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E-Book

Gesundheit durch Bedürfnisbefriedigung

AutorPeter Becker
VerlagHogrefe Verlag Göttingen
Erscheinungsjahr2006
Seitenanzahl325 Seiten
ISBN9783840920295
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis26,99 EUR

Körperliche und psychische Gesundheit, was ist das und wie kann man diesen Zustand erreichen? Das Buch informiert über den neuesten Forschungsstand zur Diagnostik, zu den biopsychosozialen Bedingungen und zur Förderung der Gesundheit. Nach der Behandlung etablierter Modellvorstellungen über Zusammenhänge von Lebensbedingungen, Persönlichkeit und Gesundheit wird ein neues systemisches Anforderungs-Ressourcen-Modell (SAR-Modell) der Gesundheit von hohem integrativen Wert vorgestellt.

Besondere Aufmerksamkeit wird der Bedürfnisbefriedigung als neuer Leitidee gewidmet. Empirische Untersuchungen belegen diese Gesundheitstheorie, welche sowohl die körperliche als auch die psychische Gesundheit mit einbezieht. Abschließend werden Maßnahmen zur Gesundheitsförderung abgeleitet.

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Kapitelübersicht
  1. Inhaltsverzeichnis
  2. Vorwort
  3. 1. Gesundheit und Krankheit
  4. 2. Modellvorstellungen über Zusammenhänge von Lebensbedingungen, Persönlichkeitseigenschaften und Gesundheit/ Krankheit
  5. 3. Ein systemisches Anforderungs-Ressourcen- Modell (SAR- Modell) der Gesundheit
  6. 4. Empirische Überprüfung des SAR-Modells
  7. 5. Förderung, Bewahrung und Wiederherstellung der körperlichen und psychischen Gesundheit
  8. 6. Anwendung des SAR-Modells auf das Phänomen Mobbing am Arbeitsplatz
  9. 7. Bedingungen der Gesundheit. Bilanz und Ausblick
  10. Literaturverzeichnis
  11. Sachverzeichnis
Leseprobe

3. Ein systemisches Anforderungs-Ressourcen- Modell (SAR-Modell) der Gesundheit (S. 103-104)

In diesem zentralen theoretischen Kapitel des vorliegenden Buches wird ein systemisches Anforderungs-Ressourcen-Modell (SAR-Modell) der Gesundheit vorgestellt. Ausgehend von einigen Grundannahmen der Systemtheorie, insbesondere der Leitidee einer Hierarchie von Systemen, wird Gesundheit mit der Bewältigung externer und interner psychosozialer und physischer Anforderungen mithilfe interner und externer psychosozialer und physischer Ressourcen in Verbindung gebracht. Dies geschieht in mehreren Schritten: Zunächst werden systemtheoretische Grundkonzepte dargestellt und erläutert, was unter externen und internen psychosozialen und physischen Anforderungen zu verstehen ist. Es folgen eine ausführliche Betrachtung verschiedener interner und externer psychosozialer und physischer Ressourcen und die Darstellung eines allgemeinen Modells zur Entstehung von Störungen und Krankheiten. Den Abschluss des Kapitels bildet der Vergleich des SAR-Modells mit verwandten Modellen.

3.1 Systemtheoretische Überlegungen zu Gesundheit und Krankheit

Dass sich systemtheoretische Konzepte für das Verständnis von Gesundheit und Krankheit als fruchtbar erweisen, erkennt man bereits an Begriffen wie Nervensystem, Herz-Kreislauf-System, Verdauungssystem, Atemsystem, Stoffwechselsystem oder Immunsystem, auf die auch Laien zurückgreifen, um sich ein Bild von biologischen Strukturen und Prozessen im menschlichen Körper zu machen. In ähnlicher Weise wird der Begriff des „Apparates“ verwendet, indem zum Beispiel das motorische System als Bewegungsapparat bezeichnet wird. Es stellt sich die Frage, was genau unter Systemtheorie und was unter einem System zu verstehen ist. Die erste Darstellung der Grundzüge der Systemtheorie erfolgte durch von Bertalanffy (1940), der drei Jahrzehnte später die kumulierten Erkenntnisse zu einer allgemeinen Systemtheorie integrierte (von Bertalanffy, 1968, 1975; siehe zusammenfassend Miller, 1975). Etwa zur selben Zeit führte Cannon (1939) das Konzept der Homöostase ein, und um die Mitte des vergangenen Jahrhunderts entstand die Informationstheorie (Shannon & Weaver, 1949). Die Systemtheorie ist ein Teilgebiet der Kybernetik, das in sehr allgemeiner Weise die Zustandsänderungen und Prozessabläufe in unterschiedlichen Systemen analysiert und die Zusammenhänge zwischen der Struktur und Funktionsweise von Systemen zum Gegenstand hat. Da ihre Aussagen unabhängig von der konkreten Realisierung der Systeme sind, lassen sie sich auf eine Vielzahl von Wissenschaften, darunter die Biologie und die Psychologie, anwenden.

