zukünftig mit dem Thema 'soziale Netzwerke' umgehen? Und gibt es Wege, Social Media sinnvoll in das Schulleben einzubinden?

Thorsten Burger zeigt in seinem Ratgeber auf, wie ein konstruktiver Umgang mit Social Media in der Schule gelingen kann. Der Band legt pointiert dar, was sich hinter dem Begriff Social Media eigentlich genau verbirgt, erklärt die Reize und Gefahren von sozialen Netzwerken für Jugendliche und zeigt auf, wie man Social Media sinnvoll in die Schule integriert - von der Erstellung einer Facebook-Seite für die Schule bis hin zur Nutzung von Facebook für die Berufsorientierung der Schüler.

Zudem werden Themen wie Cyber-Mobbing oder der Schutz der Privatsphäre praxisnah und kompetent behandelt.

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Leseprobe

2 Hintergrund – Reize und Gefahren sozialer Netzwerke


 

2.1 Social Media – Idealiter angedacht


Denkt man an Facebook & Co., zumal in der Welt der Schule, drängen sich in aller Regel Horrorszenarien von unlöschbaren Cyber-Mobbings, von Daten- und Fotoexhibitionismus auf Schülerseiten und indirekter Datenweiterleitung zu kommerziellen Zwecken auf – und dies in vielen Fällen auch zu Recht. „Denk’ ich an Facebook in der Nacht, bin ich um den Schlaf gebracht“, ließe sich hier anmerken und denkt man an die zahlreichen Fälle, in denen Lehrkräfte oder Mitschüler in sozialen Netzwerken beschimpft und heruntergemacht werden, wird diese nächtliche Schlaflosigkeit weit realer, als es das spielerisch abgewandelte Heine-Zitat vermuten lässt. Dennoch sollte nicht vergessen werden, dass Social Media ursprünglich einen sehr demokratischen und durchaus progressiven Impuls in sich bargen, der im Laufe eines medial überschriebenen Diskurses mittlerweile gänzlich verloren gegangen zu sein scheint. Daher möchte ich in aller Kürze, gerade um dieses Kapitel der Reize und Gefahren sozialer Netzwerke vorzustellen, Social Media einmal in fünf komprimierten Aspekten idealiter andenken.

2.1.1 Demokratisierung des medialen Diskurses


Erinnert man sich an Möglichkeiten öffentlicher Meinungskundgabe in den 1980er- und 1990er-Jahren, gab es zum einen die offiziellen Publikationsorgane und zum anderen einen Leserbrief, mit dem man seinen Unmut über ein bestimmtes Thema in den Printmedien kundtun konnte. Darüber hinaus konnte man sich als Schüler und/oder Studierender in Schüler- bzw. Unizeitungen darin üben, selbst publizistisch und gestalterisch tätig zu sein. Dies ist leicht vereinfacht dargestellt, doch haben sich mittlerweile die Möglichkeiten der Partizipation an meinungsbildenden Prozessen in der Öffentlichkeit rasant beschleunigt und dies ist ganz elementar auf Blogs und die sozialen Netzwerke zurückzuführen. Soziale Netzwerke sind zuallererst digitale Plattformen der Partizipation, und zwar in einer sehr demokratischen und pluralistischen Hinsicht. Dass soziale Netzwerke in diesem Sinne auch genutzt werden können, um sich gemeinsam gegen totalitäre Regime verbünden zu können, zeigte hier stellvertretend der „Arabische Frühling“ in den maghrebinischen Staaten, in welchen Facebook & Co. geradezu als konspirative Leitmedien gegen die führenden Regime eingesetzt worden sind.

