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Parkinson - Die Krankheit verstehen und bewältigen

Unter Mitarbeit von Dr. med. Manfred Georg Krukemeyer, Prof. Dr. med. Gunnar Möllenhoff und Dipl.-Psych. Dr. Ellen Trautmann

AutorClaudia Trenkwalder
VerlagSchattauer GmbH, Verlag für Medizin und Naturwissenschaften
Erscheinungsjahr2014
Seitenanzahl156 Seiten
ISBN9783794569403
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis19,99 EUR
In Deutschland sind rund 300 000 Menschen an Parkinson erkrankt. Die Krankheit verläuft schleichend, oft werden Symptome erst spät erkannt oder zunächst anderen Krankheitsbildern zugerechnet. Besonders wichtig ist dabei die Abgrenzung zu den atypischen Parkinson-Syndromen, auf die die 2. Auflage ausführlich eingeht. Diese sind vergleichsweise selten, werden aber oft falsch als Morbus Parkinson diagnostiziert. Für die Betroffenen beider Krankheitsbilder stehen folgende Fragen an erster Stelle: - Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es? - Welche Medikamente können helfen? - Was kann ich tun, um die körperlichen Beschwerden in den Griff zu bekommen? - Wie können meine Familie und ich mit den psychischen Belastungen durch die Krankheit umgehen? In diesem Buch schildern die Neurologin und Parkinson-Spezialistin Prof. Dr. med. Claudia Trenkwalder und ihr Autorenteam die Symptome der Erkrankungen und zeigen sämtliche Behandlungsmöglichkeiten auf. Die Wirkungsweise und die Nebenwirkungen der Parkinson-Medikamente werden detailliert beschrieben. Außerdem geben die Autoren Hinweise, wie Betroffene besser mit ihrer Krankheit leben und dadurch ihren Alltag leichter bewältigen können. Ein eigenes Kapitel widmet sich der Frage, was Parkinson-Patienten zu beachten haben, wenn sie sich wegen anderer Beschwerden einer Operation unterziehen müssen.

Claudia Trenkwalder, Prof. Dr. med., Fachärztin für Neurologie, Chefärztin der Paracelsus-Elena-Klinik, Kassel, Zentrum für Parkinson-Syndrome und Bewegungsstörungen.

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Leseprobe

Diagnosestellung


Die typischen Beschwerden der Parkinson-Erkrankung entwickeln sich meist sehr langsam über Jahre hinweg. Trotzdem gibt es bei vielen Patienten einen Zeitpunkt, an dem sie zum ersten Mal selbst diese Beschwerden bemerken. Dies kann z. B. nach einer Operation sein, wenn durch Narkosemittel eine Veränderung im Bereich der Dopamin-Bindungsstellen des Gehirns vorübergehend erfolgt ist. Viele Patienten berichten, dass sie dann erstmals ein Zittern einer Körperseite bemerkt haben. Es kann aber auch sein, dass Patienten bei sportlichen Aktivitäten wie z. B. beim Schwimmen, Skifahren oder Wandern erstmals bemerken, dass die spontanen Bewegungen nicht mehr so wie früher ausgeführt werden können. Bei einigen Patienten wird die Erkrankung gar nicht durch sie selbst bemerkt, sondern durch Angehörige, denen ein vermindertes Mitschwingen eines Armes, eine Verlangsamung beim Gehen oder eine Veränderung des Gesichtsausdruckes auffällt. Manchmal findet auch der Hausarzt, der den Patienten über Jahre kennt, bei einer Routineuntersuchung den Patienten verlangsamt oder verändert und stellt den Verdacht auf eine Parkinson-Erkrankung. Es kann auch Jahre dauern, bis vom Arzt die Diagnose Parkinson gestellt wird, wenn sich die Erkrankung besonders langsam entwickelt und beim Patienten selbst keine schwerwiegenden Einschränkungen durch die Erkrankung auftreten. Besonders schwierig ist die Diagnosestellung, wenn nicht Beschwerden der Bewegung, sondern z. B. psychische Symptome wie eine Depression das erste Merkmal darstellen und diese nicht rechtzeitig erkannt oder behandelt wird.

