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Handelt es sich beim Negativen Priming-Effekt um ein Gedächtnisphänomen?

AutorTatjana Beck
VerlagBachelor + Master Publishing
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl53 Seiten
ISBN9783863417505
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis19,99 EUR
In der vorgestellten Studie wurde ein auditives Negatives Priming Paradigma herangezogen, um den Negativen Priming-Effekt im Altersvergleich zu untersuchen. Anhand einer auditiven Identifikationsaufgabe wurde dabei die Leistung einer jungen Gruppe (18-30 Jahre) mit der Leistung zweier Senioren-Gruppen (60-67 Jahre vs. 68-80 Jahre) verglichen. Das Hauptziel bestand darin, den Befund von Buchner und Mayr (2004) zu replizieren und damit aufzuzeigen, dass sich der auditive Negative Priming-Effekt unabhängig vom Alter einstellt und es keinen altersbedingten Unterschied im Ausmaß des Effekts gibt. Die Datenauswertung ergab, dass sich für alle drei Altersgruppen ein signifikanter Negativer Priming-Effekt eingestellt hat. Zusätzlich wurde mithilfe des multinomialen Modells untersucht, welcher Mechanismus den auditiven Negativen Priming-Effekt bedingt. Das Ergebnis deutet darauf hin, dass episodische Abrufprozesse unabhängig vom Alter am Zustandekommen des auditiven Negativen Priming-Effekts beteiligt sind, da der spezifische Fehler in 'Ignoriertes wiederholt'-Durchgängen im Vergleich zu Kontrolldurchgängen überrepräsentiert war. Dieser Effekt ist für jede Altersgruppe im selben Ausmaß eingetreten. Damit repliziert der vorliegende Befund die Vorgängerstudie von Mayr und Buchner (2006) und unterstützt das Modell des Abrufs der Prime-Reaktion im Rahmen des episodischen Abrufmodells.

Tatjana Beck wurde 1986 in Tokmak (Kirgisien) geboren. Ihr Psychologie-Studium an der Heinrich-Heine Universität in Düsseldorf schloss die Autorin im Jahre 2011 mit dem akademischen Grad des Diploms erfolgreich ab. Bereits während des Studiums sammelte di

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Leseprobe
Textprobe: Kapitel 1.2, Kognitive Leistungsfähigkeit und Negatives Priming bei älteren Versuchsteilnehmern: Die Forschung beschäftigt sich schon lange mit der Fragestellung, in wie weit sich die kognitive Leistungsfähigkeit mit zunehmendem Lebensalter verändert. In diesem Zusammenhang wurden in der Vergangenheit verschiedene Theorien entwickelt, um altersbedingte kognitive Leistungsbeeinträchtigungen zu erklären. Dazu gehört auch die Verarbeitungsgeschwindigkeitstheorie von Salthouse (1996), in der eine altersbedingte Verlangsamung in der Verarbeitungsgeschwindigkeit prognostiziert wird, was darin zum Ausdruck kommen soll, dass Ältere länger brauchen, um mentale Operationen durchzuführen. Eine andere empirisch gut fundierte Theorie ist die Inhibitionsdefizit-Theorie des kognitiven Alterns von Hasher und Zacks (1988), in der eine mit dem Alter zunehmende selektive Beeinträchtigung inhibitorischer Kontrollmechanismen unterstellt wird. Diese inhibitorischen Kontrollmechanismen sind jedoch essentiell für eine effiziente Informationsverarbeitung, da sie folgende Funktionen erfüllen: Verhinderung eines uneingeschränkten Eintritts von irrelevanten Informationen ins Arbeitsgedächtnis (Eintritts-Kontrolle), Löschung irrelevanter Informationen aus dem Arbeitsgedächtnis (Löschungs-Kontrolle) und Hemmung von unangemessenen Reaktionen (Hemmungs-Kontrolle). Wenn die Funktionstüchtigkeit inhibitorischer Kontrollmechanismen im höheren Lebensalter tatsächlich nachlässt, dann sollte sich diese funktionale Abnahme auf drei Arten äußern: reduzierte Fähigkeit (a) konkurrierende Distraktor-Information zu ignorieren, (b) Informationen, die nicht länger aufgabenrelevant sind, zu löschen und (c) unangemessene Reaktionen zurückzuhalten. Dadurch wird es im höheren Lebensalter wahrscheinlicher, dass irrelevante Informationen ins Arbeitsgedächtnis eindringen und mit der Verarbeitung von relevanten Informationen interferieren, was sich in einer beeinträchtigten kognitiven Performanz widerspiegelt. Dieses Inhibitionsdefizit betrifft verschiedene kognitive Funktionen, einschließlich Sprache, Gedächtnis und Aufmerksamkeit (Hasher et al., 1999). Um die Gültigkeit der Inhibitionsdefizit-Theorie des kognitiven Alterns (Hasher & Zacks, 1988) zu prüfen, wurden in der Vergangenheit zahlreiche Studien durchgeführt, die das Hauptaugenmerk auf die Fragestellung richteten, ob altersbedingte Unterschiede in der Anfälligkeit für Interferenz durch Distraktoren bestehen (siehe z.B. Bell et al., 2008). In einer aktuellen Überblicksarbeit von Guerreiro et al. (2010) wird herausgestellt, dass ältere Erwachsene tatsächlich anfälliger für Distraktoren sind, was in unimodalen, visuellen Aufgaben im Vergleich zu unimodalen, auditiven Aufgaben deutlich stärker zum Ausdruck kommt. Jedoch geht das Befundmuster in eine andere Richtung, wenn die Leistungsfähigkeit von jungen und älteren Erwachsenen in crossmodalen Paradigmen verglichen wird. Hier zeigt sich nämlich, dass selektive Aufmerksamkeitsmechanismen auch im höheren Lebensalter weitestgehend unbeeinträchtigt sind, wenn auditive Distraktoren in einer crossmodalen Aufgabe dargeboten werden. Guerreiro et al. (2010) schlussfolgerten daraus, dass die Inhibitionsdefizit-Theorie des kognitiven Alterns unter Einbezug der sensorischen Modalität genauer spezifiziert werden sollte. Denn die sensorische Modalität scheint eine bisher vernachlässigte, aber wichtige Determinante für altersbedingte Unterschiede im Hinblick auf selektive Aufmerksamkeitsmechanismen zu sein. Dies könnte damit zusammenhängen, dass auditiv und visuell wahrgenommene Stimuli verschiedenen Filtermechanismen unterliegen. So können auditiv präsentierte Distraktoren auf zentraler und peripherer kognitiver Ebene inhibiert werden, während visuell dargebotene Distraktoren von zentralen Verarbeitungsmechanismen, die anfälliger für altersbedingte Beeinträchtigungen sind, unterdrückt werden (Guerreiro et al., 2010). Dies stellt allerdings einen gewissen Widerspruch zur gängigen Annahme dar, dass die Selektion in der visuellen Modalität stärker periphere Mechanismen nutzen kann, was für die auditive Modalität nicht zutrifft (Banks et al., 1995). Zusammenfassend kann deshalb festgehalten werden, dass der Artikel von Guerreiro et al. (2010) zwar zeigt, dass die Modalität eine wichtige Variable für den Negativen Priming-Effekt darstellt, Schlussfolgerungen über Modalitätsgrenzen hinweg können jedoch nicht gezogen werden.
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