2.1.2 Dialogisches Prinzip


Eine andere Facette des demokratisierten Diskurses in den digitalen Me­dien zeigt sich ganz vehement in dem Prinzip der Partizipation und Dialogizität: Das Web 2.0 ist besonders dadurch gekennzeichnet, dass es interaktiv agiert und somit vom medialen Monolog zum „many to many“-Prinzip eines wechselseitigen und gleichberechtigten Meinungsaustausches voranschreitet. Auch in der Welt der Unternehmen und Konzerne ist diese kommunikative Interaktionsform via Social Media angekommen. Dort fürchtet man nichts mehr als die „Shitstorm“ genannte massenhafte und oft mit beleidigenden Äußerungen durchsetzte Entrüstung eines Bloggers oder eines unzufriedenen Kunden, der seine Meinung und Kritik öffentlich auf der Plattform des Unternehmens platziert. Der positive Effekt, der sich durch diese Formen der Demokratisierung des Diskurses, der Partizipation und der Interaktion einstellt, ist eine ganz neue Form der Öffnung und Authentizität in der Unternehmenskommunikation. Zeichnet man das Image des Unternehmens schöner, als es in Wirklichkeit ist, wird dies sofort über Kommentare Betroffener berichtigt und für Außenstehende einsehbar gemacht.

2.1.3 Authentizität und Transparenz


Gerade diese Kommunikation auf Augenhöhe in beiden Richtungen zieht enorme Veränderungen im Kommunikationsverhalten nach sich, zumindest wenn man an eine offizielle Kommunikation zwischen Kunden und Unternehmen oder Organisationen welcher Art auch immer denkt. Werbeplakate, die vom Konsumenten nur passiv inhaliert werden können, gehören der Vergangenheit an. Wie sich ein Produkt oder ein bestimmter Inhalt nach außen vermarkten lässt, wird durch die Erfahrungswerte des Konsumenten und Social-Media-Users wesentlich mitbestimmt. Durch die kritische Hinterfragung des Nutzers werden Konzerne, Institutionen und Organisationen letztlich zu mehr Authentizität und Transparenz in der medialen Außendarstellung angehalten.

2.1.4 Internationalität und Allgegenwärtigkeit


Kommunikation geschieht in den sozialen Netzwerken im World Wide Web, was auch hier bedeutet, dass Postings nicht mehr auf nationale Grenzen beschränkt sind, sondern diese via Vernetzung und weltweitem Informationsfluss sprengen und eine globale Reichweite gewinnen. Wie sehr unser Denken sich mittlerweile internationalisiert und globalisiert hat, nehmen wir im rasanten Fluss digital publizierter Informationen kaum mehr wahr. Nicht nur das persönliche Netzwerken enthält im eigenen Facebook-Profil zumeist supranationale Kontakte und somit eine internationalisierte Meinungs- und Informationsvielfalt, sondern auch die Präsenz global aufgestellter Konzerne, Institutionen oder Organisationen erlaubt einen einfachen Blick über den nationalen Tellerrand. Der allseits zelebrierte Kosmopolitismus heutiger Lebensgewohnheiten verdankt sich auch einer digitalen Internationalisierung, die das Ferne und Fremde anderer Kulturen per Mausklick näher rückt.

2.1.5 Soziale Interaktion


Dies ist nicht nur ein Aspekt, der ein persönlich erfahrenes Lebensgefühl ausmacht, sondern Kommunikation und Interaktion letztlich von Zeit und Ort unabhängig macht: Egal, wo ich gerade bin und zu welchem Zeitpunkt auch immer, ich kommuniziere via Smartphone in Echtzeit. Dies stellt zwar kein Social-Media-Phänomen an sich dar, doch forcieren soziale Netzwerke derartige Interaktions- und Kommunikationsformen enorm. Mag man auch bedauern, dass die Face-to-Face-Facette direkter Interaktion mit den sozialen Netzwerken an leibhaftiger Präsenz verliert, so eröffnen sich doch im Umkehrschluss neue Möglichkeiten der Kontaktpflege, die ein unkompliziertes Miteinander im digitalen Raum erst hervorbringen. Auch hier setzt eine Dialektik der Aufklärung ein, die es zukünftig auszubalancieren gilt: Das progressive Moment digitaler Kommunikation eröffnet zwar ungeahnte Möglichkeiten sozialer Interaktion, doch darf sie sich keinesfalls einseitig isolieren und das Direkte und Unmittelbare der kommunikativen Begegnung ausschließen. Gerade dieses Miteinander unterschiedlicher und situationsabhängiger Kommunikationsformen und -medien ist als eine kommunikative Kompetenz zu erachten, mit der sich unsere Schüler noch zu oft schwertun. Sie hier anzuleiten und zu unterstützen, muss ein allererstes Anliegen pädagogischer Medienarbeit in der Schule sein.