Zu den diagnostischen Methoden der Parkinson-Erkrankung zählen z. B. eine bildgebende Untersuchung des Gehirns, d. h. zumindest eine Computertomografie oder heutzutage besser noch eine Kernspintomografie. In den Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (http://www.dgn.org/leitlinien.html) können die für den Arzt wichtigsten Untersuchungen nachgeschlagen werden, die bei der Diagnose einer Parkinson-Erkrankung durchgeführt werden sollten. Eventuell wird der Nervenarzt oder Neurologe auch einen Ultraschall der sogenannten Substantia nigra, d. h. der „schwarzen Substanz“, oder einen „Medikamententest“ durchführen, bei dem er das Ansprechen des Patienten auf Dopamin testet. Nur Patienten mit der klassischen Parkinson-Erkrankung reagieren eindeutig und auch längerfristig auf eine Behandlung mit L-Dopa bzw. dopaminhaltigen Medikamenten.

Die diagnostischen Methoden im Überblick


Im Folgenden sollen kurz die wichtigsten Untersuchungsmethoden erläutert werden, die bei der Fragestellung nach einer Parkinson-Erkrankung oder anderen Parkinson-Syndromen durchgeführt werden. Im Rahmen dieses Buches kann nur ein kurzer Überblick gegeben werden. Natürlich gibt es jedoch viele Details zu den einzelnen Untersuchungen und zur Interpretation ihrer Ergebnisse, die Sie dann von dem durchführenden Arzt jeweils erfahren können.

Craniale Computertomografie (CCT)

Bei dieser Untersuchung wird das Gehirn mittels einer Röntgenschichtaufnahme in einem Computertomografen dargestellt. Auf den einzelnen Schichten kann man dabei den Schädelknochen und die jeweils wichtigsten Strukturen des Gehirns darstellen, ebenso die mit Hirnwasser (Liquor) gefüllten Hirnkammern. In der Computertomografie kann man vor allem Veränderungen im Knochenbereich, einen Schlaganfall oder einen Hirntumor feststellen, ebenso Zysten oder Blutgerinnsel. Feinere Details und insbesondere die Basalganglien oder das Kleinhirn können mit dieser Methode kaum erfasst werden.

Die Computertomografie wird liegend in einer Röhre durchgeführt, die jedoch relativ breit und offen ist und bei den wenigsten Menschen Platzangst hervorruft.

Kernspintomografie (Magnetresonanztomografie, MRT cerebral, MRT des Kopfes)

Bei dieser Methode wird das Gehirn ebenfalls in kleinen Scheibchen dargestellt, hier werden jedoch Magnetresonanzwellen verwendet, die keine Strahlenbelastung bedeuten. In der Kernspintomografie werden unterschiedliche Techniken (Sequenzen) eingesetzt, um verschiedene Fragestellungen zu klären. Die Veränderungen in den Basalganglien, die für die Parkinson-Krankheit entscheidend sind, können mit spezifischen Sequenzen untersucht werden. Diese unterscheiden sich von den Sequenzen, die man zur Untersuchung von Schlaganfallpatienten verwendet. Es ist deshalb wichtig, dass Ihr Arzt bei der Anforderung dieser Untersuchung genau vermerkt, dass er eine Parkinson-Erkrankung vermutet und möglicherweise auch schon die gewünschten Sequenzen für den Untersucher auflistet. Die klassische Parkinson-Erkrankung kann nicht in der Kernspintomografie gesehen werden und nicht diagnostiziert werden. Dies ist ein häufiger Fehler, den manchmal selbst Fachärzte begehen. Nur indirekte Zeichen, wie sie bei atypischen Parkinson-Syndromen auftreten, z. B. Eisenablagerungen in den Basalganglien, sogenannte Gliosezeichen im Hirnstammbereich oder eine geringe Atrophie (Hirnschwund), können in der MRT-Untersuchung erfasst werden und lassen bestimmte atypische Parkinson-Syndrome vermuten. In der MRT-Untersuchung können bereits länger zurückliegende Schlaganfälle, Durchblutungsstörungen, frühere Blutungen im Gehirn, ebenso wie Hirntumoren und Störungen der Zirkulation des Nervenwassers festgestellt werden. Die MRT-Untersuchung ist wesentlich genauer und damit hilfreicher als die computertomografische Untersuchung und sollte deshalb, wenn möglich, bei der Fragestellung Parkinson-Syndrom bevorzugt werden.