Der Begriff „System“ wird in unterschiedlicher Bedeutung gebraucht. Eine sehr allgemeine Definition lautet: Ein System ist eine Menge von Elementen, zwischen denen Beziehungen bestehen, wobei der Zustand jedes Elementes durch den Zustand der anderen Elemente beeinflusst wird. Unter anderem lassen sich konzeptuelle, technische und lebende Systeme unterscheiden. Ein Beispiel für ein einfaches technisches System ist ein Thermostat zur automatischen Temperaturregelung zu Einzelheiten siehe Becker, 1995). Hingegen dient eine aus Eltern und Kindern bestehende Familie, deren Mitglieder sich gegenseitig beeinflussen, als Beispiel für ein lebendes (soziales) System.

Ein lebendes System setzt sich aus Subsystemen zusammen und ist selbst Subsystem eines übergeordneten Suprasystems (Abbildung 3.1). Es kann mithin auf hierarchisch angeordneten Ebenen – zum Beispiel von Zellen über Organe, Organismen (Personen), Gruppen, Gesellschaften bis zur Biosphäre – beschrieben werden siehe Abbildung 3.2). Verschiedene Wissenschaften – von der Physik und Chemie über die Anatomie, Physiologie, Biomedizin, Psychologie, Soziologie bis zur Ökologie – haben sich auf die Erforschung der jeweiligen Strukturen und Prozesse auf den unterschiedlichen Hierarchieebenen spezialisiert und dabei jeweils Problem angemessene eigene Sprachen entwickelt. Konkrete Beispiele für systemische Prozesse auf verschiedenen Ebenen werden unten gegeben (Abbildungen 3.3 bis 3.5 sowie in Kapitel 6 die Abbildungen 6.1 und 6.3).

Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis6
Vorwort10
1. Gesundheit und Krankheit14
1.1 Paradoxa der Begriffe Gesundheit und Krankheit14
1.2 Gesundheitsbegriff15
1.2.1 Gesundheitsbegriff in der Wissenschaft15
1.2.2 Gesundheitsbegriff von Laien18
1.3 Krankheitsbegriff20
1.3.1 Konzeptuelle Differenzierungen20
1.3.2 Allgemeiner Krankheitsbegriff in der Wissenschaft21
1.3.3 Allgemeiner Krankheitsbegriff von Laien24
1.4 Gesundheit und Krankheit als Dichotomie und als Kontinuum25
1.5 Zwischenbilanz zum Gesundheits- und Krankheitsbegriff27
1.6 Differenzierung von Gesundheitsbegriffen27
1.6.1 Aktuelle und habituelle Gesundheit28
1.6.2 Körperliche und psychische (seelische) Gesundheit28
1.6.3 „Objektiv“ erfasste und subjektiv eingeschätzte Gesundheit bzw. Krankheit31
1.7 Psychometrische Diagnostik von Gesundheit und Krankheit33
1.7.1 Diagnostik der aktuellen körperlichen Gesundheit34
1.7.2 Diagnostik der aktuellen psychischen Gesundheit: Skala zur Globalen Erfassung des Funktionsniveaus37
1.7.3 Diagnostik der aktuellen (psychischen und körperlichen) Gesundheit39
1.7.4 Diagnostik der habituellen körperlichen Gesundheit43
1.7.5 Diagnostik der habituellen psychischen Gesundheit46
1.7.6 Vergleichende Gegenüberstellung der acht Verfahren zur Diagnostik von Gesundheit und Krankheit48
1.8 Zusammenhang von körperlicher und psychischer Gesundheit bzw. Krankheit50
1.8.1 Komorbidität von körperlichen und psychischen Erkrankungen50
1.8.2 Zusammenhang von aktueller körperlicher und psychischer Gesundheit bzw. Krankheit, ausgehend von Symptomen53
1.8.3 Zusammenhang von habitueller psychischer und körperlicher Gesundheit bzw. Krankheit56
1.8.4 Diskussion der Zusammenhänge von körperlicher und psychischer Gesundheit bzw. Krankheit57
1.9 Zusammenfassung59
2. Modellvorstellungen über Zusammenhänge von Lebensbedingungen, Persönlichkeitseigenschaften und Gesundheit/ Krankheit62
2.1 Stressor-Stress-Modelle62
2.1.1 Stress aus biologischer Perspektive: Hans Selye63
2.1.2 Stress aus integrativer psychobiologischer Perspektive: Bruce McEwen64
2.1.3 Stress aus psychosozialer Perspektive68
2.2 Diathese-Stress-Modelle80
2.3 Stressor-Ressourcen-Modelle82
2.3.1 Demand-Control-Modell82
2.3.2 Modell der beruflichen Gratifikationskrisen (Effort-reward imbalance- Modell)85
2.3.3 Stressbewältigungsmodell von Lazarus87
2.3.4 Salutogenese-Modell von Antonovsky91
2.3.5 MASH-Modell95
Anpassung Stress96
Ressourcen96
Circumplexmodell96
2.3.6 Modell der Vereinbarkeit von Familie und Beruf von Kupsch98
2.4 Zusammenfassung100
3. Ein systemisches Anforderungs-Ressourcen- Modell ( SAR- Modell) der Gesundheit104
3.1 Systemtheoretische Überlegungen zu Gesundheit und Krankheit104
3.1.1 Ansatz von von Uexküll und Wesiack (1986)105
3.1.2 Bewältigung von Anforderungen mithilfe von Ressourcen109
3.2 Anforderungen112
3.2.1 Interne Anforderungen112
3.2.2 Externe Anforderungen128
3.3 Ressourcen132
3.3.1 Externe Ressourcen134
3.3.2 Interne Ressourcen138
3.4 Diagnostik externer Anforderungen und Ressourcen168
3.4.1 CEPAR169
3.4.2 Trierer Inventar zum chronischen Stress (TICS)170
3.5 Allgemeines Modell zur Entstehung von Störungen/Krankheiten173
3.5.1 Prädisponierende und immunisierende Bedingungen174
3.5.2 Auslösende und Pufferbedingungen176
3.5.3 Aufrechterhaltende und kurative Bedingungen176
3.6 Stellenwert des Gesundheits- und Bewältigungsverhaltens innerhalb des SAR- Modells177
3.7 Vergleich mit verwandten Modellen179
3.7.1 Lazarus179
3.7.2 Antonovsky180
3.7.3 Hobfoll182
3.7.4 Siegrist183
3.8 Zusammenfassung184
4. Empirische Überprüfung des SAR-Modells188
4.1 Stabilität und Veränderung von Persönlichkeitseigenschaften188
4.1.1 Effekte auf die Stabilität von Persönlichkeitseigenschaften189
4.1.2 Einfluss von Psychotherapie auf Persönlichkeitseigenschaften191
4.1.3 Einfluss von Umweltbedingungen auf den Neurotizismuse194
4.2 Ausgewählte pfadanalytische Studien zur Erklärung von Gesundheitsvariablen197
4.3 Eigene pfadanalytische Studien zur Überprüfung des SARModells203
4.3.1 Eine Untersuchung an Lehrern203
4.3.2 Untersuchung beruflich Hochambitionierter211
4.3.3 Längsschnittstudie von Becker und Jansen mit einer Trainingsgruppe und einer Kontrollgruppe215
4.3.4 Zusammenfassende Schlussfolgerungen aus eigenen pfadanalytischen Studien221
4.4 Zusammenfassung225
5. Förderung, Bewahrung und Wiederherstellung der körperlichen und psychischen Gesundheit228
5.1 Gesundheitsförderung, Prävention und Therapie: Gemeinsamkeiten und Unterschiede228
5.2 Übergeordnete Leitideen für gesundheitsbezogene Maßnahmen233
5.2.1 Gesundheitsförderung nach den Leitideen der Weltgesundheitsorganisation ( WHO)233
5.2.2 Gesundheitsbezogene Maßnahmen nach den Leitideen des systemischen Anforderungs- Ressourcen- Modells235
5.3 Gesundheitsbezogene Maßnahmen, ausgehend von internen Anforderungen236
5.3.1 Diagnostische Aspekte237
5.3.2 Förderung der Bedürfnisbefriedigung durch Psychotherapie239
5.3.3 Förderung der Bedürfnisbefriedigung durch Veränderung von Zielsetzungen und des Lebensstils240
5.4 Gesundheitsbezogene Maßnahmen, ausgehend von externen Anforderungen242
5.4.1 Analyse und Veränderung beruflicher Anforderungen242
5.4.2 Reduktion familiärer Anforderungen244
5.4.3 Koordination beruflicher und familiärer Anforderungen: Verbesserung der Balance von Beruf und Familie246
5.5 Gesundheitsbezogene Maßnahmen, ausgehend von externen Ressourcen248
5.5.1 Ressourcen am Arbeitsplatz248
5.5.2 Ressourcen in Partnerschaft und Familie249
5.5.3 Ressourcen in der Gemeinde (gemeindeorientierte Gesundheitsförderung)250
5.6 Gesundheitsbezogene Maßnahmen, ausgehend von internen Ressourcen252
5.6.1 Förderung psychosozialer Kompetenzen252
5.6.2 Förderung der körperlichen Fitness259
5.7 Zusammenfassung268
6. Anwendung des SAR-Modells auf das Phänomen Mobbing am Arbeitsplatz272
6.1 Definition und Prävalenz von Mobbing272
6.2 Ursachen und Folgen von Mobbing: Die Perspektive des SARModells273
6.2.1 Ursachen von Mobbing274
6.2.2 Gesundheitliche Folgen von Mobbing279
6.3 Therapie von Mobbing280
7. Bedingungen der Gesundheit. Bilanz und Ausblick284
Literaturverzeichnis288
Sachverzeichnis317

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