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E-Book

Heimdall der Wächter der Götter

Die Götter der Germanen - Band 8

AutorHarry Eilenstein
VerlagBooks on Demand
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl140 Seiten
ISBN9783743170469
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis5,49 EUR
Die Reihe Die achtzigbändige Reihe "Die Götter der Germanen" stellt die Gottheiten und jeden Aspekt der Religion der Germanen anhand der schriftlichen Überlieferung und der archäologischen Funde detailiiert dar. Dabei werden zu jeder Gottheit und zu jedem Thema außer den germanischen Quellen auch die Zusammenhänge zu den anderen indogermanischen Religionen dargestellt und, wenn möglich, deren Wurzeln in der Jungsteinzeit und Altsteinzeit. Daneben werden auch jeweils Möglichkeiten gezeigt, was eine solche alte Religion für die heutige Zeit bedeuten kann - schließlich ist eine Religion zu einem großen Teil stets der Versuch, die Welt und die Möglichkeiten in ihr zu beschreiben. Das Buch Heimdall, der Wächter der Regenbogenbrücke, hat eine reichhaltige Mythologie gehabt, von der fast nur Bruchstücke erhalten geblieben sind. Ein großer Teil dieser Mythen läßt sich jedoch rekonstruieren, sodaß Heimdall wieder als ein Aspekt des ehemaligen Sonnengott-Göttervaters Tyr sichtbar wird.

Ich bin 1956 geboren und befasse mich nun seit 40 Jahren intensiv mit Magie, Religion, Meditation, Astrologie, Psychologie und verwandten Themen. Im Laufe der Zeit habe ich ca. 40 Bücher und ca. 50 Artikel für verschiedene Zeitschriften verfasst. Seit 2007 habe ich meine jahrzehntelange Nebentätigkeit ausgeweitet und bin nun hauptberuflich Lebensberater. Dies umfasst die eigentlichen Beratungen, aber auch das Deuten von Horoskopen, Heilungen, Rituale, Hilfe bei Spukhäusern u.ä. Problemen, Ausbildung in Meditation und Feng Shui und vieles mehr. Auf meiner Website www.HarryEilenstein.de finden Sie einen Teil meiner neueren Artikel und auch einen ausführlichen Lebenslauf.

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Leseprobe

I 3. Heimdall der Wächter auf der Regenbogenbrücke


I 3. a) Gylfis Vision


Die vollständigste Darstellung des Gottes Heimdall findet sich in dem zweiten Teil der Edda, die den Namen „Gylfis Vision“ trägt.

Heimdall heißt einer, der auch der weiße Ase genannt wird. Er ist groß und hehr und von neun Mädchen, die Schwestern waren, geboren worden.

Er heißt auch Hallinskidi und Gullintanni, weil seine Zähne von Gold sind. Sein Pferd heißt Gulltopp.

Er wohnt auf Himinbiörg bei Bifröst. Er ist der Wächter der Götter und wohnt dort an des Himmels Ende, um die Brücke vor den Bergriesen zu bewahren.

Er bedarf weniger Schlaf als ein Vogel und sieht sowohl bei Nacht als bei Tag hundert Tagreisen weit; er hört auch das Gras in der Erde und die Wolle auf den Schafen wachsen, und auch alles, was einen stärkern Laut von sich gibt.

Er hat ein Horn, das Giallarhorn heißt, und bläst er hinein, so wird es in allen Welten gehört. Heimdalls Schwert heißt Haupt.

Von ihm heißt es (im Grimnir-Lied):

Himinbiörg ist die achte, wo Heimdall soll

Der Weihestatt walten.

Der Götterwächter schlürft in schöner Wohnung

Selig den süßen Met.

Auch sagt er selbst in dem (nicht erhaltenen) Lied „Heimdalls Zauber“:

Ich bin neun Mütter Sohn

und von neun Schwestern geboren.

Heimdall ist „Weiß“, d.h. er leuchtet – er ist eine Umdeutung des ehemaligen Sonnengott-Göttervaters Tyr.