2.2 Die Reize sozialer Netzwerke für Jugendliche


 

Was muss ein internetbasiertes Austauschforum bieten, dass Millionen Jugendlicher meinen, daran teilnehmen zu müssen? Ist dies primär ein Modephänomen, gepaart mit dem Wunsch, in zu sein? Oder, um es anthropologisch zu formulieren, gibt es tatsächlich eine Reizkonstante, die uns veranlasst, aktiver Part eines sozialen Netzwerkes zu sein? Vorab: So lange ich selbst nicht aktiver User von Facebook gewesen war, habe ich, aus der kritischen Distanz des Lehrers heraus, auch keinerlei Notwendigkeit dazu gesehen. Der Nutzen bzw. der Mehrwert einer solchen Plattform hat sich mir vor meiner beruflichen Beschäftigung mit den sozialen Netzwerken nicht erschlossen. Doch ist man erst einmal Teil davon, kristallisieren sich zunehmend die Reizpotenziale heraus, und zwar sowohl die rational-informativen wie auch die irrational-latenten, denen Schüler oftmals unterliegen.

Nachfolgend soll der Versuch unternommen werden, fünf thesenhaft formulierte Reizpotenziale herauszuarbeiten, denen vor allem Jugendliche erliegen und die den enormen Erfolg von Facebook & Co. derart beschleunigen. Es geht mir hierbei nicht um eine Glorifizierung der infrage stehenden Kanäle, sondern vielmehr um das Prinzip „Empathie“: Nur wer in der Lage ist nachzuvollziehen, warum Jugendliche mehr Zeit auf Facebook verbringen wollen als auf dem Fußballplatz, kann Schüler dort abholen, wo sie emotional und affektiv stehen, nämlich auf der digitalen Spielwiese des Sehens und Gesehenwerdens. Im Folgenden geht es nun in systematischer Form um die medialen Reize sozialer Netzwerke, wobei diese Auflistung von Reizen und Gefahren des Prinzips „Social“ im Netz meinen persönlichen Eindrücken und Einschätzungen und nicht etwa wissenschaftlichen Analysen oder Forschungen entstammt.

2.2.1 Individuell – Selbstinszenierung


Unter die sozialen Netzwerke subsumiere ich zuallererst Facebook, denn diese Plattform ist es wohl, die zurzeit den größten Einfluss auf Jugendliche und Schüler ausübt – und nicht nur auf diese. Basales Prinzip von Face­book ist meiner Einschätzung nach der Beweggrund des Sehens und Gesehenwerdens. Mit anderen Worten könnte man auch sagen, dass in der Pflege des eigenen Profils der alte Wunsch nach einer Visualisierung und Literarisierung des Gelebten zutage tritt, die jedoch im Vergleich zum klassischen Tagebucheintrag nicht monologisch für sich, sondern exhibitionistisch für eine allgemeine Öffentlichkeit oder einen ausgewählten Freundeskreis geschieht. Die Selbstpräsentation und Mitteilung eigener Aktivitäten ist Kern des Facebook-Profils: Dass hierbei nicht nur narzisstische oder gar egomanische Anliegen verhandelt werden, versteht sich von selbst. Je nach adäquater Nutzung der Plattform werden ebenso relevante Informationen an Freunde und Follower weiterkommuniziert oder interessante Inhalte ausgetauscht; dies hängt ganz von der...

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