DaTSCAN

Die DaTSCAN (Dopamin-Transporter-Szintigrafie) stellt über eine indirekte Methode den Verlust bzw. die Verminderung von dopaminproduzierenden Nervenzellen im Gehirn dar. Dies wird über eine Bindung eines radioaktiv markierten Präparates an dem sogenannten Dopamin-Transporter gemessen, der das freigesetzte Dopamin im Gehirn bindet und weitertransportiert. Wenn eine normale Menge des Dopamin-Transporters vorliegt, stellt sich ein unauffälliges Bild dar (? Abb. 1). Falls ein Parkinson-Syndrom oder eine neurodegenerative Erkrankung vorliegt, entweder ein klassischer Morbus Parkinson oder auch eines der atypischen Parkinson-Syndrome, stellt sich eine asymmetrische oder auch symmetrische Verminderung des Dopamin-Transporters dar (? Abb. 2). Es ist wichtig zu wissen, dass bei allen Parkinson-Syndromen eine Veränderung im DaTSCAN zu sehen ist und dass diese Methode nicht zwischen dem klassischen Morbus Parkinson und den atypischen Parkinson-Syndromen unterscheiden kann.

Abb. 1 Dopamin-Transporter-Szintigrafie: Unauffälliges Bild, bei dem eine ausreichende Menge an Dopamin-Transportern vorliegt. Eine Parkinson-Erkrankung kann ausgeschlossen werden.

Abb. 2 Dopamin-Transporter-Szintigrafie: Bei diesen Bildern ist die Asymmetrie der Dopamin-Transporter-Aktivität im Gehirn deutlich zu erkennen. Die beiden linken Bilder mit dem fehlenden weißen Signal zeigen am deutlichsten, dass weniger Dopamin-Aktivität in den Basalganglien besteht. Dieser Befund weist auf ein Parkinson-Syndrom hin.

Bei der Untersuchung wird eine kleine Menge eines radioaktiv markierten Präparates in die Vene gespritzt, anschließend wartet der Patient ungefähr drei Stunden, bis sich das Präparat im gesamten Körper und Gehirn verteilt. Dann werden im Liegen für ca. 30–45 Minuten Aufnahmen mit einer Kamera durchgeführt, die sich langsam um den Kopf dreht. Insgesamt müssen für die Untersuchungen mehrere Stunden Zeit eingeplant werden. Außer der Strahlenbelastung, die ungefähr einer Computertomografie entspricht, bestehen keine Gefährdungen oder Nebenwirkungen.

Wichtig ist jedoch zu wissen, dass verschiedene Substanzen oder Medikamente das Ergebnis der Untersuchung verfälschen können. Hierzu zählen Amphetamine oder auch Kokain, aber auch Antidepressiva. Bitte fragen Sie unbedingt vor der Planung dieser Untersuchung Ihren Arzt, ob Sie eines der Medikamente einnehmen, das möglicherweise das Untersuchungsergebnis verfälschen könnte.

Hirnparenchymsonografie, Ultraschall der Substantia nigra (HPS)

Die Hirnparenchymsonografie ist eine neuere Methode, die mit einem Ultraschallkopf hinter dem Ohr durchgeführt wird und die sogenannte „Substantia nigra“, in der die dopaminproduzierenden Nervenzellen liegen, untersuchen kann. Typische Veränderungen in diesem Bereich können mit dieser Ultraschallmethode von einem erfahrenen Untersucher gemessen werden und die Diagnose einer Parkinson-Erkrankung bestätigen. Diese Veränderungen in der Hirnparenchymsonografie bestehen bereits zu Beginn der Erkrankung und verändern sich nicht während der Erkrankung. Trotz vieler Forschung in diesem Bereich ist bis heute noch nicht bekannt, welche genauen Veränderungen in den Nervenzellen die typischen Befunde im Ultraschall beim Morbus Parkinson verursachen. Üblicherweise findet sich eine sogenannte „hyperechogene Substantia nigra“, d. h., ein Bereich mit vermehrtem Schallschatten, ähnlich wie wenn man einen Gallen- oder Nierenstein zeigt.

Riechtest

Bereits früh in der Erkrankung, teilweise auch schon vor Beginn der ersten Bewegungseinschränkungen, können Störungen des Riechens beim Parkinson-Patienten auftreten. Dies trifft vor allem für den klassischen Morbus Parkinson zu. Hier werden bestimmte Geruchsstoffe wie der Geruch nach Kaffee, Blumen, aber auch unangenehme Geruchsstoffe wie verdorbener Fisch, nicht ausreichend...

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