Die „neun Schwestern“ sind die jenseitsgöttin, da die Zahl „9“ von den Germanen als ein Adjektiv mir der Bedeutung „zum Jenseits gehörend“ benutzt worden ist.

„Hallinskidi“ bedeutet „Hallen-Ski“ und bezeichnet wahrscheinlich das Schiff der Sonne, die durch die „Himmel-Halle“ fährt. Schiffe werden in den Kenningarn sehr häufig als „Ski“ umschrieben. Mit der Kenning „Hallinskidi“ wurde auch der „Widder“ bezeichent, der offenbar in Zusammenhang mit dem Gott Heimdall gestanden hat.

Heimdall Goldene Zähne sind eine Weiterentwicklung des indogermanischen Vorstellung, daß die Sonne das Haupt des Sonnengott-Göttervaters ist.

„Gulltopp“ bedeutet „Goldlocke“. Da die beiden Rosse, die den Sonnen-Streiwagen ziehen, Schimmel mit goldener Mähne, goldenem Schweif und goldenen Hufen gewesen sind, reitet Heimdall offenbar eines dieser Sonnenrosse – was bestätigt, daß dieser Gott eine Umdeutung des ehemaligen Sonnengott-Göttervaters Tyr ist.

„Himinbjörg“ bedeutet „Himmelsberg, Himmels-Hügelgrab, Himmelsburg“, also ursprünglich „Schutzort am Himmel“. Hier hat „Berg“ noch die Bedeutung von „geborgener Ort“. Der Besitzer des „geborgenen Ortes am Himmel“ kann am ehesten der Sonnengott sein.

Die „Bergriesen“ sind allgemein die Toten und spezieller die Vorfahren der Götter, also letztlich der ehemalige Sonnengott-Göttervater Tyr, der im Jenseits der „König der Riesen“ gewesen ist. Bei der Umdeutung des Tyr zu Heimdall bei dessen Absetzung durch Thor und Odin um ca. 500 n.Chr. ist Heimdall selber zu einem Gegner des Tyr-Riesen umgedeutet geworden. Heimdall wurde somit sozusagen zu einem Gehilfen des Thor bei dessen Kampf gegen den König der Riesen (Thiazi, Geiröd, Hrungnir, Thrym usw.), also gegen Tyr.

Heimdalls Funktion als Wächter der Regenbogenbrücke erinnert an Tyr als Riesenbaumeister, der die Mauer rings um Asgard sowie das Tor in ihr erbaut hat. Anscheinend ist aus dem ehemaligen Sonnengott-Göttervater Tyr als dem Herrn der Jenseits-Himmelshalle sowohl Tyr als der Riese, der die Mauer rings um Asgard erbaut hat, als auch Heimdall als der Wächter an dem Tor in dieser Mauer, an der die Regenbogenbrücke endet, geworden.

I 3. b) Skirnir-Lied


In diesem Lied wird der Ase Heimdall von Skirnir mit „Wächter der Götter“ umschrieben:

„Du wirst weiter bekannt werden als der Wächter der Götter.“

I 3. c) Lokasenna


In den „Zankreden des Loki“, die auch „Ägirs Trinkgelage“ genannt werden, beleidigt Loki alle Götter und Göttinnen so gut er kann – und das ist nicht wenig …

In einer „Nebenrolle“ erscheint auch Heimdall:

Heimdall:

Trunken bist Du, Loki! Vertrankst den Verstand:

Laß endlich ab, Loki,

Denn im Rausche reden die Leute viel

Und wissen nicht was.

Loki:

Schweig Du, Heimdal! In der Schöpfung Beginn

Ward Dir ein leidig Los.

Mit feuchtem Rücken fängst Du den Tau auf

Und wachst: der Götter Wärter!

Diese Schilderung des Heimdall bezieht sich vermutlich lediglich auf seine Wächterfunktion – der Morgentau sammelt sich auch auf dem Rücken der Wächter, die draußen in Nacht Wache halten.

