Wissenschaftlicher Aufsatz aus dem Jahr 2012 im Fachbereich Verkehrswissenschaft, Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main (Institut für Humangeographie), Veranstaltung: AG Mobilitätsforschung, Sprache: Deutsch, Abstract: Mobilitätsmanagement wird als eine Lösung für das Problem angeboten, den Verkehr auf umweltfreundliche Verkehrsmittel zu verlagern, ohne mit als staatlich-autoritär wahrgenommenen restriktiven ordnungspolitischen Maßnahmen zu stark in die individuelle Verhaltensfreiheit einzugreifen, oder teure neue Infrastrukturen bzw. Buslinien finanzieren zu müssen. Mit v.a. kommunikativen, motivierenden, nachfrageorientierten, also Anreiz setzenden und gleichzeitig relativ kostengünstigen Maßnahmen sollen z.B. Angestellte eines Betriebes, Einwohner einer Kommune, Eltern einer Schule oder Besucher eines Krankenhauses dazu gebracht werden, den ÖPNV, das Fahrrad oder wenigstens Fahrgemeinschaften zu nutzen, um den motorisierten Individualverkehr an einem Standort zu reduzieren. Besonders auf betrieblicher Ebene wird dieses Instrument in letzter Zeit verstärkt eingesetzt, um entweder Verkehrs- und Parkraumdruck zu reduzieren, Kosten zu sparen, die Gesundheit der Mitarbeiter zu fördern oder im Unternehmen bzw. in einer Stadtverwaltung ein Nachhaltigkeitsleitbild zu unterstreichen. Befürworter von Mobilitätsmanagement verweisen auf messbare Verkehrsverlagerungseffekte nach gewissen Projektlaufzeiten. Allerdings fehlt in der Praxis häufig ein Nachweis für die kausale Wirkung der Maßnahmen, weil die Veränderungen im Modal Split lediglich auf aggregierter Ebene festgestellt, aber nicht auf individueller Ebene erhoben und evaluiert werden. Es ist unklar, ob die eingesetzten Maßnahmen verhaltenswirksam in dem Sinne sind, dass die festgestellten globalen Veränderungen auf Mikroebene (individuell) wirklich auf diese zurückzuführen sind. Die soziologischen und psychologischen Zusammenhänge auf individueller Handlungsebene bleiben bisher im Dunklen. Aus wissenschaftlicher Perspektive lohnt es sich jedoch, hier zu forschen, da die Gründe für die Verhaltensänderung, also den messbaren Modal Shift, nicht nachgewiesen sind, weil in der verkehrswissenschaftlichen Handlungstheorie davon ausgegangen wird, dass das alltägliche Verkehrshandeln stark routinisiert ist und außer im Rahmen von Kontextänderungen (Umzug, Veränderungen im Haushalt, neuer Arbeitsplatz, Kinder etc.) nur äußerst schwer von außen zu beeinflussen ist, wenn nicht starke Anreize oder Restriktionen eine Änderung erzwingen. In dieser Arbeit wird ein Forschungsdesign vorgestellt, um die individual-soziopsychologischen Wirkmechanismen im Verkehrshandeln zu untersuchen.
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