I 3. d) Gylfis Vision


In „Gylfis Vision“ in der Edda wird die Regenbogenbrücke, auf der Heimdall Wache hält, näher beschrieben:

Da frug Gangleri: „Wo geht der Weg vom Himmel zur Erde?“

Har antwortete und lachte: „Nun hast Du unklug gefragt. Hast Du nicht gehört, daß die Götter eine Brücke machten vom Himmel zur Erde, die Bifröst heißt? Die wirst Du gewiß gesehen haben; aber vielleicht nennst Du sie Regenbogen. Sie hat drei Farben und ist sehr stark und mit mehr Kunst und Verstand gemacht als andere Werke.

Aber so stark sie auch ist, so wird sie doch zerbrechen, wenn Muspels Söhne kommen, darüber zu reiten; und ihre Pferde müssen über große Ströme schwimmen.“

Da sprach Gangleri: „Nicht dünkt es mich, daß die Götter die Brücke so fest gemacht haben, wenn sie zerbrechen mag; sie konnten sie doch so fest machen wie sie wollten.“

Da antwortete Har: „Die Götter haben keinen Tadel verdient wegen dieses Werkes. Bifröst ist eine gute Brücke; aber kein Ding in der Welt mag bestehen bleiben, wenn Muspels Söhne geritten kommen.“

Diese Beschreibung der Regenbogenbrücke erweckt den Eindruck, als ob sie aus Wasser wäre, da die Pferde der Riesen schwimmen müssen. Bifröst entspricht anscheinend nicht nur von ihrer mythologischen Funktion, sondern auch von ihrem „Material“ her dem Jenseitsfluß Gjallar.

I 3. e) Grimnir-Lied


An einer anderen Stelle wird das Blau des Regenbogens als Wasser und das Rot als Feuer angesehen, was die Deutung der Regenbogenbrücke als Analogie zu dem Jenseitsfluß, durch den die Pferde schwimmen müssen, bestätigt.

Denn die Asenbrücke steht all in Lohe,

Heilige Fluten flammen.

I 3. f) Das andere Lied von Helgi Hundingstöter


In diesem Lied wird Heimdall „Windhelm“ genannt – seine Brücke ist Bifröst.

Nun muß ich reiten die geröteten Wege,

Und mein Küsten-Roß über den Himmel lenken;

Westwärts gehe ich zu Windhelms Brücke,

Eh Salgofnir krähend das Krieger-Volk weckt.

Die „geröteten Wege“ könnten der blutgetränkte Weg der gefallenen Krieger vom Schlachtfeld nach Walhalla sein. Es ist anzunehmen, daß hier auch eine Assoziation zur Morgenröte vorliegt.

Das „Küstenroß“ ist ein Schiff – offenbar eine Entsprechung zu dem Schiff Hringhorni, in dem Baldur bestattet worden ist. Dieses Schiff fährt an den Himmel empor, d.h. Hogni wird zu einem Stern oder zu einem Begleiter der Sonne bzw. des Sonnengott-Göttervaters Tyr.

„Windhelm“ wird ein Beiname des Gottes Heimdalls ein, da „Windhelm“ offenbar auf der Brücke Bifröst am Himmel steht. Da er westwärts zu dieser Brücke geht, folgt er wohl der Nacht, die vor der aufgehenden Sonne nach Westen flieht. Die Nacht ist eine Analogie zu dem Jenseits, aus dem Hogni daher nur des Nachts herauskommen kann.

„Salgofnir“ („der auf dem Hallen-Giebel sitzt“) ist ein Hahn – wahrscheinlich auf Odins Saal Walhall.

In diesem Lied wird ein Gleichnis benutzt, daß die gefallenen Krieger der in das Jenseits reisenden Sonne gleichsetzt:

Krieger-Sonnen-Gleichnis
TextGleichnis
KriegerSonne
gerötete WegeSchlachtfeldAbendrot
Küsten-RoßDrachenschiffSonnen-Schiff
westwärtsKurs des Schiffesins Jenseits (Sonnenuntergang im westen)
Salgofnir weckt die KriegerErwachen am MorgenAnkunft im Jenseits

I 3. g) Gylfis Vision


Wenn der Ragnarök, also das „Ende der Welt“ naht, warnt Heimdall die Asen vor der Ankunft der Riesen, die von dem...

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